Nach der Teststation in Bad Tölz:Zweite Corona-Teststelle im Landkreis

Coronavirus Drive-In Gewerbegebiet Münsing

Im Gewerbegebiet in Münsing ist seit Dienstag die landkreisweit zweite Corona-Teststation eingerichtet.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Im Münsinger Gewerbegebiet hat der Arzt Jörg Lohse ein Drive-In-Center aufgebaut

Von Benjamin Engel

Als einige junge Leute nach einer Maibaumwache in Holzhausen vor zwei Wochen Corona-Symptome entwickeln, handelt der Allgemeinarzt Jörg Lohse sofort: Vor seiner Münsinger Praxis bestellt er die ersten 17 Leute mit dem Auto ein. Am vergangenen Mittwoch testet der 56-Jährige neun von ihnen positiv. Jetzt hat er ein Drive-In-Zentrum für sichere Corona-Tests im Münsinger Gewerbegebiet initiiert. Seit Dienstag dieser Woche ist es in Betrieb. "Wir haben gesagt, wir müssen uns professionalisieren", sagt Lohse. Neben der offiziellen Teststelle auf der Flinthöhe in Bad Tölz hat der Münsinger Arzt damit eigeninitiativ nun die zweite Corona-Abstrichstelle im Landkreis eingerichtet. Getestet werden dort nur Patienten mit Überweisungsschein aus Münsing und dem nördlichen Landkreis.

Ein Schild mit der Aufschrift "Drive In" weist im Münsinger Gewerbegebiet auf das neue Zentrum für Corona-Verdachtsfälle hin. Dafür hat Sebastian Graf vom Autohaus Graf seinen Parkplatz kostenlos bereitgestellt. Mitarbeiter des Bauhofs und der Feuerwehr haben Beschilderungen und Pavillons aufgebaut. So können Patienten mit dem Auto vorfahren und sicher getestet werden.

Die Münsinger Hausärzte Jörg Lohse und Nergiz Özden wollen unter der Woche jeweils zwischen 9 Uhr und 11 Uhr bereit stehen und Verdachtsfälle abklären. Etwa eine Minute dauere es, eine Person zu testen, beschreibt Lohse. "Die Gemeinde sichert den äußeren Rahmen." Um die 40 Abstriche wollen Lohse und Özden so jeden Tag machen.

Inzwischen haben weitere Ärzte angeboten zu helfen. Insgesamt seien es nun sechs Kollegen, die sich nach einer Anlernphase abwechseln könnten. Am Drive-In seien immer zwei medizinische Fachangestellte sowie ein Arzt oder eine Ärztin tätig. Auch das Tölzer Landratsamt habe Personal angeboten. Laut Lohse werden aber ausschließlich eigene Fachkräfte zum Testen eingesetzt. Technisch sei es zwar unproblematisch, einen Abstrich mit einem Wattestäbchen im Rachenraum zu machen. "Man muss es aber gewohnt sein, mit gefährlichen Materialien umzugehen", sagt er.

Was Lohse mehr besorgt, ist der Mangel an Schutzausrüstung. Für seine Praxis bekomme er derzeit keinen Nachschub, sagt er. Zum Glück hätten örtliche Handwerker Staubschutzmasken der Klasse FFP2 und Schutzanzüge gespendet. "Würden wir das nicht kriegen, hätten wir keine Chance", sagt Lohse. Weil der Münsinger Corona-Drive-In im Landeskatastrophenschutzplan registriert sei, hoffe er, schnell an zusätzliche Schutzausrüstung zu kommen.

In Holzhausen ist die Zahl der am Coronavirus Erkrankten laut Lohse zunächst in zwei Wellen sprunghaft gestiegen. Erst habe es drei Erkrankte gegeben, fünf Tage später acht neue. Dann sei noch eine knappe Handvoll hinzu gekommen. Dank konsequenter Quarantäne und Kontaktverminderung sei dieses "Feuer" erstickt worden, schreibt der Mediziner im Blog des Münsingers Fritz Wagner. "In Holzhausen hält das Dorf zusammen", sagt Lohse.

Mit dem Münsinger Drive-In soll das Corona-Test-Center in Bad Tölz entlastet werden. Die neue Teststation ist in Abstimmung mit den Fachstellen der Regierung und des Landratsamts entstanden. Bürgermeister Michael Grasl (Freie Wähler) dankt Lohse für seine Initiative. Die sei im Landkreis bisher einmalig und sorge dafür, dass die Betroffenen nicht nach Bad Tölz fahren müssten.

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