Earth Night:"Keine Dachrinne muss von unten beleuchtet werden" ­

Sabine Tappertzhofen

Stimme für die Vögel: Sabine Tappertzhofen leitet die Geschäftsstelle des LBV im Landkreis.

(Foto: Jonas Meyer/oh)

Die Leiterin der LBV-Kreisgruppe Sabine Tappertzhofen erklärt, welche Lampen Insekten schaden und warum man nicht überall Laternen braucht

Interview von Miriam Kinzl, Bad Tölz-Wolfratshausen

Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) hat Privatpersonen und Unternehmen kürzlich zur Teilnahme an der bundesweiten "Earth Night" aufgerufen: Sie sollten nächtliche Lichtquellen, die mitverantwortlich für das Insektensterben sind, abschalten und so ein Zeichen für einen naturschonenden Umgang mit Licht setzen. Sabine Tappertzhofen, die Geschäftsstellenleiterin der LBV-Kreisgruppe Bad Tölz-Wolfratshausen, erklärt, warum Lichtverschmutzung auch in der Region ein Problem ist.

SZ: Frau Tappertzhofen, bei der "Earth Night" wurden die Lichter abgeschaltet. Gab es im Landkreis auch eine Aktion?

Sabine Tappertzhofen: Dieses Mal gab es in unserem Landkreis noch keine Aktionen, wohl aber in anderen Kreisen, wie etwa Garmisch oder Pfaffenhofen.

Warum nicht? Sind im Landkreis schon genug Lichter ausgegangen?

Nein, auf keinen Fall. Nur liegen die Schwerpunkte der LBV-Arbeit im Landkreis aktuell etwas anders. Ich denke aber, wir werden dieses wichtige Thema in Zukunft aufnehmen.

Manche sagen ja, die Lichtverschmutzung hier in der Region sei im Vergleich zu Großstädten sowieso vernachlässigbar. Was meinen Sie dazu?

Sicher sind die Großstädte noch einmal eine ganz andere Hausnummer, aber auch unsere Städte und Dörfer leuchten einiges ab. Und da sind ja auch Insekten. Wenn man jetzt in München eine Straße noch heller beleuchtet, hat das Auswirkungen auf die Zugvögel und Ähnliches, aber für die Insekten in der Umgebung ist es dort ohnehin schon hell, während das hier draußen auf dem Land durchaus Auswirkungen hat. Und Städte haben wir auch. Das Thema ist für den Landkreis also mindestens genauso wichtig wie für Großstädte, gerade wenn wir über Insekten sprechen.

Wo sind bei uns die "Brennpunkte, an denen die Lichtbelastung nachts am schlimmsten ist?

Wir haben noch nie eine flächige Analyse gemacht. Wir weisen vor allem auf die Leuchten an Privatgebäuden und in Gärten hin: Pilze und Kugeln, die dann nachts vor allem nach oben leuchten.

In manchen Gemeinden wurden die Straßenlampen zur "Earth Night" ausgeschaltet. Besteht keine Gefahr für die Sicherheit von Radlern und Fußgängern?

Als Radfahrer und Fußgänger muss ich ja ohnehin beleuchtet sein - mehr oder weniger. Es gibt ja nicht umsonst auch beleuchtete Hundehalsbänder und Reflektoren. Andernorts gibt es Konzepte mit Bewegungsmeldern an Laternen, für seltener befahrene Radwege zum Beispiel. Bei uns im Landkreis kenne ich das nicht. Letztlich sollte für Licht dasselbe gelten wie für Wasser: Wenn man es nicht mehr braucht, dreht man den Hahn zu oder knipst den Schalter aus.

Derzeit gibt es viele offene Türen und häufiger Lagerfeuer. Ist diese Art von natürlichem Licht auch schädlich für Insekten?

Ich kann es nicht wirklich beurteilen, aber ich glaube, das ist nicht so dramatisch. Rein von der Menge her geht es beim Insektensterben eher um die andauernden Beleuchtungen, die nach oben abstrahlen. Es gibt ja Außenbeleuchtungen, die nach oben und unten strahlen. Da frage ich mich schon, wozu die Dachrinne von unten beleuchtet werden soll. Das sind ganz andere Zahlen als die fünf Insekten, die sich mal abends ins Haus verirren.

Wollen Sie sich als Kreisgruppe in den kommenden Jahren auch an der "Earth Night" beteiligen oder anderweitig auf das Problem aufmerksam machen?

Das könnte ich mir auf jeden Fall vorstellen. Es ist immer die Frage, wie viele Aktive an so einer Aktion teilnehmen, dann wäre das mit Sicherheit eine Sache, bei der man gerne mal mitmacht. Wenn sich jemand gegen die Lichtverschmutzung engagieren möchte, kann er das in unserem Rahmen gerne machen

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