Coronavirus:Der Check-up muss warten

Coronavirus: Die Omikron-Welle beschert den Ärzten derzeit viel Arbeit.

Die Omikron-Welle beschert den Ärzten derzeit viel Arbeit.

(Foto: Christina Sabrowsky/dpa)

Seit die Omikron-Infektionswelle anschwillt, müssen die Arztpraxen im Landkreis deutlich mehr Krankmeldungen bearbeiten. Das bedeutet erheblichen Mehraufwand und -arbeit. Unternehmen spüren die Personalausfälle, Arbeitsabläufe sind aber sichergestellt.

Von Benjamin Engel

Seit die Corona-Infektionszahlen kurz nach Neujahrsbeginn angeschwollen sind, spüren die Ärzte den Mehraufwand unmittelbar. Von 14 telefonischen Krankschreibungen, acht PCR-Tests und dem weiteren Patientenbetrieb obendrauf spricht der Hausärztesprecher Matthias Bohnenberger in seiner Tölzer Praxis allein am vergangenen Montag. "Und das alles in drei Stunden heute Vormittag", wie er ergänzt. Hundert Patientenkontakte kämen auf diese Art und Weise schnell zusammen. "In den letzten zwei, drei Wochen war das jeden Tag so." Sein Team arbeite in dieser Ausnahmesituation "am Anschlag".

Ähnliche Schilderungen bekommt zu hören, wer sich bei verschiedenen Hausärzten im Landkreis umhört. Die Mediziner sprechen von deutlich mehr Krankschreibungen als in der Winterzeit im Januar und Anfang Februar üblich. Für unspezifische Check-ups und aufschiebbare Untersuchungen müssen sich die Patienten gedulden, so heißt es. "Dafür gibt es einen Termin dann eben erst im März", berichtet Bohnenberger. Er rechnet damit, dass die Belastungen für sein Team im laufenden Monat durch die vermehrten Ansteckungen mit der Omikron-Variante weiter andauern werden. "Für uns bedeutet das viel mehr Arbeitsstunden." Der Zeitaufwand für Hausbesuche zu Patienten komme oben drauf. Froh ist Bohnenberger, dass glücklicherweise noch keiner seiner Mitarbeiter ausgefallen sei.

Coronavirus: Jörg Lohse, Hausarzt aus Münsing und ärztlicher Koordinator im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen.

Jörg Lohse, Hausarzt aus Münsing und ärztlicher Koordinator im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Zwei Hausarztpraxen im Landkreis traf es härter. Beide hatten vorübergehend schließen müssen, so der Münsinger Mediziner Jörg Lohse. In einem Fall war die Praxisbetreiberin laut dem ärztlichen Corona-Koordinator für den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen selbst positiv getestet worden, bei dem anderen habe es sich um eine komplexe Quarantänesituation gehandelt. "Gerade geht eine ziemliche Krankheitswelle durch", sagt Lohse. Dies hänge unmittelbar mit der Omikron-Welle zusammen. "Heute Vormittag habe ich zwei Dutzend Abstriche gemacht, alle symptomatisch", so der Mediziner auf Nachfrage. Lohse bleibt optimistisch, aus seiner Sicht ist die derzeitige Situation noch weit entfernt davon, dramatisch zu sein.

Gehöriger Mehraufwand entsteht durch die derzeitige Lage für die Mediziner gleichwohl, wie sich in der Gemeinschaftspraxis Gaissach beispielhaft zeigt. Das Team hat die mittägliche Infektionssprechstunde ausgebaut, weil die Corona-Ansteckungen so massiv zugenommen haben. Eine medizinische Fachangestellte sei den gesamten Vormittag damit beschäftigt, allein dafür alles vorzubereiten. Patienten müssten einbestellt und schließlich noch telefonisch über die Testergebnisse informiert werden, so Karoline Pöppelmann, die mit vier weiteren Medizinern die Gaissacher Gemeinschaftspraxis führt. Das benötige mehr Zeit und Aufwand. Das ganze Team müsse derzeit definitiv mehr Krankschreibungen bearbeiten als im Vergleich zu sonstigen Wintern, sagt sie. Das hängt mit den vielen Corona-Infektionen zusammen. "Wir machen 20 bis 30 Abstriche pro Tag, weit mehr als die Hälfte sind positiv", schildert Pöppelmann.

