Corona in Bad Tölz-Wolfratshausen:Mehr Kontrollen, weniger Ausflügler

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Vor einer Woche noch trotzten Tausende Besucher den Ausgangsbeschränkungen und gingen im Landkreis ihren Freizeitbeschäftigungen nach. Inzwischen aber greifen die Warnungen und Überwachungsmaßnahmen.

Von Claudia Koestler, Bad Tölz-Wolfratshausen

Die grauen Tage sind vorbei, Vögel singen, und dann ist auch noch Wochenende. Die perfekte Gelegenheit, dem Drang nach draußen nachzugeben - und an verlockenden Zielen hat insbesondere der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen viel zu bieten. Wenn, ja, wenn diese Parameter nicht in eine besondere Zeit fielen: die der Corona-Pandemie und der Ausgangsbeschränkungen. Noch vor einer Woche hatten sich viele Ausflügler widersetzt und waren an die touristischen Ziele wie den Seen oder in die Berge geströmt, weshalb Bürgermeister und Landrat Josef Niedermaier (FW) Alarm schlugen. Zumindest etwas Vernunft scheint nun, eine Woche später, eingekehrt zu sein. Obwohl es am Wochenende noch immer Ausflugsverkehr im Landkreis gab, so ziehen Bürgermeister und Polizei doch eine positivere Bilanz.

Die Ausgangsbeschränkungen würden "von den Menschen in der Region überwiegend beachtet", erklärt Martin Emig, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd. Das bestätigt auch Benedikt Schlichte, Polizeioberkommissar in Wolfratshausen, wo man auch das Ostufer des Starnberger Sees im Blick hatte: "Die Lage war ruhig." Und Thomas Holz, Bürgermeister von Kochel am See, erklärt: "Gefühlt waren es weniger Ausflügler als befürchtet." Allerdings hänge dies auch mit einem erhöhten Kontroll- und Überwachungsaufwand für die Polizei zusammen, sagt Emig: In der vergangenen Woche, insbesondere aber am Wochenende, sind ihm zufolge 20 125 Kontrollen im südlichen Oberbayern durchgeführt worden. Dabei stellten die Beamten 2064 Verstöße gegen die Ausgangsbeschränkung fest, in 1325 Fällen erstatteten sie Anzeige.

Ein besonderer Fokus lag bei den Kontrollen auf den Ausflugsgebieten und in den Bergen. Mit Unterstützung von Kräften der Bayerischen Bereitschaftspolizei wurden beispielsweise am Samstag und Sonntag mehrere Kontrollstellen auf überregionalen Straßen eingerichtet. Die "Kontrollgruppe Motorrad" nahm den Ausflugsverkehr vor allem auf der bei Bikern beliebten Kesselbergstrecke zum Walchensee ins Visier. Doch auch hier gab es weniger zu beanstanden: Lediglich ein Motorradfahrer kassierte eine Anzeige, weil er auf dem Kesselberg eine verbotene Ausflugsrunde drehte. Und weil es weniger Biker gab, weiteten die Beamten die Kontrollen aus. So endete die Spazierfahrt eines Cabriofahrers mit einer Anzeige, auch Radfahrer wurden angehalten. Zudem trafen die Beamten zwei Camper an, die im Karwendel ihre Zelte aufgeschlagen hatten. Nach einem Appell der Polizisten kehrten die beiden nach Hause zurück.

Zur Überwachung der Berge durchstreiften Einsatzkräfte der Alpinen Einsatzgruppe die Wanderwege und kontrollierten, ob Berghütten und Ausflugslokale geschlossen waren. Unterstützt wurden sie aus der Luft mit einem Helikopter der Polizeihubschrauberstaffel. Auch sie stellten "nur ganz vereinzelt Wanderer" fest, wie Emig erklärt.

Die Wanderwege rund um den Walchensee wiederum waren beliebtere Ausflugsziele, zumindest, wenn man die vollen Parkplätze betrachtet. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Ähnlich bewertet die Bergwacht Lenggries das Wochenende: "Wir hatten bisher keinen Einsatz, es ist durchaus ruhiger", sagt etwa Einsatzleiter Willi Härtle. Die Rettungskräfte selbst warten aktuell im Home-Office auf etwaige Alarmierungen. Eine Grundausstattung zum Schutz hätten sie inzwischen erhalten, sowie eine Online-Schulung, "allerdings wäre es gut, wenn wir sie erst gar nicht brauchen würden", sagt Härtle. Holz wiederum hofft, "dass die Vernunft der Leute auch weiterhin anhält".

© SZ vom 06.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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