Süddeutsche Zeitung

Egling:Zwischen Eisbären und dem Weihnachtsmann

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Auch in diesem Jahr lässt Andreas Kassner sein Lichterhaus in Deining aufleuchten. Die stets gut besuchten Einschaltevents, bei denen zu Musik eine Figur nach der anderen erhellt wurde, wird es coronabedingt heuer allerdings nicht geben

Von Elisa Henning, Egling

250 000 Birnen und Lämpchen beleuchten die nunmehr rund 70 Figuren, die jedes Jahr das Lichterhaus im Eglinger Ortsteil Deining schmücken, schätzt Andreas Kassner. Seit bereits 15 Jahren putzt der 31-Jährige zur Weihnachtszeit das Haus seiner Eltern mit bunt leuchtenden Figuren, Tieren, Sternen, Geschenken und Weihnachtsmännern feierlich heraus.

Auch dieses Jahr hat sich Kassner - trotz anfänglicher Bedenken - dazu entschieden, das Lichterhaus aufleben zu lassen. "Meine Belohnung waren die vielen Leute, die jedes Jahr zu meinen beiden Einschaltevents gekommen sind", sagt er. Bei diesen beiden Anlässen in der Adventszeit wurden die einzelnen Installationen am und rund um das Haus immer passend zu Musik nacheinander eingeschaltet. Dazu gab es Punsch und Glühwein. Da das Event in diesem Corona-Jahr aber nicht stattfinden kann, zögerte Kassner erst. "Jetzt mache ich es aber doch, da mich viele Leute danach gefragt haben", erklärt er. "Viele wollen wenigstens das Lichterhaus sehen, wenn schon keine Weihnachtsmärkte stattfinden können."

Das Lichterhaus ist vom ersten Advent an täglich von 17 bis 20 Uhr zu bestaunen, an Feiertagen sogar bis 24 Uhr. Gesteuert werde alles per Computer und App, sagt Kassner. Mit Hilfe der gezielten Einschaltzeiten und der LED- Technologie lasse sich laut Kassner der Stromverbrauch gut kontrollieren. "Mein Vater stoppt das Ganze aber auch ständig ein bisschen wegen den Energiekosten", sagt Kassner lachend. "Wenn's dann aber so weit ist, sagt er immer, dass es ihm gefällt."

Die beiden Hauptakteure seien aber er und seine Mutter, berichtet Kassner. Die Frau Mama schmückt das Haus auch von innen. "Drin schaut's fast genauso aus wie draußen", sagt Kassner, da stehe auch der leuchtende Weihnachtsbaum im Badezimmer. Draußen sei seine Mutter für die Dekoration zuständig, Kassner für das Technische - "und mein Vater überwacht, dass ich es nicht übertreibe", so Kassner.

Der Auslöser für den großen Aufwand jedes Jahr sei die US-amerikanische Komödie "Eine schöne Bescherung" aus dem Jahr 1989 gewesen. "Danach habe ich gesagt, so was will ich, wenn ich groß bin, auch mal machen", erinnert sich Kassner. Daraufhin habe er als Jugendlicher das Haus immer üppiger dekoriert. Durch seine Lehre als Veranstaltungstechniker kam dann der technische Aspekt dazu. Aber nicht nur die Figuren wurden mehr, sondern auch die Besucher zu den Einschaltevents, "sogar Leute aus Augsburg sind hergefahren", so Kassner.

Das Highlight des Lichterhauses sei normalerweise die große Weihnachtspyramide, erzählt er. Das gewöhnliche kleine Tischmodell wird angetrieben durch Kerzen, für die XXL- Version im Garten seiner Eltern kaufte Kassner extra ein altes Kinderkarussell als Antrieb. Die Figuren der dreistöckigen Pyramide wurden in Österreich angefertigt, das Grundgerüst ließ er von einer Firma im benachbarten Ergertshausen schweißen, die Holzverkleidung baute er selbst. Mit fünf Metern Höhe und dreieinhalb Metern im Durchmesser sei die Pyramide sein bislang größtes und vor allem teuerstes Projekt. Insgesamt kostete sie Kassner vor zwei Jahren 10 000 Euro.

Da bei der Weihnachtsbeleuchtung die Amerikaner die Nase vorne hätten, kaufte Kassner auch einige seiner Figuren dort. "Manche Sachen kriegt man hier einfach nicht, das ist in Amerika viel größer." Jedoch baut er auch immer wieder Figuren aus Holz selbst und bestückte diese dann mit Lichtern. Die Kosten der gesamten Beleuchtung schätzt er auf knapp 20 000 Euro - kein billiges Hobby. "Das ist mein Ausgleich zur Arbeit", sagt Kassner. Hauptberuflich ist er in der Futtermittelindustrie tätig und besitzt nebenbei noch einen Stall mit fünf Pferden.

Die Weihnachtspyramide können Interessierte in diesem Jahr nur auf Kassners Facebook-Seite anschauen, zum Aufbau reichte die Zeit heuer nicht. Normalerweise beginnt der Aufbau im September, dieses Jahr begann Kassner durch die ungewisse Situation erst im November, also rund acht Wochen später. Doch auch heuer gibt es neue, leuchtende Weihnachtsszenen zu sehen: "Die Eislandschaft mit Eisbären, Pinguinen und Eisbergen hat Zuwachs bekommen", sagt Kassner. Und wie schon seit einigen Jahren, so ist der Lichterzauber auch heuer mit einer Krippe mit leuchtenden Figuren, mit einen großen Baum mit verpackten Geschenken und mit vielen weiteren Leuchtinstallationen bestückt. So lässt sich Kassners Lichterhaus bei einem winterlichen Abendspaziergang durch die Hochstraße in Deining auch schon von Weitem erspähen.

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Quelle:
SZ vom 27.11.2020
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