Derzeit arbeitet die Gemeinschaftspraxis Gaissach daher im Notbetrieb. So steht es auf der Homepage. Das bedeutet, dass planbare Termine wie etwa Check-ups teils aufgeschoben werden, wenn das medizinisch vertretbar ist. Ausfälle beim eigenen Personal habe es zwar auch gegeben. Den Arbeitsbetrieb der Praxis habe dies aber nicht wesentlich gestört, sagt Pöppelmann.

Coronavirus: "Bei uns gilt nach wie vor, vorsichtig zu sein", sagt Kreisfeuerwehr-Sprecher Stefan Kießkalt. Denn die Einsatzfähigkeit darf nicht gefährdet werden.

"Bei uns gilt nach wie vor, vorsichtig zu sein", sagt Kreisfeuerwehr-Sprecher Stefan Kießkalt. Denn die Einsatzfähigkeit darf nicht gefährdet werden.

(Foto: Claudia Koestler)

Genauso kann auch die Tölzer Sitec Aerospace GmbH agieren, ohne dass bislang Betriebsabläufe beeinträchtigt sind. Das Unternehmen zählt mit um die 170 Mitarbeitern zu den größten Arbeitgebern im Landkreis. Laut Personalleiter und Prokurist Bernhard Pfreundner kommt es vor allem wegen der Corona-Pandemie vermehrt zu Krankmeldungen. "Verglichen mit früheren Jahren aber nicht spürbar mehr als in der Erkältungs- und Grippesaison üblich." Ausfälle könnte das Unternehmen kompensieren, indem es Personal aus anderen Abteilungen abziehe. Am Standort des Flüssiggasunternehmens Tyczka in Geretsried läuft der Betrieb laut Ulrich Hanke ebenso unbeeinträchtigt weiter. Der Kommunikationsleiter führt dies unter anderem darauf zurück, dass viele Mitarbeiter im Home-Office tätig sind. "In der Zentrale ist das der Großteil", sagt er. Käme es trotzdem zu durch Corona verursachten Personalausfällen, seien diese meist nicht massiv und dauerten nicht so lange.

Die Stadt Bad Tölz kann die kritische Infrastruktur trotz erhöhtem Krankenstand sicherstellen. Laut Sprecherin Birte Otterbach ist der Betriebshof jederzeit bereit, für den Winterdienst auszurücken. Die Feuerwehr im Landkreis beschränkt sich auf den absolut notwendigen Ausbildungs- und Übungsbetrieb für die freiwilligen Einsatzkräfte. Größere Ausfälle hätten bislang vermieden werden können, so Kreisfeuerwehrsprecher Stefan Kießkalt.

Coronavirus: Dank der Flexibilität und des Engagements der Mitarbeiter sind alle Stationen in der Tölzer Asklepios-Stadtklinik einsatzbereit, sagt Komunikations-Koordinator Christopher Horn.

Dank der Flexibilität und des Engagements der Mitarbeiter sind alle Stationen in der Tölzer Asklepios-Stadtklinik einsatzbereit, sagt Komunikations-Koordinator Christopher Horn.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

In der Tölzer Asklepios-Stadtklinik sind mehr als 90 Prozent des Personals vollständig geimpft. "Ein großer Anteil davon bereits geboostert", so Marketing- und Unternehmenskommunikations-Koordinator Christopher Horn. Durch ein umfassendes Konzept mit mehreren Tests pro Woche könne eine Virusinfektion früh erkannt werden. Personalausfälle infolge von Omikron gebe es zwar. Dank einer hohen Flexibilität und des großen Engagements des Teams können aber momentan alle Bereiche und Stationen betrieben werden. Die Quarantäneregeln in Kindergärten und Schulen bereiteten im Klinikalltag die größten Sorgen. "Viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen müssen ihre Kinder kurzfristig abholen und dann zu Hause betreuen", sagt Horn. "Das ist momentan einer der häufigsten Gründe für Ausfälle."

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