Politik in Dietramszell:Neuer Anlauf für Sonnenenergie

Politik in Dietramszell: Eine solche Freiflächen-Photovoltaik ist in Dietramszell am Widerstand von Nachbarn gescheitert. Nun soll ein Energienutzungsplan weitere Möglichkeiten aufzeigen.

Eine solche Freiflächen-Photovoltaik ist in Dietramszell am Widerstand von Nachbarn gescheitert. Nun soll ein Energienutzungsplan weitere Möglichkeiten aufzeigen.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Dietramszell will per Energienutzungsplan Möglichkeiten für PV-Anlagen finden.

Von Petra Schneider, Dietramszell

Nach dem Aus für das Freiflächen-Photovoltaikprojekt in Manhartshofen, das am Widerstand von Nachbarn gescheitert ist, hat sich der Dietramszeller Gemeinderat einstimmig dafür ausgesprochen, einen Energienutzungsplan für das gesamte Gemeindegebiet erstellen zu lassen. Ob die Energiewende Oberland den Zuschlag bekommt, muss nun im Rahmen einer Ausschreibung entschieden werden.

Der erweiterte Arbeitskreis Energie und Umwelt soll festlegen, welche Bereiche vorrangig untersucht werden sollen. In Dietramszell dürfte das zuallererst die Photovoltaik sein. Denn Wasserkraft kommt wie die Geothermie mangels natürlicher Ressourcen nicht infrage. Biogasanlagen spielen allenfalls eine kleine Rolle, damit das Ziel erreicht werden kann, bis 2035 vollständig mit erneuerbaren Energien versorgt zu werden. Bliebe noch die Windkraft. Der Regionalplan Oberland weist in Dietramszell vier mögliche Standorte aus. Allerdings hatte die Diskussion bereits 2014 für erheblichen Widerstand und die Gründung einer Bürgerinitiative "Windradfreies Dietramszell" gesorgt. Mit Einführung der 10H-Regel kam das Thema schlagartig zum Erliegen.

Auch Stefan Drexlmeier von der Energiewende Oberland sieht die Sonne im Vorteil. Für Photovoltaik-Anlagen (PV) gebe es in der Gemeinde "ein Riesenpotenzial", erklärte er bei der Vorstellung der Modalitäten für einen Energienutzungsplan. Dabei gelte: "Sie sagen uns, welchen Aspekt Sie betrachtet haben wollen und wir sagen Ihnen, wie sich das auswirken würde." Der Freistaat gewähre einen Zuschuss von bis zu 70 Prozent oder maximal 40 000 Euro für die Umsetzungsbegleitung. Die Erstellung dauere rund ein Jahr. Laut Drexlmeier verfügen im Landkreis bereits Geretsried, Bad Tölz, Benediktbeuern und die Jachenau über einen Energienutzungsplan.

Das Verfahren laufe in vier Stufen: Ist-Analyse, Potenzialerkundung, Maßnahmenkatalog, Schwerpunktprojekte. Xaver Huber (BLD), erklärter Gegner des Solarparks in Manhartshofen, fragte, ob es möglich sei, als Kriterium für PV-Freiflächenanlagen festzulegen, dass das Grundstück "nicht von den Nachbarn einsehbar ist". Dazu brauche es 3-D-Modelle, sagte Drexlmeier. Das sei aufwendig und nur auf den Flächen sinnvoll, die grundsätzlich infrage kämen, weil sie nicht ohnehin aus natur- oder wasserschutzrechtlichen Gründen ausscheiden. Falls die Gemeinde nur sogenannte Agri-PV zulassen wolle, die neben der Stromproduktion auch eine landwirtschaftliche Nutzung ermögliche, dämpfte Drexlmeier die Erwartungen: Die Energieerträge seien geringer und müssten wieder kompensiert werden.

Thomas Bachmeier (CSU) warb für eine Beschleunigung: "Wir müssen parallel vorgehen und nicht step-by-step". Sonst sei das Ziel bis 2035 nicht zu erreichen. Auch die Bürger müssten mitgenommen werden. Bürgermeister Josef Hauser (FW) verwies auf die Anstrengungen der Gemeinde: So seien diverse Liegenschaften energetisch saniert, mit PV oder neuer Heizung ausgestattet oder an ein Nahwärmenetz angeschlossen worden. "In Bezug auf die Vorbildfunktion ist die Gemeinde ganz vorn dabei". Mit einer Gegenstimme von Hubert Prömmer (Grüne) wurde das Bebauungsplanverfahren für die Freiflächenanlage in Manhartshofen formal eingestellt, nachdem Josef Bacher Anfang April seinen Antrag zurückgezogen hatte. Falls das Grundstück im Energienutzungsplan als mögliche Fläche auftauche, müsste man eben wieder in das Verfahren einsteigen, sagte Hauser. Grünen-Sprecher Prömmer bedauerte das Aus: "Ich finde es schade, dass Bedenkenträger und Gegner ein Projekt zu Fall gebracht haben, das uns wirklich nach vorne gebracht hätte." Ein Gutes habe die Diskussion aber gehabt: "Dass inzwischen viele Leute darüber nachdenken."

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