Corona in Bad Tölz-Wolfratshausen:Lenggries sagt Herbstmarkt ab

Auflagen wegen der Pandemie sind laut Verwaltung nicht erfüllbar

Das gesellschaftliche Leben leidet in vielen Bereichen unter Corona. Ein Beispiel sind "öffentliche Vergnügungen" wie Jahrmärkte, die derzeit nur unter strengen Hygieneauflagen stattfinden dürfen. Sie sind so streng, dass die Mitglieder des Lenggrieser Hauptausschusses am Montag einstimmig beschlossen haben, den Herbstmarkt, der am 4. und 5. Oktober stattfinden sollte, abzusagen. "Die Verwaltung sieht sich nicht in der Lage, die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen", erklärte Geschäftsleiter Tobias Riesch.

Aus denselben Gründen wurde bereits der Jahrmarkt im Juli abgesagt, die Lenggrieser Flohmärkte wurden auf unbestimmte Zeit verschoben, und ob der Christkindlmarkt stattfinden kann, ist ungewiss. Wie Riesch sagte, habe der Freistaat ein "Rahmenhygienekonzept" vorgelegt, das Kommunen mit den örtlichen Gegebenheiten ausfüllen müssten. So müssten Riesch zufolge Mindestabstände zwischen den Verkaufsständen eingehalten werden, mit der Folge, dass weniger Betreiber ihre Waren anbieten könnten. Die Zugänge zum Markt müssten abgrenzt und kontrolliert werden, was einer Zugangsbeschränkung gleichkäme und in der Lenggrieser Marktstraße kaum umsetzbar sei. Um Gedränge zu vermeiden, seien Wegeführungen mit "Einbahnregelungen" nötig. Damit Kunden den Mindestabstand von 1,50 Metern etwa am Würstlstand einhalten, müssten Bodenmarkierungen aufgebracht werden. Zudem seien ausreichend Waschgelegenheiten und Desinfektionsbehälter vorgeschrieben. Im Bereich der Marktstraße wären zwei Waschbecken nötig, "technisch ist das fast nicht möglich", sagte Riesch. Eine Mund-Nasenbedeckung sei von Besuchern und Standbetreibern "stets zu tragen".

Um all das zu kontrollieren, müsste die Gemeinde einen Ordnungsdienst beauftragen. Und ob ein Besuch unter diesen Umständen Spaß macht, wurde im Hauptausschuss bezweifelt. Das Fazit der Verwaltung fiel entsprechend deutlich aus: "Aus unserer Sicht kann der Herbstmarkt nicht stattfinden." Auch, weil der Termin eng mit einer möglichen Bürgermeisterstichwahl zusammenfallen könnte, die eine Woche vorher, am 27. September, angesetzt würde. Für die zuständige Sachbearbeiterin Carina Schmitter, die auch Wahlleiterin ist, sei das nicht zu stemmen. Die Mitglieder des Hauptausschusses folgten diesen Argumenten, betonten aber, dass man in Lenggries grundsätzlich an den Märkten festhalten wolle - allerdings mit einem vom Wirtschaftsbeirat überarbeiteten Konzept, wie der Gemeinderat im Frühjahr vereinbart hat. "Corona wird uns noch länger beschäftigen", sagte Tobias Raphelt (SPD). "Wir müssen uns überlegen, wie wir das gesellschaftliche Leben unter diesen Bedingungen aufrecht erhalten können."

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