"Das war für uns ungeheuer cool":Ein Identitätsfaktor für Lenggries

Mit einem Festakt wird an den Neubau der Grund- und Mittelschule vor 50 Jahren erinnert.

Von Petra Schneider, Lenggries

"Das war für uns ungeheuer cool": Den Festakt moderierte die Grundschulrektorin Ursula Neff (im Bild stehend) mit dem Mittelschulleiter Bernd Kraft.

Den Festakt moderierte die Grundschulrektorin Ursula Neff (im Bild stehend) mit dem Mittelschulleiter Bernd Kraft.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Bürgermeister Werner Weindl (CSU) gehörte zum ersten Jahrgang, der im Schuljahr 1967/68 die neu gebaute Volksschule an der Geiersteinstraße besuchte. Für ihn sei das "ein sehr einschneidendes Erlebnis gewesen", erzählte er bei der Feier zum 50-jährigen Jubiläum am Freitag. Nicht mehr in der "alten Bude" an der Gebhartgasse eingeschult zu werden, sondern in der heutigen Grund- und Mittelschule, "das war für uns ungeheuer cool". Dass man in der Schule Hausschuhe tragen musste, sei etwas Neues gewesen.

Die Einweihung vor 50 Jahren ist für die Schule und die Gemeinde ein denkwürdiges Ereignis. Das wurde mit einem runden Programm in der Mehrzweckhalle gefeiert. Damalige Erstklässler, Schulamtsvertreter, Elternbeiräte und Gemeinderäte waren gekommen. Und natürlich die Schüler, fast alle in Dirndl und Lederhose, die sich anschließend beim "Spielefest" vergnügen, die Ausstellung mit historischen Daten und Plänen besuchen oder sich in der Mitmachwerkstatt der Schülerfirmen ausprobieren konnten.

Ursula Neff und Bernd Kraft, die beiden Schulleiter der Grund- und Mittelschule, moderierten die Veranstaltung. Beim Festakt spielten Hubert und Sepp Neumüller zusammen mit Bodo Kloiber auf. Der Grundschulchor sang, Lehrer und Mittelschüler brachten einen lustigen "Lied-Gstanzl-Jodler": "Auf den Werner Weindl, dass des Geld a weiter rollt." Sechstklässler zeigten in einem Sketch, warum die Schule "für ganz Lenggries a Glück" sei.

Die Erinnerungen ehemaliger Lehrer und Schüler sowie Auszüge aus der Schulchronik, die per Video übertragen wurden, waren akustisch nur schwer zu verstehen. Unverkennbar war aber der Stolz auf die Schule. Sie nehme in der Gemeinde einen wichtigen Stellenwert ein und sei ein Identitätsfaktor, sagte Weindl. "Die Kinder gehen in das selbe Schulhaus wie ihre Eltern, das verbindet." Oft wurden am Freitag die Weitsicht und Courage hervorgehoben, mit der man sich in den 1960er-Jahren für den kostspieligen Neubau entschieden habe. Die Gemeinde habe Erweiterungsmöglichkeiten eingeplant, sagte Mittelschulleiter Kraft. So sei eine Schule entstanden, "die im Landkreis ihresgleichen sucht."

Der Weg dahin war lang, wie die Chronik in der Ausstellung zeigt: In Bayern wurde im Jahr 1771 die allgemeine Schulpflicht eingeführt. Erst 14 Jahre später baute man in Lenggries eine Schule neben der Kirche. Der Mesner fungierte gleichzeitig als Schulleiter. Als die Räume nicht mehr reichten, wurde 1913 ein zweites Schulgebäude in der Gebhartgasse gebaut, in dem fortan die Buben unterrichtet wurden. Von 1904 bis 1986 übernahmen die Armen Schulschwestern die Leitung. Im Kriegsjahr 1942 wurden die Weihnachtsferien verlängert, um Kohlen zu sparen, 1944 wurde die Knabenschule für Kriegszwecke beschlagnahmt.

Als 1967 der Neubau stand, wurden die beiden alten Schulen geschlossen, ebenso die in Fall und Fleck. Der Schulkomplex ist immer noch zeitgemäß: zwei Turnhallen, Sportgelände, angrenzendes Hallenbad, ausreichend Pausenräume, neueste Technik - und ein besonderer Standort. "Mit einem Bergblick, den es nicht noch einmal gibt", wie Rektor Kraft sagte.

Buben und Mädchen wurden in den Anfangsjahren getrennt in den beiden Trakten unterrichtet, auch auf den Pausenhof durften sie nicht gemeinsam. Erst 1972 wurde die Geschlechtertrennung aufgehoben und zwei Jahre später die Fünf-Tage-Woche eingeführt. Derzeit besuchen 580 Kinder und Jugendliche die Lenggrieser Grund- und Mittelschule. "Mit 50 Jahren ist sie längst groß geworden, ist an Gebäuden und Aufgaben gewachsen und lernt ständig dazu", sagte der evangelische Pfarrer Stefan Huber.

Die Ausstellung zeigt, dass die Schule stets auf neue Entwicklungen reagiert hat: 1981 wurde der erste Kopierer angeschafft, sechs Jahre später der erste PC. Seit 2012 gibt es Smartboards in allen Klassenzimmern. Seit vier Jahren können die Lehrer mit einer "interaktiven Tafel" unterrichten. Die Gemeinde werde auch künftig in die Schule investieren, versicherte Bürgermeister Weindl. "Das Geld wird weiterhin rollen."

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