Diakon im Porträt:Reflektiert und bescheiden

Starnberg Percha, Diakon Jozef Golian

Jozef Golian freut sich auf seine Aufgaben als Diakon. Er wird die Ministranten betreuen, Jugendliche auf die Firmung vorbereiten, Kinder taufen, Seniorennachmittage organisieren und in der Seelsorge tätig sein.

(Foto: Georgine Treybal)

Der Ebenhausener Jozef Golian ist seit Oktober als Diakon im Pfarrverband Aufkirchen tätig. Der Förster und Theologe schätzt an seinem Amt besonders die Begegnungen mit Menschen. Ein Besuch bei dem Neuen

Von Katharina Schmid, chäftlarn/Starnberg

Tee und Kekse müssen sein. Ist sein neues Büro hinter der Pfarrkirche Sankt Christophorus in Percha am Starnberger See bisher auch nur mit dem Nötigsten eingerichtet, für seine Gäste hat Jozef Golian, der neue Diakon im Pfarrverband Aufkirchen, trotzdem schon eingekauft. "Das gehört zu meiner Kultur", sagt er, während er heißes Wasser in eine Tasse gießt. Der 43-Jährige stammt aus der Slowakei, kam vor 20 Jahren erstmals zum Sprachkurs nach Deutschland und ist, entgegen seinen ursprünglichen Plänen, von 2005 an in der Bundesrepublik geblieben. Seit 2016 lebt er mit seiner Frau und der 14-jährigen Tochter in Ebenhausen. Im Oktober dieses Jahres weihte ihn Kardinal Reinhard Marx im Münchener Liebfrauendom zum Diakon. Ein Schritt im Leben, der "etwas Großes für mich ist", sagt Golian.

Der Mann mit dem freundlichen Blick, dem dunklen Haar und der dunklen Brille, denkt viel nach, bevor er etwas sagt. Kaum ein Wort kommt unüberlegt über seine Lippen, wenn er über seine neuen Aufgaben als Diakon, sein Leben oder die frühe Kirchengeschichte, eines seiner persönlichen Steckenpferde, spricht. Der studierte Theologe soll im Pfarrverband Aufkirchen die Ministrantenarbeit und Firmvorbereitung sowie karitative und soziale Projekte vorantreiben, er wird Taufen vornehmen und in der Seelsorge arbeiten. Pfarrer Albert Zott, der Leiter des Pfarrverbands, zu dem neben Aufkirchen die Pfarreien Höhenrain, Percha und Wangen gehören, freut sich über die Verstärkung: "Wir haben einen guten, engagierten und freundlichen neuen Diakon." Das ganze Team sei froh, dass nach mehreren Jahren Wartezeit die freie Stelle wieder besetzt sei.

Das Amtsverständnis des Neuen im Team des Pfarrverbands ist genauso bescheiden wie der neue Diakon selbst: "Ich will in der Gemeinde leben und arbeiten, einer von dem Menschen hier sein, kein Experte oder Höhergestellter." Auf seine erste Taufe, die kurz bevor steht, freut er sich besonders. Überhaupt, die Begegnung mit Menschen empfindet Golian als eines der Geschenke seiner neuen Tätigkeit. Sei es im Unterricht an der Grundschule in Percha, bei Seniorennachmittagen, bei Vorbesprechungen zu Taufen oder auch im Alltagsgespräch. "Leute zu treffen, auf ihrem Weg zu begleiten, und gleichzeitig von ihnen zu lernen", das sei das Schöne an seinem Beruf.

Bevor Golian in der Slowakei Theologie studierte, absolvierte er eine Ausbildung zum Förster und Falkner. "Aber ich war kein guter Jäger", erzählt er. Selten habe er etwas geschossen. Doch die Falknerei habe ihm Spaß gemacht. Genauso der Sport, den er während seines Studiums als Ausgleich zum vielen Sitzen gebraucht und intensiv betrieben habe. "Taiji quan", eine alte chinesische Kampf- und Bewegungskunst, auch bekannt als Schattenboxen, betrieb er am liebsten. Sogar Wettkämpfe in China hat er darin bestritten und noch heute profitiere er von diesem Sport, sagt Golian. Etwa dann, wenn er vor vielen Menschen steht und bewusst eine entspannte Körperhaltung einnimmt.

Der neue Diakon des Pfarrverbands hat viele Interessen. Kirche und Glaube aber haben in seinem Leben schon immer eine große Rolle gespielt. In seiner Jugend hat der 43-Jährige die Kirche als etwas Lebendiges erlebt. Dem kommunistischen Regime in der Tschechoslowakei waren Glaube und Religion ein Dorn im Auge. Als er in der achten Klasse gewesen sei, hätten seine Eltern, die ihm den Glauben mitgegeben haben, zu hören bekommen, dass ihr Sohn nicht auf seine bevorzugte Schule gehen dürfe, wenn sie "etwas mit der Kirche zu schaffen" hätten. Golian empfand die Kirche in seiner Jugend als einen Ort der Freiheit, einen Ort abseits von staatlicher Kontrolle. Die Kirchengemeinschaft bedeutete Lebensfreude, und so ist auch seine Begeisterung dafür entstanden. Heute bedauert er manchmal, dass für viele dieses Lebendige und Begeisternde, das ihn als Jugendlichen faszinierte, in der westlichen Kirche nicht zu finden ist. "Wir haben als Kirche hier zwar alles, Räume und auch Geld, aber manchmal nur noch wenig Interesse der Menschen", sagt er. "Aber das ändert nichts am Interesse Gottes an uns Menschen."

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