Denksport:Kampf um Turm und Dame

Denksport: An zehn Tischen zerbrachen sich die Teilnehmer der Kreiseinzelmeisterschaft die Köpfe. Der Schachkreis Zugspitze hielt sie zu Jahresbeginn in Wolfratshausen ab.

An zehn Tischen zerbrachen sich die Teilnehmer der Kreiseinzelmeisterschaft die Köpfe. Der Schachkreis Zugspitze hielt sie zu Jahresbeginn in Wolfratshausen ab.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Der Schachkreis Zugspitze richtet in Wolfratshausen seine Kreismeisterschaft aus. 180 Spieler jeden Alters suchen vier Tage lang die Besten im Spiel der Könige. In der Meisterklasse siegt Sebastian Finsterwalder aus Gauting

Von Thekla Krausseneck, Wolfratshausen

Noch übrig: zwei Türme, ein Läufer und die Könige. In der Mehrzweckhalle im Wolfratshauser Ortsteil Farchet sitzen sich Thomas Sörgel und Georg Jocher am Sonntagnachmittag gegenüber, zwischen sich ein großes Schachbrett. Die Uhr zeigt 24 Restminuten für Sörgels Zug an. Die beiden Männer halten sich die Köpfe; um sie herum steht ein Ring Beobachter, Stühle scharren über den Boden, irgendwo murmeln Stimmen. Man bemüht sich um Stille und Konzentration, der Spannung zum Trotz. Es ist eine aussichtslose, aber wichtige Partie, die letzte der Kreiseinzelmeisterschaft. Wer sie gewinnt, ist unter den ersten Fünf der Meisterklasse und darf zur oberbayerischen Meisterschaft fahren. Sörgel und Jocher wissen das. Deshalb kämpfen sie.

Zehn lange Tische reihen sich in dem Saal hintereinander, in dem von Donnerstag an vier Tage lang 180 Kinder, Jugendlichen Erwachsene und Senioren geistige Höchstleistungen erbracht haben. Der jüngste Spieler ist fünf Jahre alt, der älteste bereits seit 1948 Mitglied im Schachclub Wolfratshausen. Dieser feiert heuer sein 70-jähriges Bestehen und richtet deshalb die Kreiseinzelmeisterschaft aus. Der Schachkreis heißt Zugspitze und umfasst eine weit größere Region als nur Bad Tölz-Wolfratshausen: Er verläuft von Garmisch-Partenkirchen und Landsberg am Lech bis in den Münchner Westen und Norden. Auch Vereine aus den Landkreisen Dachau und Fürstenfeldbruck gehören dazu.

Aus Gauting im Landkreis Starnberg stammt Sebastian Finsterwalder, der das Turnier in der Meisterklasse für sich entscheidet. Ganz neu ist die Auszeichnung für ihn nicht: Finsterwalder holt sie sich zum dritten Mal. "Aber in Wolfratshausen ist es besonders schön, zu gewinnen, denn hier bin ich mit einigen Spielern befreundet", sagt der 36-Jährige, der in seiner Jugend mit dem Schachspielen begann. Obwohl er Mathematik studiert hat, verbindet er Schach nicht allein mit Logik: "Es geht auch viel darum, Vertrautes wiederzuerkennen, zum Beispiel Situationen auf dem Brett." Um sich darin zu schulen, notieren sich die Schachspieler jeden einzelnen Zug in einer Tabelle. Manche gehen sie nach einer Partie noch einmal Schritt für Schritt durch - eine solche Einladung abzulehnen gelte sogar als unhöflich, sagt Matthias Schmidt, Vorsitzender des Schachclubs Wolfratshausen. Hat sich auf einem Brett 50 Züge lang nichts getan, können die Spieler Remis anmelden. Sörgel und Jocher, die als letzte Turnierteilnehmer über ihrem Brett brüten, stehen kurz davor. Sobald sie fertig sind, soll die Siegerehrung stattfinden. Um die Zeit zu überbrücken, reflektieren Pieter Stöver, Vorsitzender der Schachabteilung des Geretsrieder TuS, und der Münchner Relman Fernandez über ihr Spiel. Stöver hat verloren, nimmt es aber sportlich: "Er ist einfach viel besser als ich." Aus der Analyse will er lernen: "Man wird etwas routinierter und macht nicht mehr so viele Fehler." Gerade geht es um einen Bauern: War es klug, ihn nach vorne zu ziehen? Ein Satz mit dem Springer hätte sowohl einen gegnerischen Turm als auch eine Dame gleichzeitig bedroht. Ein vorteilhafter Tausch. Ein Turm gilt als fast doppelt so wertvoll wie ein Springer.

Während die beiden Freunde über ihr Spiel reflektieren, ereignet sich am letzten Turnierbrett ein kleines Drama: Kurz vorm Remis gewinnt Sörgel, weil bei Jocher die Uhr abläuft - er hat seine Bedenkzeit überschritten und damit verloren. Sörgel fährt gemeinsam mit Finsterwalder und drei anderen zur oberbayerischen Meisterschaft. In der zweiten Meisterklasse, eine Stufe darunter, belegt Jannik Danninger vom TV Tegernsee den ersten Platz, beim sogenannten Hauptturnier, noch eine Stufe darunter, ist es Florian Burges vom SC Gröbenzell. Danninger und Burges dürfen damit nächstes Jahr in der jeweils höheren Klasse teilnehmen. Bei den Senioren siegt Wayne Nelson vom SF Bad Tölz, bei den Damen und in der U18 Ekaterina Alferova vom TuS Fürstenfeldbruck, in der U16 Christoph Pölt und in der U14 Marinus Huber, beide vom TV Tegernsee. Die ganz Kleinen sind mit jeweils 30 Teilnehmern in der U12 und in der U10 besonders zahlreich vertreten. In der U12 brilliert Aurelian Krüger vom SC Gröbenzell und in der U10 Robert Manakov vom TV Tegernsee.

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