Die Gegner müssen abwarten:Ruhe vor dem Sturm im Klostergarten

Die Fraunhofer-Gesellschaft schreibt einen Wettbewerb für das Tagungshaus in Benediktbeuern aus. Die Salesianer sind für die Pläne, das Denkmalschutzamt bezeichnet sie als "schlimm".

Von Isabel Meixner

Die Fraunhofer-Gesellschaft will Mitte September einen europaweiten Architektur-Wettbewerb starten, um einen geeigneten Entwurf für den Bau des geplanten Tagungshauses in der alten Gartenanlage des Klosters Benediktbeuern zu ermitteln.

Bis Ende Januar 2014 sollen 15 bis 18 Büros, die die Gesellschaft nach der Ausschreibung aus den Bewerbern auswählt, einen Vorschlag erarbeiten, wie das Gebäude in das historische Kloster-Ensemble eingefügt werden kann. Eine Jury wird im Februar über die Vorschläge urteilen.

Wer dem Gremium angehört, ist laut Beate Koch von der Fraunhofer-Gesellschaft "noch nicht in Stein gemeißelt", es sollen aber wohl Vertreter von Landesdenkmalamt, Fraunhofer-Gesellschaft, Verkehrsministerium und auch der Gemeinde darin sitzen. Alle Entwürfe der Architekten werden Koch zufolge der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und voraussichtlich im Kloster Benediktbeuern ausgestellt.

Die Bürgerinitiative (BI) "Denk-Mal Benediktbeuern" hat sich unterdessen mit ihrem Begehr, den Bau innerhalb der historischen Klostermauern zu verhindern, an den Petitionsausschuss des Bayerischen Landtags, den Bundesrechnungshof, das Bayerische Finanzministerium und den Obersten Rechnungshof gewandt. Sie wollen die Finanzierung hinterfragen.

Sowohl Bund als auch der Freistaat Bayern beteiligen sich an dem Projekt mit je vier Millionen Euro. Sprecherin Julia Wolff ist überzeugt, dass der Gemeindeverwaltung längst detaillierte Pläne über das Bauvorhaben kursieren: "Um überhaupt Zuschüsse zu erhalten, müssen konkrete Pläne vorliegen."

Das bayerische Wissenschaftsministerium habe bis heute nicht auf eine entsprechende Anfrage von Mitte April reagiert. Wie der Benediktbeurer Bürgermeister Georg Rauchenberger bestätigt, liegen der Gemeinde Baupläne vor; die konkrete Ausgestaltung des Hauses solle jedoch der Architektur-Wettbewerb ermitteln. Der Petitionsausschuss wird sich laut Wolff erst im November mit der Beschwerde der Bürgerinitiative über die ausbleibende Antwort des Wissenschaftsministeriums beschäftigen, "um sich vor der Wahl Ärger zu ersparen", wie die BI-Sprecherin vermutet.

Das Tagungshaus soll im Südosten der Anlage errichtet werden, direkt gegenüber der alten Wirkungsstätte Joseph von Fraunhofers, der in der sogenannten Glashütte Anfang des 19. Jahrhunderts an der Herstellung von Flintglas forschte. Für das Kloster sei die historische Gartenanlage der beste Standort, hatte Kloster-Direktor Pater Claudius Amann bereits auf einer Informationsveranstaltung im Mai erklärt; das Interesse der Fraunhofer-Gesellschaft sei eine "Riesenchance". Doch nicht nur die BI kritisiert die Pläne: Das Landesamt für Denkmalpflege bezeichnet die Pläne als "schlimm" und warnt davor, ein nationales Denkmal würde "irreparabel" beschädigt.

Das Tagungshaus soll zwischen 1500 und 1900 Quadratmeter groß werden, verteilt auf Erdgeschoss, ersten Stock und ausgebautes Dach. Die Räume der Philosophisch-Theologischen Hochschule eignen sich laut Pater Claudius Amann nicht: Hier könnten nur 14 und nicht, wie von der Fraunhofer-Gesellschaft gewünscht, 50 Zimmer entstehen.

Julia Wolff zeigt sich enttäuscht von der Fraunhofer-Gesellschaft, die auf die Anfragen der Bürgerinitiative nie geantwortet habe: "Man fühlt sich nicht ernst genommen." Sie wolle nun abwarten, bis der Architekturwettbewerb startet, und dann nach Möglichkeit einen weiteren Informationsabend veranstalten. Die BI sei in jedem Fall wachsam, denn Wolff befürchtet: "Nach der Wahl wird's schnell gehen mit der Erlaubnis."

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