Der Start der Corona-Impfungen ist bundesweit schleppend angelaufen, genauso im Landkreis. Wochen- und monatelang hieß es Warten auf größere Liefermengen. Inzwischen kann es aber mitunter auch ganz schnell gehen: Wenn Impfstoff übrig bleibt, ruft das jeweilige Impfzentrum potenzielle Impfkandidaten an. Wer spontan Zeit hat, kann seine Impfung mitunter noch am selben Tag erhalten. Keine lang geplante Terminierung also per Internet, nachdem man eine entsprechende E-Mail oder SMS erhalten hat, so wie es derzeit noch meistens der Regelfall ist.
So eine Ad-hoc-Aktion gab es zum Beispiel am vergangenen Sonntagnachmittag im Wolfratshauser Impfzentrum. Einzelne Landkreisbürger wurden telefonisch verständigt und wer wollte, konnte sich spontan mit Astra Zeneca immunisieren lassen - auch wenn sie nicht der aktuellen Prioritätengruppe angehören. Das bestätigt auf Nachfrage die Kreisbehörde. Derzeit sind im Landkreis nach Angaben von Behördensprecherin Marlis Peischer eigentlich jene Menschen an der Reihe, die nach ihrer Registrierung in die Priorisierungskategorie 2 eingestuft worden sind. Darunter fallen unter anderem Personen zwischen 70 und 80 Jahren, Transplantationspatienten, Demenzerkrankte und Personal in Kitas und Grundschulen.
Die Auswahl werde durch den Algorithmus der Software Bayimco getroffen. Innerhalb der Kriterien komme es zwar immer wieder zu Aktualisierungen, wenn nun aber, wie am vergangenen Sonntag, Personen außerhalb der Prio 2 gezogen würden, könne das auch mit der Verwertung von Restposten zu tun haben, so Peischer. Wenn nämlich Impfstoff übrig sei, werde dieser "schnellstmöglich an die Personen verimpft, die sich auf die Einladungsmail hin schnell zurückgemeldet haben". Zuerst richte man sich "immer an Personen der Prio 2, wenn das nicht möglich ist, kommen auch Personen der Prio 3 und im Notfall der Prio 4 in die Auswahl derer, die ad hoc angerufen werden", sagt Peischer. Meist blieben pro Impfzentrum etwa zwei bis drei Restdosen pro Tag übrig, die auf diese Weise schnell vergeben würden. "Oberstes Ziel ist es, auf keinen Fall eine Impfdose zu verlieren. Damit das nicht passiert, gibt es eine Liste mit Personen, die auf Abruf für Restdosen bereitstehen."
Im konkreten Fall am Sonntag seien die Einladungen an unter 60-Jährige bereits im Vorfeld rausgegangen, "da die Impfung mit Astra Zeneca von anderen eingeladenen Personen über 60 abgelehnt worden war und man deshalb auf die nächste Prio ausgewichen ist". Astra Zeneca wurde zwar erst am Mittwoch wieder für unter 60-Jährige freigegeben, durfte aber auch davor Menschen unter 60 Jahre gespritzt werden - wenn diese das explizit wollten.
Für die am Sonntag übrig gebliebenen Impfdosen interessierten sich allerdings nicht nur Angerufene. Offenbar finden sich immer wieder Menschen ohne Termin vor den Zentren ein, die gegen Ende des Tages auf übrig gebliebene Dosen hoffen und diese quasi ohne Einladung abstauben möchten. Die Kreisbehörde will das aber nicht länger dulden: "Gleich, wie viele Menschen sich vor dem Impfzentrum einfinden, es werden nur diejenigen geimpft, die einen Termin haben und durch die Software ausgewählt und eingeladen wurden", betont Peischer. Das Landratsamt appelliert insbesondere mit Blick auf den Infektionsschutz, solche Ansammlungen zu vermeiden. "Es kann nur verimpft werden, was an Impfstoff da ist", sagt sie. "Und diese Mengen sind wiederum durch die Einladungen für reguläre Impfungen eingeplant."
