Ehrenamtliche überlastet:Kita-Verein stößt an seine Grenzen

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47 Buben und Mädchen besuchen die Mittagsbetreuung. Monika Detter liest einigen von ihnen etwas vor. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die verantwortlichen Eltern der Mittagbetreuung hoffen, dass die Gemeinde übernimmt

Von Ingrid Hügenell, Egling

Nur wenige Wochen war ein Kind aus der ersten Klasse der Eglinger Grundschule in der Mittagsbetreuung. Dann mussten die Eltern sich etwas anderes überlegen. Der Grund: Das Mädchen hat Diabetes und muss vor dem Mittagessen Insulin gespritzt bekommen. Eine Zeitlang übernahm das die Mutter, aber eine Dauerlösung war das nicht. Weil aber niemand die Haftung für eventuelle Probleme durch eine falsche Dosierung des Insulins übernehmen wollte, musste die Erstklässlerin die Mittagsbetreuung wieder verlassen. Die berufstätigen Eltern stellt das natürlich vor Probleme.

Die Mittagsbetreuung wird in Egling von einem Verein organisiert, dem Förderverein für kind- und familiengerechte Halbtagsschule Egling. Von Montag bis Freitag werden die Grundschüler von 11 bis 17 Uhr betreut, eine außergewöhnlich lange Zeit an Grundschulen, die aber gut genutzt wird: 28 Kinder sind momentan bis 17 Uhr angemeldet, wie der Vereinsvorsitzende René Saalfrank auf Anfrage sagt. 47 Buben und Mädchen sind insgesamt angemeldet, das ist fast ein Viertel der 200 Kinder in der Eglinger Grundschule. Vor allem auf die lange Gruppe habe es einen regelrechten Run gegeben, als diese im Schuljahr 2007/2008 eingeführt wurde. "Das wird sehr rege genutzt", sagt Saalfrank.

Doch der Verein sieht sich durch den Erfolg auch an seine Grenzen gebracht. Denn eigentlich leite man als Vorsitzender keinen Verein, sondern eher eine Firma, erklärt Saalfrank. Es werde immer schwieriger, noch Leute zu finden, die Vorstandsämter übernehmen wollten.

In der Mittagsbetreuung arbeiten zwei Vollzeitkräfte und drei Betreuerinnen auf 450-Euro-Basis. Die ganze Organisation auch dieser Arbeitsverhältnisse erledigen die Ehrenamtlichen des Vereins. Dazu kommen eben Probleme wie solche mit Haftungsfragen, wenn es etwa um die Aufnahme eines Kinds mit Diabetes geht. Dabei gebe es doch den Anspruch auf Inklusion, sagt Saalfrank. Doch bei Problemen wie dem, wer denn nun einem solchen Kind eine Spritze geben darf, würden sowohl Eltern wie auch Schule oder Mittagsbetreuung im Regen stehen gelassen.

Die Ehrenamtlichen möchten nun Verantwortung an die Gemeinde abgeben. Der Verein hat deshalb ein Konzept entwickelt und einen Antrag gestellt: Die Gemeinde Egling soll die Trägerschaft der Mittagsbetreuung übernehmen. "Unser Wunsch ist es, dass die Einrichtung so bestehen bleibt", heißt es in einem Schreiben des Vorstands. Und weiter: "Gefährdet sehen wir die Einrichtung in Bestand und Leistung, wenn die Gemeinde die Trägerschaft nicht selbst übernimmt, sondern Dritte damit beauftragt." Dritte - das wäre ein Wohlfahrtsverband. Zweiter Vorsitzender Andreas Hagenkord erklärt, man fürchte, ein Verband wie etwa das Rote Kreuz oder die Arbeiterwohlfahrt würde die langen, flexiblen Betreuungszeiten zu einem günstigen Preis nicht einhalten können - wegen der Notwendigkeit, Gewinn zu erzielen.

Der Eglinger Ausschuss für Jugend, Familie und Senioren wird den Antrag an diesem Dienstag beraten. Die Zusammenkunft findet im Sitzungssaal des Rathauses statt und beginnt um 19.30 Uhr. Saalfrank und Hagenkord hoffen, dass sich ein Kompromiss mit der Gemeinde finden lässt. "Es geht ja um die Sache, es geht um die Kinder", sagt Saalfrank. Für das kleine Mädchen mit Diabetes zeichnet sich eine Lösung ab: Der Verein hat eine Versicherung gefunden, die das Haftungsrisiko versichert. Inzwischen haben sich laut Saalfrank aber auch die Eltern anders organisiert.

© SZ vom 27.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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