Covid-19 in Bad Tölz-Wolfratshausen:Geistlich vereint

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Katholische und evangelische Kirchen bieten virtuelle Alternativen zum gemeinsamen Gebet, da die Gotteshäuser wegen Corona für Versammlungen geschlossen sind.

Von Felicitas Amler, Wolfratshausen

"Der Vogel hat ein Haus gefunden und die Schwalbe ihr Nest", so heißt es in Psalm 84 der Lutherbibel. Die christlichen Gläubigen aber finden wegen der Corona-Krise kein für Versammlungen offenes Gotteshaus. Um ihnen dennoch wenigstens im Geiste einen Treffpunkt zu bieten, läuten die einen Kirchen zu bestimmten Zeitpunkten die Glocken, andere laden zur gemeinsamen Besinnung via Internet ein. Das tut etwa Pfarrerin Elke Eilert von der evangelischen Kirche Sankt Michael in Wolfratshausen. Sie reflektiert den 84. Psalm, der die "Sehnsucht nach dem Tempel" zum Thema hat.

Eilert ist es durchaus gewohnt, in ein Mikro zu sprechen, denn sie ist eine der Rundfunkpredigerinnen bei Bayern 1. Unter dem Motto "Kirche trotzt der Corona-Krise" wird sie nun im Wechsel mit Pfarrer Florian Gruber etwa zehnminütige Beiträge für einen "Impuls zum Sonntag" einsprechen, den Gläubige über die Homepage von Sankt Michael anhören können. Natürlich nimmt sie ihren Beitrag zu Hause auf, wo die Bedingungen nicht so optimal sind wie im Radiostudio. Aber ihr Mann Michael Eilert sei leidenschaftlicher Jazzmusiker und habe "ein bisschen Ausrüstung", sagt sie. Dieser Sonntag ist Laetare, der "Freudensonntag" oder, wie Eilert sagt, "auch das kleine Ostern" inmitten der Passionszeit. Der Psalm 84 "Sehnsucht nach dem Tempel" passe zur Situation, in der wegen Corona die Kirchen gesperrt sind. Aber sie werde keinesfalls nur über Corona sprechen.

Pfarrerin Sabine Sommer ist täglich um 12 Uhr für Einzelgespräche in der evangelischen Auferstehungskirche Icking. (Foto: Hartmut Pöstges)

Im katholischen Pfarrverband Münsing sind die Kirchen in Ambach, Degerndorf, Happerg, Holzhausen und Münsing weiterhin tagsüber geöffnet. Da aber die Gottesdienste ausfallen, nimmt Pfarrer Martin Kirchbichler die Anregung des Münchner Generalvikars Christoph Klingan auf, als weithin wahrnehmbares Zeichen sonn- und feiertags um kurz vor 10 Uhr die Glocken der Kirchen zu läuten. "Das soll ein gemeinsames Zeichen im gesamten Erzbistum sein und alle Menschen daran erinnern, dass der Sonntag und auch das Gebet an diesem Tag uns Christen besonders wichtig ist", erklärt Kirchbichler.

Genauso lädt etwa die evangelische Heilandskirche Ebenhausen zum gemeinsamen Gebet, indem sie täglich um 18 Uhr die Glocken erklingen lässt. Pfarrerin Elke Stamm ist am Sonntag von 18 Uhr an für Seelsorgegespräche und Gebete mit Einzelnen in der Kirche anwesend. In der Auferstehungskirche Icking werden täglich um 12 Uhr die Glocken geläutet. Zur selben Zeit ist dort Pfarrerin Sabine Sommer in der Kirche.

Die katholische Stadtkirche Sankt Andreas in Wolfratshausen geht noch einen anderen Weg. Sie hat für den kommenden Sonntag einen "Hausgottesdienst" als Mini-Broschüre erstellt. Dieser ist auf der Homepage eingestellt und auch in Papierform an den Schriftenständen der Kirchen Sankt Andreas, Sankt Josef der Arbeiter in Waldram. Gelting, Nantwein und Dorfen ausgelegt.

"Die Gläubigen sind eingeladen, am Sonntag mit den Menschen, mit denen sie zusammenleben, in ihrer Wohnung diesen Wortgottesdienst zu feiern", erklärt Stadtpfarrer und Dekan Gerhard Beham. Außerdem werde versucht, die Sonntagsmesse privat in einer der Kirchen vorzufeiern, zu filmen und am Samstag über die Homepage zugänglich zu machen.

© SZ vom 21.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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