Für manche ist die Corona-Pandemie kein Thema mehr, andere wiederum leiden noch Monate nach ihrer Infektion an gesundheitlichen Problemen, die von Konzentrationsschwächen bis Erschöpfungszuständen reichen. Erfahrungen hat die Medizin mit "Long Covid" aber bisher nicht, und deshalb ist Feldforschung gefragt:
Unter der Leitung von Antonius Schneider, Professor für Allgemeinmedizin an der Technischen Universität München (TUM) und in enger Zusammenarbeit mit dem Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen und Jörg Lohse, dem ärztlichen Koordinator im Landkreis, wurde im vergangenen Jahr die erste Long-Covid-Studie im Landkreis erstellt. In dieser "Covitölz" genannten Studie wurden die Symptome von Covid-19-Erkrankten aus Bad Tölz-Wolfratshausen erfasst. Dafür wurden rund 9000 Menschen kontaktiert, die zwischen Februar 2020 und Ende November 2021 als infiziert registriert worden waren. Rund ein Drittel von ihnen beteiligte sich an der Studie, die in einem Fragebogen detaillierte Informationen zur Erkrankung erfasste.
Veröffentlichung im "Journal of Psychosomoatic Research"
Nun liegen erste Ergebnisse vor, und die wiederum sind Grundlage für einen Fachartikel, der gerade im "Journal of Psychosomoatic Research" erschienen ist.
Zusammengefasst lässt sich demnach folgendes aus der Studie erkennen: Gut die Hälfte der Teilnehmenden, genauer 52 Prozent, berichtete von Symptomen, die auch länger als drei Monate nach der Infektion auftraten. Knapp ein Fünftel der Teilnehmenden, respektive 18 Prozent, gab an, dass ihr Alltag dadurch deutlich eingeschränkt wurde.
Im Zentrum der aktuellen Veröffentlichung stehen psychosomatische Aspekte von Post-Covid-Erkrankungen. Neben bekannten körperlichen Auswirkungen insbesondere Erschöpfungszuständen (Fatigue) registrierten die Forschenden ein verstärktes Auftreten von sogenannten somatische Belastungsstörungen. Darunter verstehen sie Einschränkungen im täglichen Leben, die sich aus einer intensiven Beschäftigung mit den physischen Symptomen und damit verbundener Sorge ergeben. Somatische Belastungsstörungen traten bei rund einem Viertel der Teilnehmenden, die Einschränkungen im Alltagsleben haben, auf. Zudem gibt es bei diesen auch vermehrt Anzeichen von Depressionen und Ängsten.
Studienleiter Professor Schneider von der Technischen Universität München sieht die Studienergebnisse als Hinweis für Mediziner, bei der Behandlung von Post Covid stärker auf psychosomatische Beschwerden zu achten, um den Betroffenen adäquat zu helfen.