CSU-Ergebnis:Schlimmer als erwartet

Landtagswahl Bayern 2018

Trostloser Abend: Bezirkstagskandidatin Sabine Lorenz aus Geretsried und Landtagskandidat Martin Bachhuber aus Bad Heilbrunn müssen das schlechte Wahlergebnis für die CSU erst einmal verarbeiten. Rechts: Bezirkstagskandidat Thomas Schwarzenberger aus Krün.

(Foto: Manfred Neubauer)

CSU-Direktkandidat Martin Bachhuber hatte sich zu seinem 63. Geburtstag Gesundheit und einen "guten Vierer" gewünscht. Die Feststimmung im Hotel Hofherr weicht der Ernüchterung

Von Stephanie Schwaderer, Königsdorf

Zwischen Geburtstags- und Wahlparty liegen für Martin Bachhuber an diesem Sonntag nur wenige Schritte. Im Königsdorfer Gasthof "Zur Post" hat er gerade noch im Kreis von Familie und Freunden bei Braten und Knödeln auf seinen 63. Geburtstag angestoßen. Ein paar Minuten später geht es im Saal des Hotels Hofherr ans Eingemachte. Als kurz nach 18 Uhr die erste Prognose über den Bildschirm kommt - gerade einmal 35 Prozent der Wählerstimmen für die CSU - wird es still im Saal. Die lustige Geburtstagsgesellschaft verstummt. Sogar die Kinder schweigen.

Bachhuber steht etwas abseits neben dem Bezirkstagskandidaten Thomas Schwarzenberger an den Tresen gelehnt. Das zweitschlechteste Ergebnis in der Geschichte der CSU in Bayern nimmt er mit gefalteten Händen entgegen. Als sich die ersten Diagramme über die künftige Sitzverteilung im Landtag wie bunte Regenbögen über den Bildschirm spannen, verschränkt er die Arme vor der Brust. Und da bleiben sie erst einmal.

Auch die nächste Hochrechnung zeichnet für die CSU kein freundlicheres Bild: Minus 12,4 Prozentpunkte. Bachhuber wirkt angespannt. "Sehr ernüchternd" seien diese Zahlen, sagt er. "Bis gestern hatte ich mir etwas mehr erhofft." Andererseits seien die Prognosen am Nachmittag noch deutlich schlechter ausgefallen. "Es hätte noch schlimmer kommen können." Seit 16 Uhr, das gesteht er freimütig, habe er "Schmetterlinge im Bauch".

Die folgenden Stunden sollen für ihn zu einer nervlichen Belastungsprobe werden. Vor fünf Jahren hatte er als Direktkandidat der CSU im Stimmbezirk 110 satte 51 Prozent geholt - ein Ergebnis, von dem er heuer nicht einmal zu träumen wagte. Aber einen "guten Vierer" hatte er sich noch vor wenigen Wochen zum Geburtstag gewünscht. Dass dieser Wunsch kaum in Erfüllung gehen dürfte, zeichnet sich im Verlauf des Abends immer deutlicher ab. Um 20.45 Uhr, als 117 von 195 Stimmbezirken ausgezählt sind, liegt sein Ergebnis bei 38,62 Prozent und damit deutlich unter dem Zweitstimmenergebnis der CSU im Stimmkreis (43,97 Prozent).

An Bachhubers Wahlkampf habe dies sicherlich nicht gelegen, sagen Parteifreunde. "Der Martin hat alles Menschenmögliche getan", betont etwa Schwarzenberger. Offenbar sei es der Partei nicht gelungen, "als Einheit aufzutreten und Geschlossenheit zu zeigen". Schwarzenberger fasst das Wahlergebnis in zwei Worten zusammen: "Es schmerzt."

Tatsächlich hatte die CSU im Landkreis zuletzt noch alle Partei-Prominenz aufgeboten, um den schlechten Umfragewerten etwas entgegenzusetzen. Horst Seehofer hatte sich mit Bachhuber in Dietramszell die Bälle zugespielt; Markus Söder und Edmund Stoiber waren ihm vor wenigen Tagen in Wolfratshausen zur Seite gesprungen. Geholfen hat das alles wenig. Bachhuber, der bei seiner ersten Direktkandidatur für den Landtag 2008 immerhin knapp 46 Prozent der Erststimmen geholt hatte, steuert auf sein persönlich schlechtestes Ergebnis zu.

Woran hat es gelegen? Diese Frage stellen nicht nur die Moderatoren im Fernsehen im Minutentakt. Auch im Saal wird diese Frage verhalten diskutiert. Was aus vielen Gesprächen herauszuhören ist: Berlin ist nicht weit. Wenn Seehofer im Fernsehen interviewt wird, wird es ganz leise im Saal. Eine Frage an den Tischnachbarn Peter Plößl aus Wolfratshausen: Wurde früher an dieser Stelle nicht geklatscht, wenn Seehofer sprach? Plößl zieht die Augenbrauen hoch: "Wer?"

Bachhuber trägt die Niederlage mit Fassung. Zunächst tue eine klare Analyse not, sagt er. "Man muss sich genau anschauen, was das mit Berlin zu tun hat." Doch hält er nichts von Schuldzuweisungen: "Man gewinnt Wahlen zusammen. Und man verliert Wahlen zusammen. Und jetzt müssen wir das zusammen aufarbeiten."

Gegen 21.30 Uhr hat er die Rechnung noch einmal neu aufgestellt: "Bei zwölf Gegenkandidaten darf man über ein Ergebnis von knapp 40 Prozent froh sein." Über manche Geschenke freut man sich erst auf den zweiten Blick.

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