Dietramszell:Lichtenegger prangert "grobe Fehler" an

Der frühere Bürgermeister kritisiert in einem offenen Brief die Kalkulation des Wasserpreises. Nachfolgerin Leni Gröbmaier ärgert sich über sein Vorgehen.

Von Petra Schneider

In einem offenen Brief an Bürgermeisterin Leni Gröbmaier, der auch an Landrat Josef Niedermaier, die Gemeinderäte und die Presse ging, erhebt Benno Lichtenegger schwere Vorwürfe gegen die Verwaltung. Bei der Globalberechnung für den Wasserpreis habe er grobe Fehler festgestellt, schreibt der SPD-Kreisrat und ehemalige Dietramszeller Bürgermeister. Die Gemeindeverwaltung antwortete darauf am Freitag im Namen Gröbmaiers mit einem sehr kurz gehaltenen offenen Brief.

Bei der Bürgerversammlung im Mai habe er angeboten, den Gemeinderäten darzulegen, wo bei der Berechnung des Wasserpreises seiner Meinung nach geschlampt worden sei. Bis jetzt sei nichts passiert, obwohl am 30. September die Abschlagszahlungen fällig würden. "Hier hätte man aus praktischen Erwägungen längst handeln sollen, aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen längst handeln müssen", schreibt Lichtenegger. Denn Anliegen und Einwendungen von Bürgern müssten spätestens drei Monate nach der Bürgerversammlung behandelt werden. Hintergrund der Kritik ist die massive Erhöhung des Wasserpreises um 120 Prozent, die der Gemeinderat im Februar beschlossen hat. Ausgehend von einer Globalkalkulation, die das Kommunalberatungsunternehmen Hurzlmeier erstmalig für die Gemeinde vorgenommen hatte, müssen die Dietramszeller seit April statt 0,57 Euro je Kubikmeter nun 1,25 Euro zahlen.

Auch die Grundgebühren wurden angehoben, die einmaligen Herstellungsbeiträge dagegen gesenkt. Die Verteuerung sei nötig, weil der Wasserpreis in den vergangenen 20 Jahren nicht erhöht worden sei, lautete die Begründung der zuständigen Fachkraft. Unterhalts- und Verbesserungsmaßnahmen am Leitungsnetz, allgemeine Kostensteigerung sowie eine Unterdeckung in den vergangenen Jahren machten eine Erhöhung unumgänglich. Dass die Preissteigerung mit "20-jähriger Untätigkeit auf diesem Gebiet" begründet werde, will Lichtenegger, Gröbmaiers Vor-Vorgänger, nicht hinnehmen. Er sieht vielmehr Fehler in der Kalkulation. So seien die Ablesezeiträume in den Jahren 2008 und 2009 unterschiedlich gewesen, was zu einer falschen Kalkulationsbasis geführt habe. Digitalisierte Karten des Leitungsnetzes, die die Gemeinde für 100 000 Euro erstellen ließ, hätten nach Ansicht Lichteneggers nicht im Verwaltungs- sondern im Vermögenshaushalt verbucht werden müssen. "Wäre das richtig gemacht worden, hätte das einige Cent weniger beim Wasserpreis ausgemacht", rechnet Lichtenegger vor. Dass der Herstellungsbeitrag gesenkt wurde, hält er für ungerecht. Auch leuchtet ihm nicht ein, wie sich die Stromkostensteigerung um 60 Prozent innerhalb eines Jahres begründen lässt. "Mir braucht doch niemand erzählen, dass in einem Jahr eine solche Steigerung stattgefunden hat", sagt er auf Nachfrage. Doch das Beratungsunternehmen könne nichts dafür, wenn falsche Zahlen geliefert würden. Vieles hätte Verwaltung und Gemeinderat seiner Ansicht nach bei gründlicher Prüfung auffallen müssen. Dass er all diese Fragen in der Bürgerversammlung gestellt und bisher keine Antwort bekommen habe, ärgert ihn. "Ich erwarte mir unter Bürgernähe und Bürgerfreundlichkeit, dass meine im Interesse aller Bürger, aber auch im Interesse der Verwaltung geäußerten Bedenken, zeitnah und wertschätzend behandelt werden", heißt es in seinem Schreiben.

Diese Vorwürfe ärgern wiederum Bürgermeisterin Gröbmaier. Sie habe mit Lichtenegger am 10. Juli vereinbart, dass bei einem Gespräch die Fachkraft des Beratungsunternehmens anwesend sein solle. Weil diese aus Straubing anreisen müsse, sei es sinnvoll, das Gespräch zu führen, wenn diese ohnehin in Dietramszell sei. Voraussichtlich im Oktober, wenn die Abwasserkalkulation auf der Tagesordnung stehe, werde das der Fall sein. "Einen zusätzlichen Termin müssten wir sonst ja wieder zahlen", sagt Gröbmaier. Kürzlich habe sie Lichtenegger gebeten, seine Fragen schriftlich zu formulieren, um sie vorab an die Fachkraft weiterleitet zu können. Dass dies nun in Form eines offenen Briefes geschehen sei, hält sie für unpassend. "Es ist für uns doch auch wichtig zu klären, ob Fehler gemacht worden sind."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: