Dietramszell:Verhunzte Wahl

Zwei Stimmen Vorsprung für die amtierende Bürgermeisterin von Dietramszell - und eine Menge offene Fragen. Kritik an der Wahl in Dietramszell wird jedoch abgebügelt. Dass die Wahl nicht in aller Form nachgeprüft wird, ist unbegreiflich

Ein Kommentar von Felicitas Amler

Wenn man der Dietramszeller Bürgermeisterin schaden wollte, könnte man's kaum besser anstellen. Dass die Kommunalwahl vom Sonntag dort nicht in aller Form nachgeprüft wird, ist unbegreiflich. Was muss denn noch geschehen, damit ein Wahlleiter, sei es der örtliche oder der übergeordnete, eingreift?

Nur zwei Stimmen Vorsprung für die Amtsinhaberin? Alles in Ordnung, sagen die Wahlleiter. Aber werden das die politischen Gegner am Ort - von denen Leni Gröbmaier wahrhaft mehr als genug hat - auch so hinnehmen? Kaum vorstellbar. Wer erlebt hat, wie aggressiv die Wahlkampf-Koalition aus CSU, Freien Wählern und Grünen gegen die Amtsinhaberin agiert hat, kann sich ausmalen, wie das im Gemeinderat weitergehen wird. "Wählt in Gottes Namen nicht Gröbmaier", hatte die Parole am Ende der gemeinsamen schwarz-orange-grünen Wahlversammlung gelautet. Wer so redet, wird es Gröbmaier künftig bei jeder Gelegenheit servieren: Du bist ja gar nicht richtig gewählt! Und mit ein bisschen vergesslich machendem Abstand zum Wahltag wird auch diese Unterstellung die Runde machen: Wer weiß denn schon, ob damals wirklich korrekt ausgezählt wurde . . .

Und dann noch die seltsamen Abläufe während der Briefwahl. Ein Päckchen Wahlbriefe landet versehentlich per Post in Holzkirchen, wird dort nur zufällig entdeckt und dann nach Dietramszell chauffiert. Macht nix, sagen die Wahlleiter, Hauptsache, es ist alles pünktlich da gewesen. Weitere rund 90 Wahlbriefe wurden bestellt, aber nie im Rathaus eingereicht. Und was sagen die Wahlleiter dazu? Kann ja mal vorkommen. Die Frage, ob vielleicht noch mehr Wahlbriefe versehentlich irgendwohin statt nach Dietramszell befördert wurden, stellt sich den Wahlbeaufsichtigern anscheinend nicht.

Leni Gröbmaier hatte schon in der Vergangenheit keinen leichten Stand als Bürgermeisterin. Diese verhunzte Wahl wird es ihr gewiss nicht einfacher machen.

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