Dietramszell:Bill Withers auf Bairisch

Dietramszell: Gastmusiker Michael Ketelhut aus Reichersbeuern unterstützt die Bläser mit der Pauke.

Gastmusiker Michael Ketelhut aus Reichersbeuern unterstützt die Bläser mit der Pauke.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Das Holzhauser Sextett "Tromposaund" begeistert in Ascholding .

Von Christa Gebhardt, Dietramszell

Getreu dem Motto " griabig - schmissig - lässig" hat die Band Tromposaund im ausverkauften Festsaal beim Holzwirt in Ascholding am Wochenende ein Konzert gegeben. Die Vollblutmusiker kombinieren traditionelle Blasmusik mit modernen Arrangements. Sie spielen bayrische Märsche, tanzfreudige Polkas, romantische Walzer, Jazziges und Weltmusik, darunter zum ersten Mal auch den Erfolgshit "Brass Banda" der Erfolgsband LaBrassBanda. Ihre Version klingt zwar nicht ganz so wild und barfüßig leidenschaftlich wie das Original, aber egal: Das Signal ist gesetzt. Tromposaund sind offensichtlich dabei, sich ein Fanpublikum zu erarbeiten.

Sieben Jahre nach der Gründung wollten die Musiker aus Holzhausen am Starnberger See mit ihrem Konzert ihr Jubiläum feiern - und etwa 350 Menschen feierten mit. Verwandte, Nachbarn, Fans, Burschenschaften und Blasmusikgruppen aus der Umgebung, die fast alle mit der traditionellen bayerischen Musik aufgewachsen sind. 9o Prozent des Publikums hebt die Hand, als der Huber Christoph fragt, wer ein Instrument spielt. Da ist etwas gewachsen und (Gott sei Dank) noch kein Event. Die vielen jungen Konzertbesucher tragen auch keine dirndelig-lederhosigen Faschingskostüme, sondern echte, feine Tracht.

Seit dem Dorfabend der Musikkapelle Holzhausen 2009 hat sich das ursprüngliche Brass-Quartett zum Sextett Tromposaund entwickelt: Die drei Huaber-Buam Simon, Moritz und Christoph mit dem "Schweizer", dem Schmid Josef, probierten ursprünglich neben Blues, Swing, Jazz, Ragtime, Boogie auch Blasmusikstücke und stellten fest, dass dafür ein fünfter Mann gebraucht wird. Cousin Hans Peter, ebenfalls ein Huber, erweiterte also mit seinem Tenorhorn die vier Blechbläser zu einem Quintett. Zu fünft mit Flügelhorn, Trompete, Tenorhorn, Bariton-Posaune, und einer Tuba machte auch der Blasmusikklang bei Marsch, Polka und Landler fetzigen Spaß. Um für Auftritte auf Hochzeitsfeiern (der Holzwirt ist die Hochzeitslocation schlechthin) und Tanzabende die richtige Musik dabei zu haben - und weil er einfach sympathisch war - kam für die Percussion Quirin Sturm aus Bichl zu den Holzhausern. Beim Konzert begeistert er mit unbewegter Miene zusammen mit Gastpaukist Michael Ketelhut mit einem gemeinsamen wuchtig starkem Schlagzeugauftritt.

Beim lustigen Moderieren wechseln sich meist der "Schweizer", der übrigens ein hinreißendes Gstanzl hinlegt ("Wenn i nochts vo da Stanz hoam geh") mit Christoph ab, dem Hipster unter den Huaber Buam. Ironie und Witz kommen dann meist aus den Stücken selbst: Zur Begrüßung "Musik ist Trumpf" sieht man vor dem geistigen Auge die Manege des Zirkus Krone vor sich oder zumindest das Fernsehballett der 1970er Jahre, beim schmissigen Zeppelinmarsch und beim melodisch schönen "Pix Walzer" ist man dann gleich wieder zeitlos "dahoam" und würde gern mittanzen, wenn es denn dafür Platz gäbe. Die Hommage auf alle "Reserl" oder Theresas und damit Mütter, Schwestern, Ehefrauen ("Für Theresa: Helikonsolo Moritz") darf ruhig auf alle anderen Frauen ausgedehnt werden, denn den weiblichen Fans von Tromposaund gebührt den Huaber Buam zufolge großer Dank.

Mehr über die "Madln" und gemeinsame Jugenderlebnisse wollen die beiden Hobbymusiker und Handwerker aus dem Publikum auch nicht andeuten, aber wer wie sie die bayerische Musiktradition kennt aus Dietramszell, Egling, Holzhausen, der weiß "Die sind super! Die können was! Die machen was Eigenes!", "Genau wie der Anderl (Andreas Müller) , der den Elvis rauf und runter kann." Der singt an diesem Abend zwar keinen Elvis, dafür aber mit seiner schönen warmen Stimme ein gefühlvolles Liebeslied "Loan di oo", frei nach Bill Withers' "Lean on me".

Tromposaunds Bandbreite ist bemerkenswert: Sinatra können sie ("New York, New York"), "Proud Mary" und "Boarischen Groove" sowieso. Und dass Hackbrett zusammen mit Bläsern geht, zeigt die virtuose Solistin Johanna Höbel mit ihren Holzhauser Cousins. Da entsteht eine unkonventionelle fast orientalisch anmutende lyrische Mischung aus bayrischer Bläserkraft und zartem sphärischem Klang. Natürlich müssen sie für das begeisterte Publikum Zugaben spielen, und da wird's wieder bayerisch: "Mein Heimatland".

Tromposaund hat 2014 den Kunstförderpreis des Landkreises Bad-Tölz Wolfratshausen bekommen, trat auf dem "BrassWiesn" Festival in Eching auf, beim EM Finale 2016 mit einem Konzert in Paris und auf dem Münchner Oktoberfest. Natürlich wünscht man den Musikern weiter viel Erfolg und zur gleichen Zeit, sie mögen trotz Google, Twitter und Youtube ein Geheimtipp bleiben.

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