DP-Lager Föhrenwald:Aufbruch in ein neues Leben

Der Wolfratshauser Stadtteil Waldram war nach dem Zweiten Weltkrieg ein Auffanglager für Juden, die die Todesmaschinerie der Nazis überstanden haben. Hier schöpften sie Kraft und Hoffnung für ein neues Leben. Ein Verein hält die Erinnerung wach - gegen manche Widerstände.

Von Matthias Köpf

16 Bilder

Lager Föhrenwald Displaced Persons

Quelle: Reproduktion Manfred Neubauer

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Der Zweite Weltkrieg ist gerade vorbei, die beiden im Wolfratshauser Forst verborgenen Sprengstofffabriken, die später zur Keimzelle der Stadt Geretsried werden sollen, haben ausgedient. Die von den Nationalsozialisten gebaute Mustersiedlung für das Personal und die Zwangsarbeiter der Rüstungsindustrie wird zum "Jewish Displaced Persons Center", dem DP-Lager Föhrenwald.

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Quelle: Stadtarchiv Wolfratshausen

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Tausende Juden, die der Vernichtungsmaschinerie der Nationalsozialisten entkommen sind oder die Konzentrationslager und Todesmärsche überlebt haben, finden in der leeren Siedlung eine erste Zuflucht. Das DP-Lager Föhrenwald gilt als das größte in Deutschland, und es wird am längsten bestehen bleiben.

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Quelle: Stadtarchiv Wolfratshausen

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Die Amerikaner ersetzen die von der Propaganda inspirierten Straßennamen der NS-Zeit sofort durch neue. Bis auch die alten Schilder verschwunden sind, dauert es manchmal länger. Nach der Schließung des Lagers Föhrenwald folgen auf die amerikanischen Namen wieder deutschsprachige - dieses Mal meist mit katholischem Hintergrund, denn die Kirche kauft das Areal, um darauf kinderreiche katholische Vertriebenen-Familien anzusiedeln. Der Name Föhrenwald weicht der heutigen Bezeichung Waldram.

Lager Föhrenwald

Quelle: privat

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Der Verwaltungsbau der Zwangsarbeiter-Siedlung dient den jüdischen Überlebenden als Synagoge. Wo die Zeichen der Nazis prangten, spenden der siebenarmige Leuchter und der Davidstern neue Hoffnung.

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Quelle: Reproduktion Hartmut Pöstges

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Die Bewohner organisieren sich ihren Alltag, und sie gestalten ihre Freizeit. Ihre Fußballmannschaft trägt den Namen hebräisch-jiddischen Namen "Makabi Ferenwald". Spiele oder auch die Kämpfe der Box-Mannschaft mit Gegnern aus der Umgebung werden zu Ereignissen, die vielen in Erinnerung bleiben.

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Quelle: Reproduktion Hartmut Pöstges

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Die Versorgungslage unmittelbar nach Kriesgende ist prekär. Lieferungen aus den USA sichern vielen Menschen innerhalb und außerhalb des Lagers das Überleben.

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Quelle: Reproduktion Hartmut Pöstges

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Im Lager kommen über die Jahre viele Kinder zur Welt. Sie sind für die Überlebenden Boten einer besseren Zukunft. Viele von ihnen erinnern sich an eine glückliche Kindheit in Föhrenwald.

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Quelle: SZ

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Die Bewohner pflegen ihren jüdischen Glauben. Die Kinder werden gemeinsam in der lagereigenen Religionsschule unterrichtet.

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Quelle: SZ

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Mit dem Wohlstand im ganzen Land steigt während der ersten Wirtschaftswunder-Jahre auch der Lebensstandard in Föhrenwald. Für die Kinder gibt es jetzt manchmal sogar Eis.

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Quelle: Hartmut Pöstges

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Außenstehenden ist das Betreten des Lagers verboten. Sie brauchen dazu eine besondere Erlaubnis. Die Bewohner des Lagers haben eigene Ausweise. Hier die Dokumente von Chana und Benjamin Braun.

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Quelle: Hartmut Pöstges

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Chana und Benjamin Braun sind das letzte Paar, das in Föhrenwald geheiratet hat. Sie teilen miteinander auch glückliche Erinnerungen an das Lagerleben und können noch viele Details aus dieser Zeit berichten.

Lager Föhrenwald Displaced Persons

Quelle: Manfred Neubauer

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Zeitzeugen wie Beno Salamander (links) und Josef Pultuskier (rechts) sprechen bereitwillig über ihre Kindheit und Jugend. Eine Wanderausstellung mit dem Titel "Die Kinder vom Lager Föhrenwald" zeigt auch ihre Vergangenheit.

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Quelle: Hartmut Pöstges

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Der Holocaust-Überlebenede Max Mannheimer (rechts) hat in Föhrenwald besonders stark traumatisierte Leidensgenossen betreut. Heute ist er einer der prominentesten Fürsprecher des Dokumentationszentrums, das der Verein "Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald" um die Vorsitzende Sybille Krafft (links) im ehemaligen Badehaus in Waldram einrichten will.

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Quelle: Harry Wolfsbauer

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In dem Dokumentationszentrum soll irgendwann auch die Wanderausstellung mit den vielen Originalfotos aus dem Lager auf Dauer präsentiert werden.

Badehaus Waldram

Quelle: Manfred Neubauer

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Bürger haben das 1939 errichtete Badehaus durch ihre Proteste vor dem Abriss gerettet. Es sollte einem großen Immobilienprojekt weichen, mit dem die katholische Kirche den Neubau ihres benachbarten Spätberufenen-Seminars finanzieren wollte.

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Quelle: Hartmut Pöstges

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Inzwischen hat die Kirche das Badehaus, in dem sich einst auch die "Mikwe", also das jüdische Ritualbad des Lagers Föhrenwald befand, dem Verein übertragen. Damit dieser das Dokumentationszentrum schaffen kann, braucht er noch viel Zeit und Geld. "Die Kinder von Lager Föhrenwald" sind aber zumindest schon als Fenster-Dekoration zurückgekehrt.

© sz.de/kpf
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