Die Zukunft mitgestalten:Jugend am Puls der Politik

Die Zukunft mitgestalten: Quo vadis, Europa? Über die Zukunft der Staatengemeinschaft diskutierten in der Königsdorfer Jugendbildungsstätte mehr als 20 Jugendliche.

Quo vadis, Europa? Über die Zukunft der Staatengemeinschaft diskutierten in der Königsdorfer Jugendbildungsstätte mehr als 20 Jugendliche.

(Foto: Hartmut Pöstges)

In der Bildungsstätte Hochland in Königsdorf diskutieren junge Menschen über europäische und globale Probleme. Insbesondere der Klimaschutz und die Demonstrationen von Schülern bewegen die Teilnehmer

Von Nils Hannes Klotz, Königsdorf

Seit Wochen verleihen Tausende Schüler und Studenten ihrer Empörung Ausdruck und demonstrieren jeden Freitag für mehr Klimaschutz. Dass ein ernsthaftes Interesse der Jugend an der Politik besteht, zeigte auch kürzlich der Aktionstag "Go for Europe" in der Jugendbildungsstätte Königsdorf, den der Kreisjugendring mit organisiert hatte. Über 20 Jugendliche trafen sich dort, um über die drängenden Themen der europäischen Politik zu diskutieren.

Vier Referenten begleiteten die jungen Teilnehmer an diesem Nachmittag auf ihrem Weg zu einem eigenen Standpunkt. Dabei konnten die Teilnehmer aus vier Themen-Workshops jeweils zwei auswählen. Mit Andrea van Laak von der Georg-von-Vollmar-Akademie in Kochel am See tauschten sich die Schüler und Studenten über Fragen zur Migration und den damit verbundenen Ängsten aus. Zwei weitere Workshops beschäftigten sich mit der Thematik des Brexits und der Möglichkeit eines Studiums im Ausland.

In einem Workshop zum Thema "Klimawandel und Nachhaltigkeit" ging eine Gruppe von sieben Personen gemeinsam mit Referentin Miriam Stiel der Bedeutung der "Fridays for Future"-Demonstrationen nach. Mittlerweile ist die Protestbewegung auch im Landkreis angekommen. Erstmals demonstrierten am vergangenen Freitag mehrere Hundert Schüler sowie einige Erwachsene in Bad Tölz. Luis Rempel, Schüler der Fachoberschule in Bad Tölz, war an der Organisation der Demonstration beteiligt und konnte bei dem Aktionstag von seinen Erfahrungen und seiner Motivation berichten. Vor zwei bis drei Wochen habe man erste Vorbereitungen über eine Whatsapp-Gruppe getroffen, erzählte der Schüler im Workshop. Es sei eine "Hauruck-Aktion" gewesen. Man habe dem Aufruf zum weltweiten Klimastreik Folge leisten wollen, sagte er. Über Mundpropaganda und soziale Medien habe man das Vorhaben verbreitet. Er sei aber überrascht gewesen, wie viele Schüler letztendlich zur Demonstration gekommen seien. Rempel selbst sprach von rund 300 Teilnehmern - erwartet habe er nur um die 100. In seiner Freizeit geht Rempel gerne Bergsteigen. "Ich sehe es hautnah", sagte er und meinte damit das Schmelzen der Gletscher. Es sei erschreckend, wie schnell diese in den vergangenen 30 Jahren geschmolzen seien. Der Schuldirektor der Fachoberschule habe gedroht, alle Teilnehmer der Demonstration von der Schule zu verweisen, antwortete Rempel auf eine Frage von Referentin Miriam Stiel. Verstehen konnte das der Schüler nicht. Auf der einen Seite würden die Lehrer die Schüler zu selbständigen und kritischen Menschen erziehen, aber würde diese es umsetzen, gebe es "Ärger". Hier schaltete sich auch Sebastian Gruber, Student an der Katholischen Hochschule in Benediktbeuern, in die Diskussion ein: "Ich kann die Sanktionierungsversuche nur belächeln." Die Drohungen findet der Student "erbärmlich". Manche Lehrer agierten ihm zufolge so, weil es kein Beamtenstreikrecht gebe. Andere würden in der Demonstration nur einen Vorwand sehen, um vom Unterricht fernzubleiben, ergänzte eine Workshop-Teilnehmerin.

Dass die Klimademonstrationen aber wirklich etwas in den Köpfen der jungen Leute bewegten, begründete Luis Rempel mit seinen eigenen Erfahrungen. Es fange für ihn bei schwänzenden Schülern an, führe aber zu Diskussionen, die es ansonsten gar nicht gegeben hätte. Ein Lehrer habe "Fridays for Future" sogar aufgegriffen, um mit den Schülern während des Unterrichts das Thema "Streik" zu behandeln.

Um den Workshop noch in eine andere Richtung zu lenken, fragte Referentin Stiel die Teilnehmer nach aktuellen Umweltproblemen. In ihrer Themensammlung notierte sie daraufhin auf Zuruf Stichpunkte wie "Konsumverhalten", "Artenschutz" oder "Müll" und "Mobilität". Zum Artenschutz äußerte sich Teilnehmerin Elisabeth Finger. Es könne nicht sein, dass man nur die Landwirte in die Pflicht nehme und nicht die Privathaushalte. Die Richtung des Volksbegehrens "Rettet die Bienen" fand sie aber grundsätzlich richtig. Vor allem in der Mobilität sahen die Teilnehmer des Workshops Nachholbedarf. Der öffentliche Personennahverkehr sei zu teuer und man müsse zu lange warten. Im Technikzweig der Fachoberschule gebe es die Überlegung, eine App zu entwickeln, um die Schülertransporte besser zu organisieren, führte Rempel als Möglichkeit an, den Verkehr zu entlasten. Der Endverbraucher müsse ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit entwickeln, fand Elisabeth Finger.

Nach den Workshops fanden sich die Teilnehmer zu einer gemeinsamen Präsentation der erarbeiteten Ergebnisse zusammen. Ein weiteres Zeichen kann die Jugend nun bei der anstehenden U 18-Europawahl am 17. Mai setzen. Teilnehmen darf dann jeder Jugendliche ab der fünften Klasse, der noch nicht volljährig ist.

Der Kreisjugendring Bad Tölz-Wolfratshausen sucht ab 1. Juli 2019 eine neue Geschäftsleitung. Weitere Informationen unter www.kjr-toel.de

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