Christbäume:Nachhaltige Nadeln

Christbäume: Josef und Thomas galli (von links) verkaufen ökologisch gewachsene Christbäume aus der Region

Josef und Thomas galli (von links) verkaufen ökologisch gewachsene Christbäume aus der Region

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Thomas Galli verkauft mit seinem Vater Josef in Wolfratshausen Weihnachtsbäume mit guter Ökobilanz. Anders als bei vielen Kollegen stammen die Gehölze nicht aus Massenplantagen, sondern von einer regionalen Baumschule, die ihnen Zeit zum Wachsen lässt.

Von Laura Geigenberger

Er ist der Star der Weihnachtszeit, steht harzig duftend in den heimischen vier Wänden, herausgeputzt mit glitzernden Kugeln, zarten Strohfiguren und leuchtenden Kerzen: der Weihnachtsbaum. Wenn sich das Jahr dem Ende zuneigt und draußen das trostlose Wetter schmuddelt, bedeutet der immergrüne Christbaum für Millionen von Menschen ein Stück Natur im Wohnzimmer. Doch nicht jedes Bäumchen ist gleich "grün". Ein Großteil der alljährlich gekauften Nadelhölzer ist konfektionierte Billigware, herangezüchtet auf Massenplantagen unter Anwendung von Pestiziden und Düngern, die Böden und Grundwasser stark belasten. Wurden die Bäume auch noch quer durch Europa nach Deutschland gekarrt, haben sie zudem eine miserable Ökobilanz vorzuweisen. Solche Zustände sind für Thomas Galli undenkbar. "Das gibt's bei uns nicht", sagt er.

In seinem "Reich" auf dem Wolfratshauser Campingplatz an der Badstraße verkauft der 47-Jährige zusammen mit seinem Vater Josef nämlich seltene Ware: garantiert ökologische, nicht pestizidverseuchte und regional über mindestens sechs Jahre gewachsene Christbäume.

Galli arbeitet das Jahr über als selbständiger Koch. Qualität, egal in welcher Hinsicht, sei ihm schon immer wichtig gewesen. "Ich achte zum Beispiel grundsätzlich auf gesunde Ernährung und ich glaube, dass schlecht produziertes Essen krank machen kann", sagt er. "Diese Überzeugung lässt sich eigentlich auf alles anwenden - auch auf die Produktion und den Verkauf von Weihnachtsbäumen."

Dass die Gallis mit ganzem Herzen bei der Sache sind, macht sich schon beim Betreten des Campingplatzes bemerkbar. Liebevoll haben sie die Bäume auf dem Areal so angeordnet, dass Kunden zwischen ihnen hindurchstreifen wie in einem Wald und sich in aller Ruhe umsehen können. Die Gehölze sind unverpackt, können frei ihre Äste ausstrecken und liegen nicht - wie es bei Christbaumverkäufern häufig der Fall ist - innerhalb eines Bauzaunkäfigs und in Netze gequetscht auf dem Boden herum. Wer möchte, dem spendieren Vater und Sohn bei der Beratung einen Glühwein "zum Finger warm halten", Kinder dürfen Plätzchen naschen. Dieses "Gesamtpaket" habe ihnen wohl auch die vielen treuen Stammkunden eingebracht, vermuten die beiden. Gerne machen sie auch die Baumstämme noch beim Kauf für Christbaumständer passend oder liefern Kunden auf Bestellung das Gewächs bis vor die Haustür. Das gehöre für sie zum guten Service. "Es freut mich, wenn sich die Leute wohlfühlen und deshalb immer wieder kommen", erklärt Galli Junior aufrichtig. "Und vor allem geht es mir auch darum, nicht auf Teufel-komm-raus Geld damit zu verdienen, die Natur auszuweiden."

Vor 21 Jahren, sagt der Wolfratshauser, haben er und sein Freund Michael Kramer die Führung des Campingplatzes in der Badstraße übernommen, den alljährlichen Christbaumverkauf ihres Vorgängers Martin Mehringer inklusive. Papa Josef - von Anfang an dabei "aber immer bloß als Hiwi" - erinnert sich: "Damals haben wir die Bäume noch vom Großhändler aus Dänemark bezogen. Irgendwann haben wir dann beide Ausschlag im Gesicht bekommen, weil sie halt gespritzt waren." Jahrelang habe sein Sohn daraufhin sowohl nach einer ökologischen Alternative als auch nach einem möglichst regionalen Anbieter gesucht: "Der Thomas ist da stur und gerade seinen Weg gegangen."

Christbäume: Statt in das übliche Netz aus Plastikfaden verschnüren die Gallis ihre Bäume mit biologisch abbaubarem Material.

Statt in das übliche Netz aus Plastikfaden verschnüren die Gallis ihre Bäume mit biologisch abbaubarem Material.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Fündig wurde Galli schließlich vor "fünf, sechs Jahren" mit den Christbäumen der Baumschule Weiss aus Schechen bei Rosenheim. Als einer von nur zehn bayerischen Weihnachtsbaumproduzenten führt das Unternehmen das Siegel "Geprüfte Qualität - Bayern" und verzichtet somit eigenen Angaben zufolge gänzlich auf den Einsatz von Trieb- und Pflanzenschutzmitteln sowie Pestiziden. Seine nadelige Ware - Nordmanntannen, Stechfichten und Kiefern - könne er daher reinen Gewissens als "gesunde Bäume" bezeichnen, sagt Galli im Brustton der Überzeugung.

In diesem Jahr hat er zudem noch einen weiteren Schritt in Richtung Nachhaltigkeit unternommen. "Wir versuchen uns gerade an einem Verpackungsnetz aus Naturfasern", berichtet er stolz. Dieses sei, anders als sein Pendant aus Kunststoff, biologisch abbau- und somit vollständig kompostierbar. Das Netz für einen Zwei-Meter-Baum bestehe gewöhnlich aus mindestens 300 Metern Plastikfaden, erklärt Galli. "Was da pro Jahr für ein Müllberg anfällt, ist schon schockierend." Der Wolfratshauser schüttelt den Kopf. Seine Kunden seien jedenfalls "begeistert" von der umweltfreundlichen Alternative, auch wenn diese "leider wesentlich teurer ist".

Qualität habe aber nicht nur ihren Preis, sondern mache auch "Freude" - ein Wort, das Galli oft benutzt, wenn er von seinem Verkauf erzählt: von der wochenlangen Arbeit an der frischen Luft, dem Schäkern mit den Kunden und vom Wissen, im wahrsten Wortsinn "grün" zu handeln. In erster Linie aber wolle er seinen Käufern mit gutem Service und guter Ware "Freude bescheren", sagt Galli. Das klappt offenbar gut. Jedes Jahr an Weihnachten erreiche ihn nämlich ganz spezielle Post, berichtet Galli: Fotos seiner Bäume, wie sie fertig geschmückt an Heiligabend die Zimmer seiner Kunden erhellen.

Galli's Christbaumverkauf, noch bis 23.Dezember täglich ab 10 Uhr, Campingplatz Wolfratshausen

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