Süddeutsche Zeitung

Diskussion:Nachhaltige Lügen

Kathrin Hartmann spricht in Bad Tölz über "Greenwashing"

Von Sally-Victory Jüssen, Bad Tölz

Um die Lesung von Kathrin Hartmann mitzuverfolgen, sind am Sonntag bei schönstem Frühlingswetter etwa 50 Menschen aller Altersklassen nach Bad Tölz gekommen. Dort las Hartmann aus ihrem Buch "Die grünen Lügen". "Greenwashing" nennt sich eine Methode, um ein Unternehmen in der Öffentlichkeit als nachhaltig und umweltbewusst darzustellen, obwohl es dafür keinen Grund gibt. Um ein Bild von diesen Marketing-Methoden zu vermitteln, wurden während der Lesung Ausschnitte aus dem gleichnamigen Film gezeigt.

Im Rahmen des Klimafrühlings Oberland initiierte die Ökologin und Naturpädagogin Melanie Eben vom Bildungsberatungsunternehmen "Natur Weltweit" die Veranstaltung. Im vergangenen Herbst hatte sie schon einmal den Film zu Hartmanns Buch gezeigt. Darauf seien die Rückmeldung sehr gut gewesen, berichtet Eben.

Kathrin Hartmann ist Autorin und "Greenwashing"-Expertin. Im Jahr 2009 habe sie angefangen, sich mit diesem Thema zu beschäftigen, erzählte sie, denn damals sei sie durch eine Werbung darauf gekommen: Ein Unternehmen habe darin erklärt, je mehr Produkte man kaufe, desto mehr könne man für die Weltmeere tun.

Seitdem beschäftige sie sich mit Marketing, sagte sie. Eine der Botschaften Hartmanns neben dem "Greenwashing" ist, dass man sich "nicht als Konsument, sondern als Bürger fühlen" solle. Nicht die Bevölkerung sollte im Supermarkt bei einem Produkt entscheiden müssen, ob man es "mit Ausbeutung oder ohne Ausbeutung" nehme. Stattdessen sollten Kunden hinterfragen, warum es erlaubt ist, dass es so produziert werden könne und wer Interesse daran habe, dass es so läuft, wie es läuft. Aus dem Publikum kam die Frage, was man tun könne, um dieses System nicht zu unterstützen. "Es ist wichtig, auf die Straßen zu gehen und sich sichtbar zu machen", sagte Hartmann.

Die lokalen Unternehmen seien besser überprüfbar, erklärte Hartmann, denn große wüssten nicht immer, woher die Inhaltsstoffe stammten. Dazu nannte die Autorin das Beispiel, dass sich, wenn in den Inhaltsangaben Pflanzenöl stehe, dahinter Palmöl verbergen könne. Indes gebe es positive Entwicklungen: "Es informieren sich mehr Leute, um anders zu leben", sodass politische Forderungen mehr Gewicht erhielten, was sich am Bienen-Volksbegehren oder an den Schülerdemos für Klimaschutz zeige.

Bis Sonntag, 7. April, finden noch Veranstaltungen zum Klimafrühling Oberland statt. Infos unter www.klimafrühling.com

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Quelle:
SZ vom 27.03.2019
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