Dietramszell:Neue Mitte - ja, aber

Gemeinderat diskutiert kontrovers und stimmt für die Umgestaltung

Von Petra Schneider, Dietramszell

Dietramszell soll einen neu gestalteten Kirchenvorplatz bekommen, einen neuen Dorfplatz mit Brunnen und einen Gehweg auf der Angerwiese. Dafür hat der Gemeinderat am Dienstag mehrheitlich einen Förderantrag beschlossen. Das Projekt Dorferneuerung war vor vier Jahren wieder aufgenommen worden. Es gab Bürgerworkshops, und Architekt Rainer Heinz stellte in diversen Gemeinderatssitzungen die Planungsabschnitte vor. Am Dienstag wurden dennoch auch kritische Stimmen laut.

Die Kostenschätzung für das Gesamtvorhaben liegt bei 2,3 Millionen, für die nun ein Zuschuss beim Amt für Ländliche Entwicklung beantragt wird. Die Gemeinde rechnet mit einem Fördersatz von 65 Prozent. Für die Umgestaltung der Busschleife, die mit rund 310 000 Euro veranschlagt wird, werden Mittel aus einem anderen Topf beantragt. Noch nicht eingerechnet sind der Geschichtspfad auf der Angerwiese und eine neue Brücke beim Pfarrheim; für beides soll später ein gesonderter Antrag gestellt werden.

Vor allem mit einem neuen Dorfplatz samt Brunnen können sich einige Gemeinderäte nicht anfreunden. Man stimme einem Förderantrag zu, wolle aber sicherstellen, dass das eingereichte Konzept noch geändert werden könne, hieß es am Dienstag. Heinz sagte: "Mit dem Förderantrag wird das Konzept quasi beschlossen." Aber was jetzt nicht beantragt werde, werde später auch nicht gefördert.

Die Planungen sehen vor, dass der Kirchenvorplatz, der dringend sanierungsbedürftig ist, geebnet und das Gefälle mit 15 Zentimeter hohen Sitzstufen ausgeglichen wird. Befürchtungen, dass der Platz deswegen bei der Leonhardifahrt nicht mehr von Ehrenkutschen befahren werden könnte, entkräftete der Planer. Die "multifunktionale Fläche" sei für Kutschen und Lastwagen geeignet. Zudem werde der neue Weg auf der gegenüberliegenden Angerwiese verbreitert und mit Schotterrasen ausgelegt, damit Pferdefuhrwerke ihn befahren können.

Umstritten ist nach wie vor ein rund 200 Quadratmeter großer Dorfplatz vor der Klosterschänke, der entsteht, weil ein Straßenast nach Holzkirchen geschlossen wird. Auch dort soll die Steigung mit Sitzstufen ausgeglichen werden, die in einen "Sitzstein" münden. Die Dorflinde und der neue Brunnen sollen die Dorfmitte bilden. Der Entwurf sieht einen "kräftigen, archaischen" Brunnen aus einem massiven Kalksteinblock vor, vier mal 1,20 groß und mit 60 bis 70 Zentimetern so hoch, dass man darauf sitzen könne. Der vordere Teil ist als Trinkbrunnen geplant. Rund 35 000 Euro würde dies kosten, was einige Gemeinderäte zu teuer oder zu "gestylt" fanden, wie Christa Poschenrieder (BLD) sagte.

Dagegen warb Bürgermeisterin Leni Gröbmaier (BLD) eindringlich für das Planungskonzept. "Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir uns die Dorferneuerung leisten können." Im Finanzplan der kommenden Jahre seien 1,1 Millionen Euro eingestellt. Für Dietramszell sei das eine "ungeheure Bereicherung". Mit einer Förderung von 65 Prozent "können wir was Schönes machen", sagte Gröbmaier. Auch Zweiter Bürgermeister Michael Häsch (CSU) hatte kein Verständnis für die Bedenken. "Wir befassen uns seit vier Jahren mit dem Projekt". Alles sei "hin und her diskutiert."

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