Digitalisierung:Engagierte Wegweiser durchs Internet

Mit ihrem Verein "Computer-Hilfe im Oberland" unterstützen Hannes Bauer und Michael König Senioren im Umgang mit Smartphones, Tablets und PC. In einer ersten Veranstaltung informieren sie über Online-Banking

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

An diesem Morgen hatte Hannes Bauer noch einen Anruf bekommen. Eine Lenggrieserin meldete sich so um halb Acht bei ihm, weil sie daheim nicht mehr ins Internet kam und sich selbst nicht zu helfen wusste. "Wir haben dann einen Check gemacht", erzählt der Rentner und ehemalige Informatiker. Dabei stellte sich heraus, dass die rote Lampe am Router der Frau leuchtete - eine Störung, die vom Mobilfunkanbieter behoben werden musste. Zusammen mit dem Ingenieur Michael König hat der Lenggrieser voriges Jahr den gemeinnützigen Verein "Computer-Hilfe im Oberland" gegründet. Ziel ist es, ältere Menschen im Umgang mit PC, Tablet und Smartphone zu unterstützen. "Der Bedarf ist da", weiß der Vereinsvorsitzende.

Ein gutes Jahr lang gehörten Bauer und König zu den Computersenioren Bad Tölz-Wolfratshausen, die bislang der einzige Verein im Landkreis waren, der Senioren dabei half, sich in der digitalen Welt zurecht zu finden. "Aber wir hatten unterschiedliche Ansichten, wie die Zukunft zu gestalten ist", sagt Bauer, der auch zweiter Vorsitzender der Computersenioren war. König zufolge gab es einen Dissens über der Verwendung der Einnahmen. Sie seien seiner Meinung nach "nicht richtig in die Weiterbildung" der Mitglieder investiert worden seien, sagt er. Solche Ausgaben halten beide für nötig, um mit all den Neuheiten der Digitalisierung Schritt zu halten und im Umgang mit modernen Medien helfen zu können. Monatelang habe man auch "über die Unterstützung der Apple-Welt diskutiert", sagt Bauer. Ohne Resultat. Auch das Online-Banking sei tabuisiert worden. Am Ende stiegen der Informatiker und der Ingenieur aus, um einen eigenen Verein aus der Taufe zu heben. Der hat mittlerweile gut 30 Mitglieder, acht bis zehn davon leisten aktiv Computerhilfe.

Internetnutzung im Alter

Über Bankgeschäfte via Computer wird der Vereinsvorsitzende Hannes Bauer immer wieder von Senioren angesprochen.

(Foto: Tim Brakemeier/dpa)

Mit einer Auftaktveranstaltung zum Thema Online-Banking gehen sie am Dienstag, 23. Juli, erstmals an die Öffentlichkeit. Beginn ist um 10 Uhr im großen Saal des Landratsamtes. Mit von der Partie sind die Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen und die Raiffeisenbank im Oberland. Die beiden Kreditinstitute erläutern, wie Online-Banking bei ihnen funktioniert, zuvor hält Bauer eine Präsentation über Sicherheit im Internet.

Über Bankgeschäfte via Computer wird der Vereinsvorsitzende immer wieder von Senioren angesprochen. Dabei gehe es nicht um die Vorteile, "sondern nur darum, was Schlimmes passieren kann", erzählt er. Die Angst sei groß, dass das Geld vom Konto verschwinde. Dabei sei man beim Online-Banking grundsätzlich abgesichert, sagt König. In seiner Präsentation will Bauer ein paar wichtige Regeln erläutern, zum Beispiel auch, dass man für Bankgeschäfte im Internet seine Zugangsdaten nicht in den Browser eingeben, also "nicht an die Haustür schreiben" dürfe. Nach der Veranstaltung im Landratsamt will der Verein noch Workshops für kleine Gruppen in Bad Tölz, Lenggries und Kochel anbieten, um den Umgang mit Online-Banking zu vertiefen.

Computer Senioren

Wie Senioren ihre Bankgeschäfte online erledigen können, will Hannes Bauer (Mitte, mit früheren Kollegen) mit seinem Verein in einer Veranstaltung am 23. Juli im Landratsamt erklären.

(Foto: Manfred Neubauer)

Das ist nicht das einzige Angebot der Computerhilfe im Oberland. Ihr Spektrum reicht von telefonischer Hilfe und Remote-Unterstützung (Ferndiagnose am PC) über Beratung beim Kauf von Geräten bis zur Installation. Außerdem fahre man zu den Senioren, sehe sich die Örtlichkeit an, korrigiere das eine oder andere, sagt König. "Oft haben Senioren alte Geräte von ihren Kindern und damit die Bedienungs-Altlasten." Alle Dokumente der Präsentationen können auf der neuen Homepage des Vereins abgerufen werden. Ob Skype, ob Einkaufen im Internet, ob Grundlagen von Windows - man helfe den Senioren so lange, bis sie alleine zurecht kommen, sagt Bauer. Dazu müsse man Wissen aufbauen.

Dem neuen Verein gehören auch junge Mitglieder an, beide Söhne von Bauer sind ebenfalls dabei. "Jugend und Erfahrung, das ist eine Kombination, die passt und sich ergänzt", sagt er. Der Mitgliedsbeitrag kostet fünf Euro im Monat, der Jahresbeitrag auf 60 Euro. Außerdem will der Verein Spenden sammeln. Mit dem Geld sollen unter anderem Kosten für die Ausbildung und fürs erforderliche Equipment abgedeckt werden. Im Moment, sagt Bauer, arbeite man noch mit den Privatgeräten.

Infos und Präsentationen unter www.computer-hilfe-im-oberland.de

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