CSU im Wahlkampf:"Passt scho!"

Der bayerische Ministerpräsident beendet seine Tournee "Seehofer direkt" in Wolfratshausen. Seine Parteifreunde feiern ihn. Windkraftgegner erweisen ihm die Reverenz.

Von Felicitas Amler

Horst Seehofer Loisachalle

Applaus für Horst Seehofer in der Loisachhalle (rechts CSU-Bundestagskandidat Radwan).

(Foto: Manfred Neubauer)

Die Windkraftgegner haben ihm eine Wahlzusage gegeben, die Wolfratshauser S 7-Schrankengegner hat er mit einem Gesprächsversprechen beglückt, Gentechnik-Skeptikern hat er gut zugeredet, der Saal war voll, und sein Bekenntnis zur Familie wurde mit ebenso starkem Applaus bedacht wie seine kernige Ankündigung, er werde die Autobahn-Maut in Berlin durchsetzen: Am Ende seines Wahlkampfauftritts am Donnerstagabend in der Loisachhalle kann Horst Seehofer getrost feststellen: "Passt scho!" Mit diesem Spruch verlässt er die Bühne - gefeiert und zufrieden.

Wolfratshausen war die letzte Station einer Wahlkampftour, die der CSU-Landesvorsitzende und Ministerpräsident durch Bayern absolviert hat. "Seehofer direkt": Unter diesem Motto stellte er sich hier wie zuvor an acht anderen Orten von Hof bis München Fragen aus dem Publikum. In der Loisachstadt nutzte er die Wortmeldung des Vorsitzenden der CSU-Stadtratsfraktion, Manfred Fleischer, zu einem Versprechen. Er werde - sollte er wieder Ministerpräsident werden - zum schwierigen Thema Verlängerung der S-Bahnlinie 7 bis Geretsried "einen Spitzentermin" in der Staatskanzlei anberaumen. Dazu lade er die Wolfratshauser ein, und dazu werde er alle wichtigen Fachleute und Minister bitten. Inhaltlich habe er damit "nix zugesagt", betonte Seehofer. Doch darauf gab er sein Wort: Man werde das Gespräch erst verlassen, wenn eine Entscheidung stehe.

Fleischer hatte das bekannte Problem angesprochen, dass für die meisten Wolfratshauser ein Ausbau der S 7 in der festgelegten Form inakzeptabel ist, nämlich mit Beibehaltung der Schranke und des "schienengleichen Bahnübergangs". Fleischer appellierte an Seehofer: "Wir brauchen Ihre Hilfe!" Und der antwortete indirekt zustimmend: Anderswo baue man gerade schienengleiche Bahnübergänge ab. Er werde daher "versuchen, einen Lösungsansatz zu finden". Jedenfalls halte er wenig von Nutzen-Kosten-Berechnungen, wie sie dem momentanen Planungsstand für den S 7-Ausbau zugrunde liegen: "Wir sollten mal von dieser Mathematik weg." Die Frage müsse sein: "Was dient einer Stadt?"

Schon vor der Loisachhalle war Seehofer von Windkraftgegnern aus Dietramszell, Schäftlarn und der Gegend um Königsdorf und Eurasburg empfangen worden. Im Saal meldete sich ihr Sprecher Markus Pflitsch noch einmal zu Wort. Er dankte dem Ministerpräsidenten in warmen Worten für dessen Befürwortung der "H 10-Regel", wonach der Abstand eines Windrads zur Wohnbebauung das Zehnfache von dessen Höhe betragen soll. "Wir unterstützen Sie mit jeder Faser", rief Pflitsch dem CSU-Vorsitzenden zu.

Mit seiner Forderung einer Autobahn-Maut, die nur Ausländer bezahlen sollen, erntete Seehofer donnernden Beifall. Man müsse schon um etwas kämpfen, wenn man es erreichen wolle, sagte er und gab sich entschlossen: "Ich werde aus Berlin nicht zurückkehren ohne Maut - und das weiß die Kanzlerin auch."

Ebenso selbstbewusst zeigte er sich in der Frage nach Alternativen zur Atomkraft. "Ich bin der Vater der Energiewende", sagte er. "Die Mutter ist die Kanzlerin." Sein Ziel, 50 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2022, sei zu erreichen, ohne etwas "den Menschen oder der Natur überzustülpen".

Die stärkste Werbung für die CSU brauchte Seehofer nicht selbst zu machen. Matthias Hammerl aus Ried, in Lederhose und mit imposantem Gamsbart am Hut, lobte namentlich Goppel, Strauß, Streibl, Stoiber: "Es geht Bayern nur so gut, weil die CSU uns regiert." Nun ja, erwiderte der Ministerpräsident, manche hielten seiner Partei vor, sie tue so, als habe sie Bayern erschaffen. Das habe man nie behauptet, sagte Seehofer scheinbar bescheiden: "Das hat schon der Herrgott gemacht. Aber er muss uns gemocht haben, schon damals." Es passt eben für die CSU.

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