Dietramszeller Brauchtum:Pferdewallfahrt auf Rekordkurs

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An diesem Samstag erhalten Mensch und Tier an der Wallfahrtskirche Sankt Leonhard wieder ihren Segen. Begleitet wird die beliebte Traditionswallfahrt von einem großen Jahrmarkt - und erstmals einem Gaupreisplattln.

Von Petra Schneider, Dietramszell

Am Samstag ist wieder Lehards in Dietramszell: Zum 362. Mal findet die traditionelle Pferdewallfahrt zur kleinen Kirche Sankt Leonhard statt. 37 Kutschen sind heuer angemeldet - ein neuer Rekord. Für das kleine Dorf ist die Leonhardi-Wallfahrt, Lehards genannt, ein großer Tag: Wenn das Wetter mitspielt, werden um die 2000 Besucher erwartet, "weniger als 1000 waren es noch nie", sagt Lehards-Lader Hans Kanzler. Er freut sich über den großen Zuspruch, auch wenn das Limit von 40 Wagen fast erreicht sei. Mehr geht nicht, "sonst wird es zu eng", sagt Kanzler, der heuer ein persönliches Jubiläum feiert: Seit zehn Jahren ist er Lehards-Lader, viel Arbeit sei ein so großes Fest - angefangen vom Mähen der Wiese bis zum Organisieren der Parkflächen.

Zusammen mit drei Kollegen vom Leonhardi-Ausschuss war er in den vergangenen Wochen unterwegs, um die Einladung an die Gespann- und Kutschfahrer persönlich zu überbringen, wie es der Brauch ist. Ende Juni wurde die Zugreihenfolge ausgelost - ein Prozedere, das Kanzler vor neun Jahren eingeführt hat, damit das Aufstellen geordneter vonstatten geht und die Rösser nicht zwei, drei Stunden womöglich in der Hitze stehen müssen, ehe es losgeht. Der Dietramszeller Lehards ist eine traditionelle Wallfahrt: Schon in der Früh machen sich Bittgänger aus dem Hauptort und Ortsteilen wie Linden, Lochen, Manhartshofen und Thankirchen auf den Weg nach Sankt Leonhard. Um 9 Uhr beginnt der Festgottesdienst, bei dem die Lehards-Brote gesegnet werden. Gegen 13 Uhr setzt sich der Zug vor dem Kloster in Bewegung, den Klosterberg hinauf durch Schönegg zur Wallfahrtskirche. In der Ehrenkutsche mit Bürgermeisterin Leni Gröbmaier (BLD) fährt heuer erstmals der neue Dekan Thomas Neuberger mit, gefolgt von Politprominenz: Der Bundestagsabgeordnete Alexander Radwan (CSU) ist bereits zum sechsten Mal dabei, zugesagt haben auch die Landtagsabgeordneten Martin Bachhuber (CSU), Florian Streibl (FW) und Hans Urban (Grüne). Vorreiter mit Votivtafel, Ehrenkutschen, Blaskapelle, Truhenwagen, Gespanne und Reiter bilden den Festzug, dessen Teilnehmer beim dreimaligen Umritt der Kirche den Segen erhalten.

Feiert heuer ein persönliches Jubiläum: Seit zehn Jahren ist Hans Kanzler Lehards-Lader. (Foto: Hartmut Pöstges)

Auf der Wiese bis zum Waldrand ist ein traditioneller Jahrmarkt aufgebaut: Schiffschaukel und Karussell, Schießbuden, Zuckeräpfel und Leonhardi-Schnaps, Buden mit Spitze in Meterware, Schals, Schmuck und Spielzeug.

Die Ursprünge des Dietramszeller Lehards reichen weit zurück. Als im Jahr 1685 eine Pferdeseuche grassierte, versprach Probst Marcellinus Obermayr vom Augustiner-Chorherrenstift zu Dietramszell den Bau einer Kapelle zu Ehren des Heiligen Leonhard, wenn die Pferde des Klostermeierhofes verschont blieben. Seine Bitte wurde erhört, das Kirchlein gebaut und das Kirchweihfest seitdem am 3. Samstag im Juli gefeiert. Der Termin ist über die Jahrhunderte geblieben - anders, als die Leonhardi-Fahrten in der Region, die um den 6. November, dem Namenstag des Schutzheiligen der Pferde, stattfinden.

Eine Besonderheit gebe es heuer, sagt Kanzler: Am Sonntag findet von 10 Uhr an im Festzelt das Gaupreisplattln des Oberlandler Gauverbands aus Miesbach statt: Etwa 60 Gruppen in ihren jeweiligen Trachten platteln dann um die Wette. Das Festzelt sei deshalb heuer um fünf Meter länger, sagt Kanzler, der sich freut, dass die Oberlandler Trachtler nach Dietramszell kommen, weil die Halle in Fischbachau, dem bisherigen Austragungsort, abgerissen wurde. Für den Umritt am Samstag wünscht sich Kanzler gutes Wetter und dass alles glatt geht. Aber passiert sei noch nie etwas. "Dafür gehen wir ja zum Wallfahren."

© SZ vom 19.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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