Digital:Lenggries billigt dritten Behördenfunkmast

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Netzverbindung im Bereich Kotzen soll Rettungsdiensten helfen. Freie Wähler kritisieren Informationsdefizit

Von Petra Schneider, Lenggries

Seit etwa zehn Jahren wird der BOS-Digitalfunk aufgebaut, damit alle Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben, also etwa Feuerwehren, Rettungsdienste oder die Polizei, in einem bundesweit einheitlichen Datenfunksystem kommunizieren können. Die dazu nötigen Antennenanlagen sind unabhängig von kommerziellen Mobilfunknetzen. In Lenggries gibt es bereits zwei entsprechende Masten in Fall und Kaiserwacht. Nun soll noch ein dritter dazukommen: Am Standort Kotzen, an der Forststraße zum Lärchkogel, wird ein 40 Meter hoher Stahlgittermast gebaut, um in diesem Bereich die Netzqualität zu verbessern. Zuständig ist das Staatliche Bauamt Weilheim, das Grundstück ist Eigentum des Freistaats. Der Gemeinderat hat das Vorhaben am Montag mit fünf Gegenstimmen aus der Fraktion der Freien Wähler gebilligt, allerdings mit der Einschränkung, dass mit den Almbauern Kontakt aufgenommen wird, um den Almabtrieb während der Bauzeit nicht zu behindern. Diese soll im kommenden Jahr von September bis Ende Oktober stattfinden. Zudem möchte die Gemeinde, dass seitens des Freistaats abgeklärt wird, ob private Mobilfunkbetreiber den neuen Funkmast mitnutzen könnten.

In einer Entfernung von fünf Kilometern Luftlinie südöstlich von Fall, auf 1120 Metern Höhe, wird an der Spitzkehre des vorhandenen Weges eine 450 Kubikmeter große Baugrube ausgehoben. Neben dem Stahlmast mit Sende- und Empfangsantennen wird ein Betriebsraum gebaut. Das Grundstück liegt im Naturschutzgebiet Karwendel und ist ein FFH-Gebiet. Ob das Vorhaben zulässig sei, müsse mit der Naturschutzbehörde des Landratsamts geklärt werden, sagte Bauamtsmitarbeiterin Maria Gaisreiter. Laut Aussage des Staatlichen Bauamts sei dies aber der einzige mögliche Standort.

Vor allem bei den Freien Wählern im Lenggrieser Gemeinderat sorgte das Vorhaben für Unverständnis: FW-Ortsvorsitzender Markus Landthaler bemängelte Informationsdefizite. "Inwiefern ist eine Versorgung dahinten überhaupt notwendig?", fragte Landthaler, der Mitglied im Vorstand der Feuerwehr Lenggries und der Lawinenkommission Fall ist. Seiner Erfahrung nach gebe es in diesem Gebiet keine Funklöcher, "das Signal ist einwandfrei". Es sei nicht einzusehen, warum in diesem abgelegenen Gebiet "für viel Steuergelder" ein Mast gebaut werde. Josef Wasensteiner (CSU) hielt dagegen: Bei der neuen Antennenanlage gehe es schließlich um die Verbesserung der Funkverbindungen von Rettungsdiensten. Der Bedarf werde von einer Behörde festgestellt.

Bürgermeister Werner Weindl (CSU) sagte, dass man anfangs noch von sieben Standorten ausgegangen sei, "und der Bereich Kotzen war immer dabei". Die Gemeinde könne Bedarf oder Bereiche für Antennenanlagen nicht überprüfen. Dafür gebe es eine Bundesbehörde, die entsprechende Messungen vornehme.

Zuständig für den Aufbau des BOS-Netzes ist die "Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben" (BDBOS). Laut einer Mitteilung der Behörde wird der BOS-Digitalfunk seit Juni dieses Jahres von über 800 000 Teilnehmern genutzt. Rund 4500 Basisstationen sind in Betrieb, die mehr als 99 Prozent der Fläche im Bundesgebiet abdecken.

© SZ vom 24.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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