Klimaschutz im Landkreis:Neuer Anlauf für Photovoltaik

Klimaschutz im Landkreis: Auf dem Firmengelände von Technomatik in Dietramszell soll eine Photovoltaik-Freiflächenanlage entstehen wie hier in Penzberg.

Auf dem Firmengelände von Technomatik in Dietramszell soll eine Photovoltaik-Freiflächenanlage entstehen wie hier in Penzberg.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Nach dem Scheitern der PV-Freiflächenanlage in Manhartshofen plant Dietramszell neue Anlagen - und entwirft einen Plan für die Klimaneutralität.

Von Petra Schneider

Die PV-Freiflächenanlage in Manhartshofen ist am Widerstand von Nachbarn gescheitert, aber das schreckt private Investoren in Dietramszell offenbar nicht ab. Gemeinderat Bernhard Fuchs, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Energie und Umwelt, beobachtet eher das Gegenteil. Das Projekt in Manhartshofen habe "Einiges ausgelöst", sagt Fuchs. Es gebe durchaus Grundstücksbesitzer, die nun über Freiflächenanlagen nachdächten.

Auch im Ortsteil Lochen gibt es einen Anlauf, allerdings für eine deutlich kleinere Anlage: Technomatik will auf seinem Firmengelände auf einer Fläche von rund 2000 Quadratmetern Solarstrom erzeugen. Dieser soll für den "Gewerbehof" genutzt werden, den Technomatik dort bauen will. Der Entwicklungs- und Zulieferbetrieb in den Bereichen Automotive, Industrie und Medizintechnik bezieht seit vorigem Jahr seinen Strom vollständig aus erneuerbaren Energien. Der Gewerbehof, den die Eigentümerfamilie nun auf dem Firmenareal am östlichen Ortsausgang bauen will, soll ein Vorzeigeprojekt in Sachen Klimaneutralität werden. Dazu beitragen sollen PV-Anlagen auf den neuen Gebäuden und den Parkflächen, eine energieeffiziente Bauweise, ein zentrales Energiemanagement - und eben die PV-Freiflächenanlage.

Überschüssiger Strom könnte in öffentlich zugängliche E-Ladesäulen fließen, erklärt Planer Robert Illner. Auch Wärme soll voraussichtlich mittels Hackschnitzelheizwerk zentral erzeugt und über eine Fernwärmeleitung verteilt werden. Der Gewerbehof in Lochen, der auf einer Fläche von rund 8000 Quadratmetern entstehen soll, sei ein "innovatives Projekt", sagt Illner. Der Bebauungsplan, der vom Gemeinderat bereits im Herbst gebilligt wurde, sieht in der aktuellen Variante mehrere kleine Gebäude vor, die flexibel genutzt werden könnten, etwa von kleineren bis mittelständischen Betrieben oder von Start-Ups. Auch ein Dorfladen, ein Bauernmarkt und Mitarbeiterwohnungen könnte sich die Eigentümerfamilie vorstellen.

Die für die PV-Freiflächenanlage nötige Änderung des Flächennutzungsplans wurde am Dienstag mit einer Gegenstimme von Xaver Huber (BLD) gebilligt, der bereits gegen die Freiflächenanlage in Manhartshofen gestimmt hatte. Dass dem Projekt in Lochen nun ebenfalls Widerstand entgegenschlagen könnte, erwartet Bürgermeister Josef Hauser (FW) nicht. Denn die beiden Vorhaben seien nicht vergleichbar. "Wir reden hier von einer kleinen Anlage am Rand eines Gewerbegebiets und nicht in der freien Natur", sagt Hauser. Die Ortseingrünung werde verlegt, und die Solarmodule zwischen Hecke und Gebäude seien nicht einsehbar. Den Antrag von Xaver Huber, die Änderung des Flächennutzungsplans zu verschieben, bis das von der Gemeinde auf den Weg gebrachte Energienutzungskonzept vorliegt, wurde von den übrigen Gemeinderäten abgelehnt. "Wir können nicht immer nur warten", sagte Thomas Bachmeier (CSU). Sonst sei das Ziel, bis 2035 unabhängig von fossilen Energien zu sein, nicht zu erreichen.

Dietramszell hat im Mai beschlossen, ein Energienutzungskonzept für den gesamten Gemeindebereich in Auftrag zu geben. Die Themen, die dabei vorrangig berücksichtigt werden sollen, hat die Arbeitsgemeinschaft Energie und Umwelt nun in einem Leistungsverzeichnis zusammengestellt: Priorität haben PV-Freiflächenanlagen, deren mögliche Standorte und Auswirkungen auf die Energiebilanz. PV- und Solaranlagen auf Dächern gehören ebenso zu den priorisierten Themen wie Biogasanlagen, Blockheizkraftwerke, Biomasse und Wärmepumpen für private Haushalte. Ausgenommen hat die Arbeitsgemeinschaft eine Potenzialanalyse für die Windkraft, weil das im Rahmen des Regionalplans gemacht werde, erklärt Fuchs. Geothermie und Wasserkraft fallen mangels Potenzial ebenfalls weg.

Wie eine Kommune die Energiewende konkret umsetzen und auch die Bürger beteiligen kann, will sich die Arbeitsgemeinschaft bei einem ganztägigen Ausflug am 17. September in Wildpoldsried ansehen. "Die sind schon ein bisserl weiter als wir", sagte Thomas Bachmeier im Gemeinderat. Man hoffe auf rege Teilnahme.

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