Ehemaliger Bundestagsabgeordneter:Wagner verlässt die Linke

Ehemaliger Bundestagsabgeordneter: Andreas Wagner aus Geretsried.

Andreas Wagner aus Geretsried.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Der Geretsrieder beklagt ein Versagen in der Corona-Politik und einen Mangel an Solidarität

Von Felicitas Amler

Andreas Wagner, bis vor Kurzem Bundestagsabgeordneter der Linken, hat die Partei verlassen. Der 49-jährige Heilerziehungspfleger aus Geretsried begründet diesen Schritt mit der nach seiner Überzeugung unzureichenden, teils falschen Haltung der Linken zur Corona-Politik. Die Partei habe sich weggeduckt, schreibt er in seiner Austrittserklärung an den Landesvorstand, und "das Feld Sahra Wagenknecht überlassen, die es sich hindreht, wie sie es gerade braucht, um Zweifel an der Wissenschaft und am Impfen zu säen".

Wagenknecht hatte sich vor einem Monat in der TV-Sendung Anne Will vor einem Millionenpublikum nicht nur wortreich als Impfskeptikerin präsentiert, sondern auch behauptet, Long-Covid sei umstritten. Wagner hingegen engagiert sich intensiv für Menschen, die an ME/CFS erkrankt sind (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom). Er setzt sich für Selbsthilfegruppen ein und hat im Bundestag und auf Landesebene dazu Initiativen ergriffen.

Schon während seiner Zeit als Abgeordneter (2017 bis 2021) hatte er sich gelegentlich kritisch darüber geäußert, wie unsolidarisch manche ausgerechnet in der Linken, deren wesentliches Credo Solidarität sei, miteinander umgingen. Nun schreibt er wörtlich von schmerzhaften Erfahrungen: "Ich fühlte mich oft ausgegrenzt, einsam, nicht dazugehörig und zwischen Stühlen." Er habe aber zum Wohl der Partei "einiges heruntergeschluckt".

Wagner betont, für wie wichtig er eine "starke politische Kraft für Frieden und soziale Gerechtigkeit" halte. Dies sei 2005 sein Motiv gewesen, sich der Wahlalternative Arbeit&soziale Gerechtigkeit anzuschließen, aus der später die Linke wurde. Sein Anspruch, dass die Partei sich für Menschen in schwierigen Lebenslagen stark macht - er nennt Arme und Kranke, im Zusammenhang mit Covid auch Senioren, Kinder und Alleinerziehende -, sieht er nicht erfüllt. Zudem fordert er, dass sich eine linke Partei eindeutig der Aufklärung und der Wissenschaft verpflichtet fühlen müsste.

Wagner sagt, er habe sich schon länger nicht mehr in der Partei wohlgefühlt. In der Corona-Politik aber hätte sie die Regierung zum Handeln drängen müssen. Verlogen finde er es, wenn Wagenknecht als Kronzeugen der angeblichen Verfassungswidrigkeit einer Impfpflicht nun ausgerechnet Otto Schily nennt. Denn Schily habe die von Linken stets kritisierte deutsche Beteiligung am Kosovo-Krieg unterstützt.

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