Süddeutsche Zeitung

Demo in Geretsried:Freie Wähler kündigen Widerstand gegen AfD an

Die rechtspopulistische Partei wird im Kreis aktiv und kündigt einen Redner der FPÖ an. In der Stadt formiert sich eine Gegendemo.

Von Felicitas Amler, Geretsried

Die rechtspopulistische Alternative für Deutschland (AfD) hat unter der Überschrift "Das Oberland steht auf!" eine Demonstration auf dem Neuen Platz in Geretsried angekündigt. Sie will dort zusammen mit einem Vertreter ihrer österreichischen Schwesterpartei FPÖ vor allem die deutsche Flüchtlingspolitik anprangern. Gegen die Kundgebung formiert sich in der Stadt Widerstand. Man wolle keineswegs "den Zampano machen", sagte Robert Lug, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler (FW) im Stadtrat, beim FW-Stammtisch am Donnerstagabend. Aber wenn "solche Leute in unserer Stadt auftreten", müsse man Nein dazu sagen.

Mario Buchner ist Vorsitzender des AfD-Kreisverbands Oberbayern-Süd, der die Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach einschließt. Er sagte am Freitag, es gebe keinen speziellen Grund, warum die Kundgebung in Geretsried stattfinde, es hätte auch Miesbach sein können. Die AfD wolle in den beiden Landkreisen verstärkt auftreten. Die Zahl der Mitglieder liege hier unter 60, ein Großteil habe die Partei mit Bernd Lucke verlassen. Dieser hatte sich vergangenen Sommer vom Rechtsruck der AfD distanziert. Die Partei habe aber in den beiden Landkreisen wieder Zulauf, sagt Buchner: "Allein diesen Monat elf Neuzugänge." Im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen brachte es die AfD bei der Europawahl 2014 auf 10,47 Prozent.

Der Stadtrat will die Demo nicht ignorieren

Buchner war früher CDU-Mitglied und sagt auf Nachfrage, er schätze vieles an der CSU. Auch deren Vorsitzender Horst Seehofer habe moniert, dass in Deutschland, wie Buchner formuliert, "in Teilbereichen Recht und Ordnung nicht an oberster Stelle stehen". Die CSU stecke aber "im Dilemma der Koalition mit der CDU". Dass es in Geretsried eine Gegendemonstration geben wird, weiß Buchner; im Internet rufe "die Antifa" (gemeint ist die Antifaschistische Informationsstelle Aida) dazu auf.

Beim Stammtisch der Freien Wähler sagte Robert Lug, der Stadtrat sei sich einig, die AfD-Demo nicht zu ignorieren. Er habe auch Kreisräte gebeten, sich zu beteiligen, außerdem Vertreter von Kirchen und Gewerkschaften. Lug bewertete die Aussagen auf dem Flugblatt zur AfD-Kundgebung. "Das Oberland steht auf!" erinnere ihn an "Deutschland, erwache!", sagte er. Wenn außerdem "zurück zu Recht und Ordnung" gefordert werde und die Kundgebung "für einen deutschen Rechtsstaat und eine parlamentarische Demokratie" laute, suggeriere dies, dass es all das aktuell nicht gebe. Am FW-Stammtisch teilten nicht alle die Ansicht, man müsse gegen die AfD auftreten. Jochen Pelz sagte, man solle sich "erst mal anhören, was sie zu sagen haben". Die AfD werde "mit Haudraufleuten verbunden", aber das müsse nicht so sein.

Die AfD-Kundgebung ist für Samstag, 12. März, 14 bis 16 Uhr auf dem Neuen Platz angekündigt. Redner sind neben Buchner die Bezirks- und Landesvorsitzenden sowie ein noch nicht benannter Tiroler FPÖ-Sprecher.

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SZ vom 27.02.2016
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