Egling:So leicht, so schwer

Egling: Franz Wieser verbindet traditionelles Handwerk und experimentelle Kunst. Bevor er auf die Kunsthochschule ging, machte er sein Diplom als Hufschmied.

Franz Wieser verbindet traditionelles Handwerk und experimentelle Kunst. Bevor er auf die Kunsthochschule ging, machte er sein Diplom als Hufschmied.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Der österreichische Künstler Franz Wieser zeigt Metallobjekte in der Galerie Pratschke

Von Nicola Seipp, Egling

Zwischen all den klar strukturierten, linearen und aus glänzendem Edelstahl gestalteten Werken und Skulpturen Franz Wiesers, fallen zunächst die wenigen Bronzen im Ausstellungsraum ins Auge. Anders sind sie in Material, Struktur und Form, wärmer im Ton, weicher in der Linie. So wie der "Aufbruch zu Pferde", ein dreiteiliges Bronze-Werk des österreichischen Künstlers, dessen Arbeiten seit dem Wochenende in der Galerie Carmen Pratschke in Deining zu sehen sind. Ebenso wie die mit einer türkisfarbenen Patina versehenen beiden Obelisken, die von Ranken kraftvoll-elegant umarmt werden, strahlen die Bronzen nicht diese keimfreie Kühle aus, die dem Material Edelstahl anhaftet.

Tatsächlich jedoch hält das schwer wirkende Edelstahl den Betrachter nur auf den ersten Blick auf Distanz, denn je mehr man sich den Skulpturen des 69-jährigen Metallbildhauers nähert, desto mehr ziehen sie die Aufmerksamkeit in ihre Tiefe, lassen nachforschen und ergründen, wie sich die Materialien auf- und ineinander schichten, sich nebeneinander angeordnet gegenseitig den nötigen Raum lassen, für all die Gitter, Gatter, Raster, Netze, den Rost, die Metallspäne und geometrischen Formen.

Dabei wird jeder Abstand aufgeweicht, und es wächst eine ungeahnte Leichtigkeit im Raum, während sich deutlich offenbart, wie sensibel und empfindsam der Künstler mit dem schweren Metall umgeht. Dieses findet er übrigens in zahlreichen Betrieben in der Nähe seines Wohnortes in der Steiermark - Metallabfälle sind es, die er für seine Kunstobjekte sozusagen recycelt, wobei er auf eine außergewöhnliche Art und Weise traditionelles Handwerk und experimentelle Kunst zusammenführt. Denn Schweißen und Schmieden kann er ebenso gut wie Gestalten, gelernt hat er Beides von der Pike auf.

Der junge Franz Wieser, der früher sogar als Jockey Pferderennen ritt, erlernte zunächst das Schmiedehandwerk im Familienbetrieb, machte dann sein Diplom als Hufbeschlagsmeister und besuchte anschließend die Hochschule für angewandte Kunst in Wien, an der er Metallgestaltung studierte. Mehr als 500 Ausstellungen weltweit folgten, zudem fungiert er nach mehreren Jahren als Präsident der Berufsvereinigung der bildenden Künstler in der Steiermark bis heute als deren Ehrenpräsident.

In der lichten und klar gestalteten Galerie von Carmen Pratschke finden seine metallenen Quadraturen und Kuben einen optimalen Platz, um ihre Strahlkraft zu entfalten. Gehängt hat der Künstler die Werke selbst, strukturiert und systematisch wie es auch die Objekte sind. Im gleichen Rhythmus und Stil. Dennoch gleicht keines dem anderen, oft sind es nur kleine Unterschiede - andere Auslassungen, grafische Anordnungen oder Verarbeitungsformen des Metalls, die entdeckt werden wollen.

Galerie Carmen Pratschke, Münchner Straße 25a, Deining, Telefon 08170/99 88 90; bis 23. Mai, donnerstags bis samstags von 13 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung

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