Prüfung „aufgrund mehrerer Anfragen interessierter Dritter“Sankt Benedikt unter Denkmalschutz

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Das Wandbild des Malers Franz Nagel ist ein Charakteristikum der Ebenhauser Kirche Sankt Benedikt.
Das Wandbild des Malers Franz Nagel ist ein Charakteristikum der Ebenhauser Kirche Sankt Benedikt. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die katholische Kirche in Ebenhausen schien schon zum Abriss freigegeben. Doch das Landesamt für Denkmalpflege hält sie historisch und künstlerisch für erhaltenswert.

Von Felicitas Amler, Schäftlarn

Der Abriss der katholischen Kirche Sankt Benedikt schien bereits besiegelt, doch nun ist das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt worden. Die Gemeinde Schäftlarn sei darüber mit Schreiben vom 24. März informiert worden, teilt das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) auf SZ-Anfrage mit. Die Kommune habe mehrere Wochen Zeit, fachliche Korrekturen und/oder Einwände vorzubringen; diese würden dann vom BLfD geprüft.

Dabei hatte die Gemeinde bereits fest mit dem Abriss der Kirche an der Lechnerstraße in Ebenhausen gerechnet. „Der Erhalt des Gebäudes ist sehr unwahrscheinlich“, hatte Bürgermeister Christian Fürst (CSU) im vergangenen November in der Bürgerversammlung erklärt. Nach der Profanierung des Kirchengebäudes hatten sich Bürger für eine säkulare Weiternutzung starkgemacht. Ein ehrenamtliches Team hatte eine Machbarkeitsstudie erarbeitet, wonach in dem Gebäude von Kultur bis Yoga und von einem Café bis zur Kletterhalle vieles möglich wäre. Ein potenzieller Investor wurde gesucht und gefunden. Allerdings wollte dieser mehrere Hunderttausend Euro für den Rückbau haben. Weder die Gemeinde noch die Kirche waren dazu bereit. Die Kirchenstiftung Sankt Michael habe bereits einen Abbruch beantragt, hieß es.

Die Kirche Sankt Benedikt an der Lechnerstraße in Ebenhausen.
Die Kirche Sankt Benedikt an der Lechnerstraße in Ebenhausen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Denkmalschützer haben nach Auskunft des BLfD Sankt Benedikt „aufgrund mehrerer Anfragen interessierter Dritter auf ihre Denkmaleigenschaft geprüft“. Bereits im Mai 2024 habe ein Ortstermin zur Besichtigung stattgefunden. „Die anschließend erfolgte Denkmalprüfung ergab nach Art. 1 BayDSchG, dass der Erhalt des Gebäudes aufgrund seiner besonderen geschichtlichen und künstlerischen Bedeutung im Interesse der Allgemeinheit liegt.“

Die geschichtliche Bedeutung der Kirche begründet sich demnach sowohl im Hinblick auf das Wachstum und die Entwicklung Ebenhausens als auch in Bezug auf Kloster Schäftlarn und das seelsorgerische Wirken der katholischen Kirche in der Zeit des Zweiten Vatikanischen Konzils. „So sollte Ebenhausen aufgrund des starken Bevölkerungswachstums, insbesondere in der Nachkriegszeit, eine eigene Pfarrkirche mit Pfarrhaus erhalten“, erklärt das BLfD.

Den Grundstein der Ebenhausener Kirche habe Abt Mitterer OSB am 5. August 1961 gelegt. Kardinal Julius Döpfner habe das neue Gotteshaus am 5. September 1965 geweiht. Die Wahl des Patroziniums sei, so das BLfD, in der jahrhundertealten engen Beziehung zwischen Kloster Schäftlarn und Ebenhausen zu erklären; in der Urkunde zur Grundsteinlegung werde begründet: „Die Kirche soll in pietätvollem Gedenken an den Vater des abendländischen Mönchtums und in dankbarer Erinnerung an die weit über Einjahrtausend hinausreichende Zugehörigkeit der Pfarrei Schäftlarn zur Benediktinerabtei Schäftlarn St. Benedikt heißen.“

„Eine baukonstruktive Besonderheit stellt das Dach dar.“

Die künstlerische Bedeutung des Gebäudes bestehe in der Architektur von Hans Heps ebenso wie in dem Fresko hinter dem Altarraum, geschaffen durch den Maler und Grafiker Franz Nagel, oder die Prinzipalstücke von Bildhauerin und Keramikerin Christine Stadler. „Eine baukonstruktive Besonderheit stellt das Dach dar, dessen oberer Teil als über 16 Meter frei gespanntes doppeltes hölzernes Kehlbalkendach auf einem massiven Unterbau aus Stahlbetonfaltwerken ruht, deren Last wiederum über Stahlbetonpfeiler abgetragen wird“, erklären die Denkmalschützer. So sei der rund 17 Meter hohe und 24 Meter breite Innenraum stützenfrei überspannt worden.

All jene, die sich im vergangenen Jahr für die Erhaltung und Neunutzung von Sankt Benedikt eingesetzt hatten, hoben stets die Glasfenster und das großflächige Altarfresko „Das himmlische Jerusalem“ von Franz Nagel hervor. Aber auch die erstklassige Akustik des Hauses wurde betont. Viele Konzerte haben dort in den vergangenen Jahrzehnten stattgefunden – für nicht wenige ein Anlass, auf eine künftige Nutzung als Veranstaltungssaal zu hoffen.

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Ein ehrenamtliches Team hat eine Machbarkeitsstudie für die profanierte Ebenhausener Kirche erarbeitet. Von Kultur bis Yoga und von einem Café bis zur Kletterhalle wäre demnach vieles möglich.

Von Felicitas Amler

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