Wohnen im ländlichen Raum:"Wichtig ist, dass Leerstände genutzt werden"

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Wohnen im ländlichen Raum: Die Ortsmitte von Dietramszell soll umgestaltet werden. Gegenüber der Klosterschänke soll ein kleiner Dorfplatz entstehen.

Die Ortsmitte von Dietramszell soll umgestaltet werden. Gegenüber der Klosterschänke soll ein kleiner Dorfplatz entstehen.

(Foto: Manfred Neubauer)

Das Projekt "Baukulturregion Alpenvorland", an dem auch Dietramszell beteiligt war, hat sich drei Jahre lang mit der Zukunft des Lebens auf dem Land befasst. Mit guten Resultaten, sagt Sprecher Ludwig Gröbmaier.

Von Petra Schneider, Dietramszell

Nach drei Jahren endet das von der EU geförderte Leader-Projekt "Baukulturregion Alpenvorland". Wie wollen wir in Zukunft auf dem Land leben? - so lautete die Fragestellung des Projekts, an dem sich neben Dietramszell auch die Gemeinden Bad Aibling, Bad Feilnbach, Gmund, Holzkirchen, Kiefersfelden, Neubeuern und Samerberg beteiligt haben. Aus Sicht von Ludwig Gröbmaier, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Baukultur (Arge) und CSU-Gemeinderat in Dietramszell, war es ein "sehr gelungenes Projekt" mit nachhaltiger Wirkung.

Herr Gröbmaier, wie lautet Ihr Fazit nach drei Jahren?

In Vorträgen, Exkursionen und Ortsspaziergängen, in Diskussionen mit Fachleuten, Mandatsträgern und Bewohnern ist es gelungen, ein Bewusstsein zu schaffen, wie wichtig "überlegtes Bauen" für die Entwicklung unserer Heimat ist. So ist ein Netzwerk entstanden, eine kleine "Baukultur-Gemeinschaft". Der Austausch soll bestehen bleiben, etwa durch regelmäßige Quartalstreffen der Bürgermeister. Bei den Veranstaltungen in den verschiedenen Gemeinden wurden der Blick geschärft und Anregungen gegeben. Wir haben zum Beispiel den Trogerhof besichtigt, der 1536 gebaut wurde und das älteste Gebäude im Landkreis Rosenheim ist. Die Gemeinde Bad Feilnbach hat den Hof gekauft und will ihn nun zu einer neuen Dorfmitte umgestalten.

Bleibt die "Arge Baukultur" auch nach Ende des Förderprojekts bestehen?

Auf jeden Fall. Der Arge gehören 20 Mitglieder an, davon zwölf sehr aktive. Der Kreis aus Handwerkern, Architekten und interessierten Bürgern ist über die Monate konstant geblieben. Wir wollen auch in Zukunft drei bis vier Veranstaltungen pro Jahr organisieren.

Was konkret hat die Arge in Dietramszell bewirkt?

Wir haben uns zum Beispiel beim Bebauungsplan Schönegg Nordost, der noch nicht rechtskräftig ist, mit Änderungsvorschlägen eingebracht: Mehrfamilienhäuser statt Doppelhäuser, um Flächen zu sparen, begrünte Carports statt Garagen, PV-Anlagen auf den Dächern, ein öffentlicher Spielplatz. Der Gemeinderat hat unsere Vorschläge befürwortet. Außerdem haben wir Ortsspaziergänge in Baiernrain und Bairawies organisiert. Die Gemeindearchivarin Agnes Wagner hat historische Infos beigesteuert, und Einheimische haben erzählt, wie die Gebäude früher genutzt wurden. Das waren interessante Beiträge, die man in keinem Geschichtsbuch findet. Zudem hat die Arge ein "Leerstands-Kataster" für Dietramszell erstellt. Im Süden von München ist das Thema nicht so dramatisch wie in manchen österreichischen Regionen. Wichtig ist, dass Leerstände genutzt werden.

Ein Beispiel ist das Ascholdinger Hallenbad.

Ja, der Gemeinderat hat die Arge beauftragt, Ideen zu sammeln. Wir haben in der Gruppe viele Fachleute, die den baulichen Zustand des Hallenbads ehrenamtlich geprüft und in einem Bericht an die Gemeinde zusammengefasst haben. Demnach ist die Grundsubstanz erhaltenswert, aber die Haustechnik ist veraltet.

Wohnen im ländlichen Raum: Ludwig Gröbmaier ist Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Baukultur.

Ludwig Gröbmaier ist Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Baukultur.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Gibt es konkrete Ideen?

Die Gemeinde hat das Hallenbad ja kürzlich als Flüchtlingsunterkunft angeboten. Aber das Landratsamt hat abgelehnt, weil die Dämmung schlecht ist und ein Umbau zu Wohnzwecken zu aufwendig wäre. Der Dietramszeller Kulturverein hat Interesse, das Hallenbad für Ausstellungen oder Kulturveranstaltungen zu nutzen. Auch die Idee, dort einen Indoor-Spielplatz einzurichten, gibt es. An Anregungen mangelt es nicht, sie wurden aber immer wieder zurückgestellt.

Die Arge hat angekündigt, Vertreter der anderen Projekt-Gemeinden nach Dietramszell einzuladen, um die neue Ortsmitte zu präsentieren. Inwiefern ist sie ein Beispiel für "Baukultur"?

Es gibt ein Gesamtkonzept: Der Kirchenvorplatz hat eine höhere Aufenthaltsqualität durch neue Sitzstufen bekommen. Ein kleiner Dorfplatz entsteht gegenüber der Klosterschänke, weil ein Straßenast nach Holzkirchen geschlossen wurde. Außerdem wird es einen Geschichtspfad auf der Angerwiese geben - das ist alles eine gelungene Sache.

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