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Diskussion geht weiter:Stadt, Heimat oder Ideenwettbewerb

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Für den Namen des neuen Museums gibt es viele Optionen. Entscheiden soll der Wolfratshauser Stadtrat

Die vom Stadtrat in Auftrag gegebene Umgestaltung des ehemaligen Heimatmuseums in Wolfratshausen zeigt, dass die neue Dauerausstellung wenig mit dem gemein haben wird, was früher am Untermarkt zu sehen war. Da liegt es nahe, dem komplett neuen Museum auch einen neuen Namen zu geben. Welcher das sein könnte, sollte der Kulturausschuss am Donnerstag vorberaten - und dann eine Empfehlung für den Stadtrat aussprechen, der am Dienstag tagt. Dies aber geschah nicht. Denn erstens gingen die Meinungen im Gremium auseinander. Und zweitens hielt man die Tragweite der Taufe für zu groß, um eine Vorentscheidung übers Knie zu brechen. Den Namen soll das Haus schließlich sehr lange tragen.

Entscheiden sollten sich die Räte ursprünglich zwischen zwei Optionen: den alten Namen Heimatmuseum beizubehalten oder es in Stadtmuseum umzubenennen. Jennifer Layton (Grüne) plädierte für letzteres, den Begriff "Heimat" fand sie "etwas verstaubt". Besser fand sie "Wolfratshauser Stadtmuseum". Manfred Fleischer (Wolfratshauser Liste) stimmte zwar mit ihr überein, dass Wolfratshausen im Namen vorkommen müsse, fand hingegen, dass Heimat "nicht verstaubt sein muss" und auch ein positiver Begriff sein könne. Stadt sei Wolfratshausen zudem erst seit 60 Jahren, sagte er - bei der Erhebung sei er in der ersten Klasse gewesen. Im Museum aber gehe es um 1000 Jahre Geschichte. Während Fritz Meixner (SPD) über Begriffe nachdachte, die vielleicht ohne das Wort "Museum" auskommen, ließ ihn Gestalter Tobias von Wolffersdorff wissen, dass moderne Häuser sich sogar ganz auf diesen Begriff konzentrierten, etwa das Museum Oberschönefeld. Dritte Bürgermeisterin Annette Heinloth (Grüne) wiederum plädierte für Klarheit und Prägnanz, den Zusatz Wolfratshausen fand sie schon zu lang. Sie jedenfalls würde an einem verregneten Tag in einer fremden Stadt lieber ins Stadt- als ins Heimatmuseum gehen, sagte sie. Dass sich Martin Melf von der Stadtverwaltung genau andersherum entscheiden würde, zeigt, dass auch Museumsnamen Geschmacksache sind. Das neue Haus werde ein "Juwel für Wolfratshausen", sagte Patrick Lechner (FDP) - und habe einen besonderen Namen verdient. Weil das viel Kreativität erfordere, plädierte er für einen Ideenwettbewerb, der ja gleichzeitig auch Werbung für das neue Museum sei. Ob es den geben wird oder ob man sich gleich für einen der genannten Namen mit oder ohne Zusatz entscheidet, muss nun der Stadtrat beschließen.

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SZ vom 12.06.2021 / aip
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