Egling:Wie aus Holz Strom wird

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In Egling wird eine alte Methode neu angewendet

Von Claudia Koestler, Egling

Die Energiewende soll in der Gemeinde Egling nicht nur ein Wunsch bleiben, sondern konkret angepackt werden. Das ist das erklärte Ziel der jüngst gegründeten Energiewendegruppe Egling. Der Energiewende-Beauftragte des Gemeinderates, Hans Spindler, hat deshalb eine Reihe von Ortsbesichtigungen für Interessierte auf die Agenda gehoben. Bereits bestehende, regenerativer Energie-Anlagen in der Gemeinde sollen Bürgern, die ähnliche Voraussetzungen haben, als Beispiel dienen.

Kürzlich fand der erste Besuch statt: Die Holzvergaseranlage von Norbert Beil und Rupert Markreiter im Eglinger Ortsteil Attenham wurde besichtigt. Rund 30 Interessierte waren dazu gestoßen, um sich über die Art der Anlage und ihre Möglichkeiten der Kraft- Wärmekopplung sowie über das Potenzial nachwachsender Rohstoffe aus erster Hand zu informieren. Ungewöhnlich, aber nicht neu, sondern nur wiederentdeckt ist dabei die Technik der Holzvergasung als Energiequelle: Wer den Krieg oder die Nachkriegszeit miterlebt hat, kennt noch Autos, die mit solchen Holzgasmotoren angetrieben wurden. Seit Ende 2011 betreibt Beil zusammen mit seinem Schwager Markreiter das kleine Kraftwerk und erzeugt damit an die 30 Kilowattstunden Strom. Zugleich nutzen die beiden die Abwärme, die die Anlage beim Stromproduzieren generiert, zum Heizen: Es fällt genug Wärme an, um in etwa 8000 Stunden im Jahr rund 1200 Quadratmeter Wohnfläche auf angenehme Temperaturen zu bringen.

Mit ihrem Holzvergaser sind die beiden nicht nur Vorreiter im Landkreis, sondern auch bayernweit Pioniere für diese wiederentdeckte Form der Energiegewinnung.

Dabei lag die Idee, Holz als Energieträger zu verwenden, nahe - schließlich haben sie selbst Wald, den es zu nutzen gilt. Der Brennstoff Holz muss in einer solchen Anlage jedoch erst vom festen über den flüssigen in den gasförmigen Zustand übergehen. Das Holz brennt nicht, wie sonst üblich, sondern es wird verschwelt. Dabei entweicht ein entzündliches Gasgemisch, auch Holzgas genannt, das hauptsächlich aus Kohlenstoffmonoxid und Wasserstoff sowie kleineren Anteilen von Methan und anderen Kohlenwasserstoffen besteht.

Dieses Holzgas kann man verbrennen und so über einen Motor Strom generieren, ganz ähnlich wie Erdgas oder Benzin einen Generator betreiben. Zwei Aspekte gilt es jedoch zu bedenken: Zum einen die Kosten. Rund 300 000 Euro haben die Attenhamer insgesamt investiert, inklusive einer Hackschnitzelheizung als Reserve und zur Spitzenlastabdeckung.

Und die Anlage bedarf der sorgsamen Wartung. Zudem dürfen die verwendeten Holzstückchen weder einen bestimmten Feuchtigkeitsgrad noch eine bestimmte Größe und Dicke unter- oder überschreiten. Außerdem kann bei der Holzvergasung giftiger Teer entstehen, der wiederum den Motor ruinieren würde. Doch weil die Betreiber inzwischen erfahren sind und sich um die Anlage entsprechend kümmern, läuft diese inzwischen in ihrem vierten Jahr problemlos und lief während ihrer bisherigen Betriebszeit bereits rund 280 00 Stunden.

© SZ vom 25.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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