Corona in Wolfratshausen:Kritik am Gesundheitsamt

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Helferkreis bemängelt Vorgehen bei Covid-Fall in Unterkunft

Wegen eines Corona-Falls sind seit Samstag sämtliche Bewohner der Wolfratshauser Flüchtlingsunterkunft Am Loisachbogen in Quarantäne. Aus dem Asylhelferkreis gibt es Kritik am Vorgehen des Gesundheitsamtes. Die Behörde habe zu spät reagiert, sagt dessen stellvertretende Koordinatorin Gisela Weber-Grunwald. In einem Schreiben an das Landratsamt drängt sie zudem darauf, die Reihentestung, bei der alle 44 Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft untersucht werden sollen, so rasch wie möglich durchzuführen.

Die Ärztin, die seit Jahren ehrenamtlich Geflüchtete betreut, schildert in ihrem Schreiben vergebliche Versuche, mit dem Gesundheitsamt in Kontakt zu kommen: Der inzwischen positiv getestete Bewohner, der am Donnerstag in eine Isolierunterkunft gebracht wurde, habe sich Ende Oktober bei einem Freund angesteckt, bei dem er übernachtet habe. Bereits am Freitag, 30. Oktober, habe ihr dies ein anderer Freund berichtet und nach dem Kontakt des Gesundheitsamts gefragt. Nach einem Anruf dort sei ein Rückruf versprochen worden, jedoch nicht erfolgt. Am Mittag desselben Tages habe sie selbst bei der Behörde angerufen, jedoch nur die Bandansage gehört, dass sie außerhalb der Dienstzeiten anrufe. Daraufhin habe sie bei der Gemeinschaftsunterkunft der Regierung von Oberbayern veranlasst, dass der Mann in ein Einzelzimmer verlegt werde. Am Montag habe sie dann beim Hausarzt einen Test erwirkt, dessen Ergebnis erst am Samstag darauf vorgelegen habe. Der Mann, der am Donnerstag zur offiziellen Isolierung abgeholt worden sei, könne schon am 29. oder 30. Oktober seine Zimmergenossen angesteckt haben, die weiterhin zur Arbeit gegangen seien, schreibt Weber-Grundwald. Die vom Gesundheitsamt auf Freitag, 13. November, terminierte Testung der anderen Bewohner solle nun "so rasch wie möglich vorgenommen werden, um die Quarantänezeit nicht noch länger auszudehnen".

Man müsse "bedenken, dass das Gesundheitsamt Personen, die sich melden, symptomfrei sind und sagen, sie hätten Kontakt zu einem positiven Fall gehabt, nicht sofort testen kann und soll", erklärt dazu die Sprecherin des Landratsamts, Marlies Peischer. Man könne davon ausgehen, dass der Betroffene von dem positiv getesteten Freund, bei dem er übernachtet habe, "nicht als Kontaktperson I genannt wurde". Dass am Freitagnachmittag niemand ans Telefon gegangen sei, bedeute nicht, dass im Gesundheitsamt nicht gearbeitet werde. "Ganz im Gegenteil." Die Reihentestung aller Bewohner erfolge erst am kommenden Freitag, weil sie laut Vorschrift am Ende der Quarantäne stattfinden müsse. Diese sei bis zum 16. November vorgesehen, da der betroffene Mann in der Unterkunft am 2. November isoliert worden sei. Weber-Grunwald verweist in einer neuerlichen Antwort auf die Verlegung ins Einzelzimmer am 30. Oktober. Mögliche positive Test seien daher bereits jetzt zu erwarten. Erfolgten sie erst am Freitag, ziehe das jedoch weitere zehn Tage Quarantäne für die gesamte Unterkunft nach sich.

Die größte Verzögerung in dem Fall aber sei dem Testergebnis geschuldet, sagt sie auf Nachfrage. Dass dies fünf Tage auf sich warten ließ, sei "ein Unding", auch wenn viele Labore überlastet seien. Die Leiterin des Helferkreises, Ines Lobenstein, fasst die Einwände als "konstruktive Kritik" auf. Es gehe nicht um Vorwürfe an das Gesundheitsamt, sagt sie. "Aber vielleicht können wir gemeinsam schauen, wie es künftig besser laufen könnte."

© SZ vom 11.11.2020 / aip - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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