Demonstration in der Bahnhofsstraße:Rechte Angriffe auf Benjamin Idriz

Die "Bürgerbewegung Pax Europa" attackiert den Penzberger Imam.

Felicitas Amler

Der Verein "Bürgerbewegung Pax Europa" hat am Samstag in Penzberg rund drei Stunden lang gegen den dortigen Imam Benjamin Idriz demonstriert. Eine Handvoll Vertreter des Vereins, der personell verwoben ist mit der rechtspopulistischen Partei "Die Freiheit" und den Betreibern der Internetseite "Politically Incorrect", hatte dazu in der Bahnhofstraße einen Stand aufgebaut.

Demonstration in der Bahnhofsstraße: Der Penzberger Imam Benjamin Idriz beim Abendgebet in der Moschee.

Der Penzberger Imam Benjamin Idriz beim Abendgebet in der Moschee.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Auf einem Foto diffamierte er den Imam als Lügner: Idriz' Gesicht war dazu mit einer langen Pinocchio-Nase verzerrt worden. Flugblätter brachten den Imam, der bundesweit als liberal gilt, mit Fundamentalisten in Verbindung und insinuierten Neigungen zu Antisemiten. Das Pamphlet war überschrieben mit "Penzberger Bürger! Wussten Sie, dass . . ."

Bayram Yerli, Vorsitzender der Islamischen Gemeinde Penzberg (IGP), und Hildebrecht Braun, der die IGP als Rechtsanwalt vertritt, erschienen an dem Stand und distanzierten sich von dessen Anfeindungen. Yerli sagte, zwei Tage nach den Gedenkfeiern für die Opfer der Zwickauer Terrorzelle finde er den Auftritt der Islamkritiker in Penzberg geschmacklos.

Er bezeichnete die Gruppierung als islamophob. Braun sagte, er sei aus München gekommen, weil er zeigen wolle, "dass ich an der Seite meiner Freunde hier stehe" - gemeint waren Imam Idriz und die IGP. Er bezeichnete es als zentrale Botschaft der "Bürgerbewegung Pax Europa", Hass zu säen. Allerdings sei er überzeugt, so Braun: "Penzberg wird immer für diese Rechtsaußen, für diese braunen Leute ein ganz schlechtes Pflaster sein." Das sei schon in der Nazi-Zeit so gewesen.

Die IGP versendete, noch während der Stand aufgebaut war, per E-Mail eine Presseerklärung. Darin heißt es: "Wir wissen, dass die Bürgerinnen und Bürger Penzbergs es nicht nötig haben, sich von angereisten Extremisten belehren zu lassen." Es werde nicht gelingen, das zu torpedieren, was Christen, Muslime und Menschen ohne Religion in Penzberg aufgebaut hätten.

Die "Pax-Europa"-Gruppe bezog sich in ihrer Idriz-Kritik unter anderem auf einen Artikel aus dem "Focus" und auf Äußerungen des bayerischen Innenministers Joachim Herrmann (CSU). Dieser hatte Idriz der Lüge bezichtigt, nachdem der Verfassungsschutz dem Imam auf der Basis abgehörter Telefonate Kontakte zu führenden Mitgliedern von Milli Görüs und der Islamischen Gemeinschaft Deutschland (IGD) vorgeworfen hatte. Idriz habe diese Kontakte geleugnet. Idriz wiederum hatte betont, er habe die Kontakte niemals bestritten, diese seien auch nicht verdächtig.

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