Egling:Verwirrende Namensgleichheit

In Egling wird es für Rettungsdienste ein wachsendes Problem, dass es zu viele Hauptstraßen, Schulstraßen und Wolfratshauser Straßen gibt. Jetzt müssen einige umgetauft werden - die betroffenen Anlieger sind wenig begeistert.

Ingrid Hügenell

Eine schreckliche Vorstellung: Ein Mensch erleidet einen Herzinfarkt, es geht um jede Minute, doch der Rettungswagen kommt nicht schnell genug, weil er die Adresse nicht findet. In Egling ist das so schlimm zwar bisher nicht passiert, aber von Rettungswagen, die nicht sofort an die richtige Stelle finden, weiß Erich Zengerle, der Kommandant der Eglinger Freiwilligen Feuerwehr, durchaus zu berichten.

Das Problem: Zahlreiche Straßennamen gibt es doppelt oder mehrfach. Eine Hauptstraße findet sich in drei Orten, auch Schulstraßen und Kirchwege gibt es mehrere, ebenso Tölzer, Wolfratshauser und Sauerlacher Straßen. Je ausgefallener, desto seltener: Den Kraxnbichlweg in Neufahrn verzeichnet Egling nur ein einziges Mal.

180 bis 200 Einsätze fahren die Eglinger First Responder pro Jahr, und bei 15 bis 20 davon fahren sie zunächst an die falsche Adresse. Das sind etwa zehn Prozent. "Das passiert so oft, dass etwas gemacht werden muss", sagt Zengerle. Immerhin dirigieren die schnellen First Responder den nachfolgenden Rettungswagen rasch an die richtige Adresse, sagt er; so habe sich die Lage von Patienten bisher nie verschlimmert. Auch Paketzusteller suchen häufig nach der richtigen Straße, und wer sich von einem Navigationsgerät leiten lässt, braucht Glück, um richtig anzukommen.

Als die heutige Großgemeinde Egling 1973 aus sieben Ortschaften gebildet wurde, behielten die Straßen ihre Namen. Das war lange kein Problem, wie die Geschäftsleiterin der Gemeinde, Gisela Krause-Feiertag sagt - solange, wie es für die Ortsteile drei unterschiedliche Postleitzahlen gab. Doch seit der Umstellung auf die fünfstelligen gibt es nur noch eine Eglinger Postleitzahl. Die moderne Technik verschärfte das Problem. Deshalb sollen in Egling 32 Straßen einen anderen Namen erhalten. Der Gemeinderat und die Verwaltung haben Vorschläge erarbeitet und sie im Gemeindeblatt vorgestellt. Dabei wurden die Zahl der betroffenen Hausnummern und die Verkehrsbedeutung der Straßen berücksichtigt. Mit möglichst wenig Änderungen solle Eindeutigkeit erreicht werden, erklärt Bürgermeister Hans Sappl.

"Wir ändern nur, was unbedingt nötig ist." Man habe versucht, vor allem auf Flurnamen auszuweichen, was aber nicht immer gelungen sei. Was die Bürger für nötig oder für unsinnig halten, können sie der Gemeinde mitteilen. "Wir wollen die Leute einbinden", sagt Sappl. Denn auf die Menschen, deren Adresse geändert wird, kommen Aufwand und Kosten zu: Ausweispapiere müssen geändert, die neue Adresse diversen Stellen mitgeteilt werden, ganz zu schweigen von Visitenkarten und Briefbögen. Mittlerweile liegen schon mehr als 30 Briefe im Rathaus. "Es versteht jeder, dass wir das machen müssen", sagt Krause-Feiertag. "Aber manche sagen: Nicht bei mir." Andere seien mit den vorgeschlagenen neuen Namen nicht einverstanden und hätten eigene Vorschläge eingebracht.

Viele davon seien gut, sagt der Bürgermeister. Sie sollen soweit möglich berücksichtigt werden: "Wir wollen eine einvernehmliche Lösung." Es gibt sogar Eglinger, die ihre Straße zur Umbenennung anbieten, damit andere ihren Namen behalten können. Da Chaos vermieden werden soll, etwa bei der Zustellung der Wahlbenachrichtigungen im kommenden Jahr, rechnet Sappl damit, dass die Umstellung bis Ende 2013 dauern wird - auch wenn er die Sache gern schneller erledigt hätte.

Das Problem mit den doppelten Straßennamen existiert so im Landkreis offenbar nur in Egling. Dietramszell besteht zwar aus etwa 60 Ortschaften, Weilern und Einzelgehöften, doch sie wisse keinen einzigen doppelten Straßennamen, sagt Bürgermeisterin Leni Gröbmaier.

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