Süddeutsche Zeitung

Egling:Ran ans Ersparte

Die vorsichtige Finanzpolitik der vergangenen Jahre ermöglicht der Gemeinde Egling auch in der Corona-Krise Investitionen

Die wirtschaftlichen Entwicklungen werden für Kommunen pandemiebedingt schwieriger. Da ist auch die Gemeinde Egling keine Ausnahme, die in den vergangenen Jahren und sogar Jahrzehnten ohne größere finanzielle Probleme agieren und planen konnte und in der Region deshalb als finanzieller Musterknabe dastand. "Wir konnten uns aber in der Vergangenheit, in den guten Jahren also, Spielräume schaffen und etwas zurücklegen,was uns nun in den kommenden Jahren helfen wird", sagt Bürgermeister Hubert Oberhauser (Freie Wähler), nachdem in der jüngsten Eglinger Gemeinderatssitzung der Haushalt beschlossen wurde, der auch in der Flächengemeinde unter dem Schatten der Pandemie steht.

Die einstimmig verabschiedete Satzung für 2021 sieht einen Verwaltungshaushalt mit knapp 9,1 Millionen Euro und einen Vermögenshaushalt mit einem Volumen von rund 3,3 Millionen Euro vor. Damit beträgt der Gesamthaushalt etwas mehr als 12,4 Millionen Euro, was einer Verkleinerung von 1,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht: 2020 konnte noch mit einem Gesamtergebnis von mehr als 13,7 Millionen Euro abgeschlossen werden. Der Vermögenshaushalt, aus dem sich die Investitionen einer Kommune speisen, ist heuer in Egling sogar mehr als 20 Prozent kleiner als noch im Jahr zuvor. Die Gemeinde verfügt aber über Rücklagen von etwa fünf Millionen Euro, eine Kreditaufnahme ist heuer nicht vorgesehen. Für den kommunalen Bau von sechs Wohneinheiten und einer Tagesbetreuung überwiegend für Senioren auf dem ehemaligen Springer-Areal in der Ortsmitte hatte die Gemeinde ein zinsloses Darlehen aufgenommen, hier steht aktuell noch ein Minus von rund 1,5 Millionen Euro im Kassenbuch.

Die Mindestzuführung zum Vermögenshaushalt in Höhe der Tilgung von etwas mehr als 15 000 Euro schafft Egling aber heuer noch locker. Aber zum Vergleich: 2020 konnten noch fast 1,8 Millionen Euro vom Verwaltungs- in den Vermögenshaushalt geschoben werden - ursprünglich vorgesehen waren lediglich 100 000 Euro. Egling kommt also aktuell noch das sehr positive vergangene Jahr zugute, denn die Gewerbesteuereinnahmen fielen höher aus als erwartet: Etwa 664 000 Euro mehr hat die Kommune 2020 eingenommen, eine Steigerung von über 5,3 Prozent gegenüber 2019. "Zugleich konnten nicht alle vorgesehenen Maßnahmen im Vermögenshaushalt umgesetzt werden, so dass sich hier nicht unwesentliche Einsparbeträge ergeben", erklärt die Kämmerin Daniela Simon in ihrem Bericht. Für 2021 rechnet die Verwaltung mit Gewerbesteuereinnahmen in Höhe von 2,1 Millionen Euro. Der Anteil an der Einkommensteuer beträgt voraussichtlich 3,8 Millionen Euro, der Umsatzsteueranteil 210 000 Euro und die Einkommensteuerersatzleistung 310 000 Euro.

Für die Eglinger Bürger bleiben die Steuerhebesätze sowohl bei der Grundsteuer A und B als auch bei der Gewerbesteuer bei 320. Mehr als 3,2 Millionen Euro wird die Gemeinde jedoch als Kreisumlage zahlen müssen, die nach dem neuen Satz von 47,5 Prozent der Steuerkraft berechnet wird.

"Eine kommunale Ausgabenpolitik mit Augenmaß ist weiterhin die Maxime", so die Kämmerin. Und auch der Rathauschef betont angesichts der Herausforderungen, die sich durch die Corona-Krise in der Zukunft im Haushaltsbuch der Gemeinde abzeichnen können, den sorgfältigen Umgang mit den Mitteln. Zumal im Bereich Personal und in den Einrichtungen der Kindertagesbetreuung die Kosten weiter steigen werden. Dennoch setzt Egling nicht alle Investitionen aus, sondern nimmt heuer mehr als 3,3 Millionen Euro in die Hand, beispielsweise für die Schaffung von Wohnraum, für die Feuerwehr, den Erhalt der Straßen und für die Kinderbetreuung. Das dafür nötige Geld könne man aus den Rücklagen entnehmen, erklärt die Kämmerin.

Die mit mehr als 1,4 Millionen Euro größte Summe steckt Egling in den Wohnungsbau. 900 000 Euro setzt die Kommune zudem für den Erwerb von Grundstücken ein: Etwa 6500 Quadratmeter nahe der Hochstraße, circa 2500 Quadratmeter nahe des Pater-Paulus-Wegs (beides im Ortsteil Deining) sowie etwa 9000 Quadratmeter bei Öhnböck. An den drei Grundstücks-Standorten will Bürgermeister Oberhauser "relativ zeitnah in die Bauleitplanung gehen", um die Flächen baureif zu machen.

An die 1,2 Millionen Euro werden in die Kinderbetreuung gesteckt, etwa durch einen Erweiterungsbau in Deining und einen Hort. Die gemeindlichen Kindertagesstätten werden auch weiter saniert, die in Deining für etwa 300 000 Euro und in Thanning für etwa 100 000 Euro. Etwa 220 000 Euro investiert Egling in die Schule, und zwar in Planungskosten für die Sanierung und die Turnhalle, für betriebstechnische Anlagen und für Zimmerausstattungen. Rund 300 000 Euro sind für die Anschaffung neuer Bauhof-Fahrzeuge vorgesehen, für die Entwässerung in der Kommune etwa 182 000 Euro und weitere 100 000 für die Verlegung von Leerrohren für den Glasfaserausbau.

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SZ vom 05.03.2021 / cjk
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