Geschlossene Schulen, Besuchseinschränkungen in Krankenhäusern, reihenweise abgesagte Veranstaltungen - das öffentliche Leben im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen kommt durch das sich ausbreitende Coronavirus zunehmend zum Erliegen. So werden die Schulen am Montag erstmals zu bleiben, genau wie die Kindergärten. Der Betrieb im Landratsamt soll - Stand Freitagnachmittag - aber zunächst normal weiterlaufen. Auch die Wahlkabinen werden am Sonntag regulär geöffnet haben. Hier deutete sich jedoch am Freitagnachmittag eine hohe Anzahl an Briefwählern an: Allein in Geretsried hatten sich bis Freitag, 14 Uhr, von 20 284 Wahlberechtigten 5964 für die Briefwahl entschieden.
Inwiefern die Schließungen von Schulen und Kitas in den nächsten Wochen aufgefangen werden, war am Freitagnachmittag nach offen. Hier wartete man noch die Informationen der Allgemeinverfügung ab. Der Freistaat hatte hierzu angekündigt, Notgruppen für Kinder von alleinerziehenden Elternteilen in systemkritischen Jobs wie Gesundheitsberufe oder Polizei einrichten zu lassen. Betont wurde hierbei auch, dass Kinder nicht von Großeltern betreut werden sollen, da diese zur Risikogruppe gehörten.
Nach der Pressekonferenz von Ministerpräsident Markus Söder am Freitagmorgen und dem Aufruf, soziale Kontakte so weit wie möglich einzudämmen, teilte unter anderem der MVV mit, dass Busfahrer im MVV-Regionalbusverkehr vorübergehend keine Tickets mehr verkaufen werden. Zudem verkehren die Busse in der Region von kommender Woche an nach dem Ferienfahrplan.
"Insolvenz oder Hilfe vom Staat"
Wer von der Organisation von Theater, Kabarett und Shows lebt, den stellt die Coronakrise vor noch nie dagewesene Probleme, auch rechtlicher Art. "Es steht auf Messers Schneide, entweder Insolvenz oder Hilfe vom Staat", sagt der Ickinger Impresario Wolfgang Ramadan, der in Bad Tölz-Wolfratshausen und weiteren Landkreisen im Oberland kulturelle Abo-Reihen durchführt. "Wir haben Verantwortung für mehr als 3000 Abonnenten", sagt er. Deshalb versuche er und sein Team, die Termine schnellstmöglich zu verlegen. Vor einer offiziellen Stornierung wartet Ramadan wie andere Veranstalter jedoch noch auf die von Söder angekündigte Neuauflage der Allgemeinverfügung aus dem Gesundheitsministerium respektive aus den Gesundheitsämtern der Kreisbehörden. "Denn wenn ich etwas absage, bin ich in der Haftung. Nur wenn eine entsprechende Verfügung vorliegt, sind Veranstalter raus und der Staat muss einspringen", erklärt Ramadan.
Werbung, Saalmiete, das sei alles im Voraus bezahlt, "und wir sprechen da von gigantischen Summen", sagt er. Allein bei ihm liefen bis Ende des Monats mehrere zehntausend Euro auf, denen keine Einnahmen mehr gegenüberstünden. "Und ich bin da nicht alleine. Wir sitzen alle in einem Boot." Ramadan bleibt beim Bild, wenn er die Situation beschreibt, all das nun regeln zu müssen: "Ich fühle mich gerade wie ein Käpt'n - und der geht ja bekanntlich als letzter von Bord."
Covid-19 in Bad Tölz-Wolfratshausen:Zwei weitere Corona-Infizierte
Der Landkreis hat am Freitag zwei weitere Corona-Infizierte gemeldet. Damit erhöhte sich die Zahl auf insgesamt sechs. Laut Kreisbehörde handelt es sich um einen 17-Jährigen und eine 62-Jährige, beide hätten sich wahrscheinlich bei Aufenthalten im ...
Als drei der letzten Kulturveranstalter haben sich am Freitag die "Lust" in Bad Tölz, Klangwelt Klassik in Icking und der Verein Kulturbegegnungen an den Osterseen zu Absagen durchgerungen. "Aufgrund der klaren Anweisung der Regierung, soziale Kontakte möglichst einzustellen, haben wir uns entschieden, die Veranstaltung mit dem Pianisten Wataru Hisasue abzusagen", teilte Klangwelt-Vorsitzende Bettina Gaebel mit. Die "Lust" behält sich vor, den "Zweiten Ludwig" Im April und Mai zu spielen. Für die Iffeldorfer Meisterkonzerte steht der Ersatztermin 29. November fest. Städte wie Bad Tölz stornieren sämtliche eigenen Veranstaltungen bis 19. April. Dies gilt in der Kurstadt vor allem für den Ostermarkt, der vom 3. bis 13. April in der Fußgängerzone stattfinden sollte, und für die Bürgerversammlung am 2. April. Das Kino in Kochel hat bis 27. März geschlossen. Die beiden Kinos in Bad Tölz bleiben hingegen geöffnet. Sie begrenzen die Zahl der Plätze in ihren Sälen aber auf maximal 99 Gäste.
Besonders betroffen von den Schutzmaßnahmen sind auch Ältere und Hilfsbedürftige. Der Kreisverband des Bayerischen Roten Kreuzes setzt deshalb alle Angebote für Senioren vom 16. März bis 19. April aus.
Hinweise zum Coronavirus sowie einen landkreisweiten und regelmäßig aktualisierten Überblick über stornierte Veranstaltungen und besondere Hinweise gibt es unter www.sz.de/wor