Digitalbücher:E-Book macht Schluss mit Mahngebühren

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Bibliotheken im Landkreis erweitern ihr Angebot um Digitalbücher. Ist die Leihfrist abgelaufen, löschen sie sich selbst.

Jessica Christian

24 Stunden, sieben Tage die Woche, an fast jedem Ort der Welt auf Bücher, Hörbücher und Zeitungen zugreifen - das wird für die Benutzer einiger Bibliotheken in der Region bald möglich sein. Denn in Kürze sollen dort elektronische Medien eingeführt werden.

Den Anfang macht die Stadtbücherei Wolfratshausen, die ab 1. März ihr Angebot um 3 000 elektronische Medien erweitert. Im Sommer sollen die E-Medien in ähnlicher Anzahl ebenfalls in den Stadtbüchereien Geretsried und Bad Tölz erhältlich sein. Romane, Zeitungen, Kinder- und Hörbücher werden online zur Verfügung stehen. Die Bibliotheken reagieren damit auf die immer größere Nachfrage nach E-Books und E-Papers. Wer einen Benutzerausweis der jeweiligen Einrichtung hat, kann die neuen Medien kostenlos verwenden und sie jederzeit und überall, wo er eine Internetverbindung hat, ausleihen.

Das funktioniert folgendermaßen: Auf der Homepage der Bücherei kann der Nutzer in einer virtuellen Bibliothek E-Books auswählen und in seinen Warenkorb legen. Anschließend kann er die Datei auf sein Lesegerät laden. Das muss kein E-Book-Reader sein, man kann seinen Roman oder seine Zeitung auch auf einem Computer, Tablet oder Smartphone lesen.

Einzige Ausnahme: Auf dem Kindle, dem E-Book-Reader von Amazon, sind die elektronischen Medien nicht abrufbar. Wenn die Leihfrist zu Ende ist, erlischt die Lizenz und der Krimi oder das Hörbuch wird gelöscht. Der Vorteil daran: "Man riskiert keine Mahngebühren, weil man die Leihfrist gar nicht überschreiten kann", erklärt Gabriela Freudenthal, die Leiterin der Stadtbücherei Bad Tölz.

Um ein E-Book erneut nutzen zu können, muss man es wieder online entleihen. Die elektronischen Medien sind, wie bei konventionellen auch, in einer begrenzten Anzahl verfügbar. Es können also nicht mehrere Benutzer gleichzeitig das selbe E-Book lesen. Ausnahmen sind hierbei Bestseller, die in mehrfacher Ausführung online stehen werden. Für die E-Medien sind kürzere Ausleihzeiten zu beachten. In Wolfratshausen können E-Books drei Wochen, Hörbücher 14 Tage und E-Paper zwei bis 24 Stunden ausgeliehen werden, für Geretsried und Bad Tölz stehen noch keine genauen Zeitspannen fest.

Wolfratshausen gehört zu dem Verbund Leo-Süd, in dem fünfzehn Bibliotheken in Südbayern vertreten sind, unter anderem auch Dachau. Dort kann man E-Books bereits ausleihen. Diesen Bestand kann Wolfratshausen bald auch nutzen. Die Bibliotheken in Geretsried und Bad Tölz zählen zum Verbund biblioplus, dem sieben Büchereien im Oberland angehören. Deshalb kann der Benutzer in beiden Einrichtungen auf dieselben Medien zugreifen. Nach und nach soll das Angebot erweitert werden.

Wer Bücher und Zeitschriften gerne auf einem E-Book-Reader lesen möchte, kann sich in den Büchereien informieren. Dort sollen ein oder zwei Geräte vorhanden sein, um sie den Kunden zu erklären. Gerade für ältere Leute seien sie hilfreich, sagt Andrea Poloczek, die Leiterin der Stadtbücherei Wolfratshausen. Bei den elektronischen Readern kann man nämlich die Schrift je nach Bedarf vergrößern - für Menschen mit Sehproblemen ist das eine Erleichterung.

Mit der Ergänzung des Angebots wollen die Bibliotheken ihr angestaubtes Image aufbessern und besonders junge Leute ansprechen. "Die elektronischen Medien bieten einen Anreiz für Jugendliche die Büchereien zu nutzen", sagt Freudenthal. In der Praxis habe sich aber gezeigt, dass besonders Leute mittleren Alters, von 40 bis 60 Jahren, von den E-Books und E-Papers Gebrauch machen, sagt Elke Stadler, die Leiterin der Stadtbücherei Geretsried. Das zeige die Erfahrung anderer Bibliotheken in Südbayern, die bereits elektronische Medien eingeführt haben. Die Idee, den Bestand um das Onlineangebot zu erweitern, hatte Freudenthal schon länger.

Bisher war zum einen die Nachfrage der Kunden zu gering, zum anderen waren die E-Books zu teuer. Sie ist gespannt, wie das Angebot aufgenommen wird: "Es ist interessant, es als neues Medium zu integrieren, so wie wir schon Videos, DVDs und CDs dazugeholt haben."

© SZ vom 11.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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