Süddeutsche Zeitung

Casting für die Kultserie:Der Jung-Bulle von Tölz

Lesezeit: 2 min

Diese Augen, diese Sprüche: Simon Steinbeißer soll den Sohn von Kommissar Benno Berghammer alias Ottfried Fischer spielen. Der 13-Jährige will sich erst einmal die 69 alten Folgen anschauen.

Von Claudia Koestler, Bad Tölz

Der so sehnlich erwartete Anruf kam am Montag spätabends: "Wir haben uns entschieden - du hast die Rolle", hörte Simon Steinbeißer die Stimme des Tölzer Filmemachers Markus Kleinhans am Apparat. Tags zuvor hatte der 13-Jährige aus Nußdorf am Inn in Tölz an einem Casting für die Rolle des Sohnes von Kommissar Benno Berghammer teilgenommen - und überzeugt: Er wird in einem Teaserfilm und später in der Kino-Fortsetzung der Serie den Sprössling von Ottfried Fischer namens "Timo" verkörpern.

Erst einmal habe er nur geschrien vor Glück, "dass ich die Rolle habe, und es dann gleich Oma und Opa erzählt und die Nachbarn angerufen", sagt Simon. Zwar habe er beim Casting "ein gutes Gefühl gehabt, war aber auch sehr nervös". Deswegen konnte er schwer einschätzen, ob er auch wirklich alles habe zeigen können, was er drauf hat.

Über 60 Bewerber, darunter auch zwei Mädchen, hatten sich nach einem bundesweiten Aufruf in Tölz zum Vorsprechen eingefunden. Zwei Tage zuvor hatten Simons Mutter und sein Großvater vom Casting erfahren und ihn gefragt, ob er teilnehmen möchte. "Denn die Rollenbeschreibung passte", sagt Simon. Allerdings kannte der 13-Jährige, anders als seine Mutter und sein Opa, die "Bullen-Serie gar nicht: "Da war ich noch zu klein." Doch seit er das erste Mal ein Kino besucht habe, träume er davon, selbst vor der Kamera zu stehen. Und trotz der Nervosität konnte er sich am Ende sogar gegen Mitbewerber durchsetzen, die bereits professionelle Schauspielerfahrungen vorweisen konnten.

"Es war einfach ein sehr gutes Casting", freut sich auch Kleinhans im Nachhinein. Zwar hatten die Filmemacher mit vielen Bewerbern gerechnet, wurden aber von dem Interesse nochmals positiv überrascht. Die Jury mit Katerina Jacob, die in der Serie die Kommissarin Sabrina Lorenz an Fischers Seite darstellte, Stefan Bryxi von der Bavaria-Film sowie Kleinhans, Christian Simbeck und Andreas Jordan von der Filmproduktionsfirma "Mekk-Movie" prüften die Bewerber auf Herz und Nieren. "Die Entscheidung fiel uns sehr schwer, da mehrere Kandidaten viele Voraussetzungen mitbrachten", sagt Kleinhans. Zwei Szenen galt es für sie zusammen mit Jacob zu spielen: Einmal sollten sie böse, ein anderes mal traurig werden. Den Filmemachern kam es vor allem auf die Emotionen an, welche die Kandidaten transportieren konnten. "Die Optik ist nicht alles", sagt Kleinhans. Andere Kinder hätten vielleicht noch mehr Ähnlichkeiten mit Fischer gehabt. "Aber Simon hat uns einfach gepackt, er konnte seine Gedanken im Gesicht zeigen", sagt Kleinhans. Zusätzlich punktete er auch mit seinem Erscheinungsbild: "Es gibt schon Ähnlichkeiten mit Fischer, die Augen etwa oder wie er beim Sprechen den Kopf neigt - auf der anderen Seite hat er aber auch etwas Ähnlichkeit mit Jacob, die ja seine Mutter spielen wird", verrät der Filmemacher. Außerdem habe der Bub laut Kleinhans "tolle Sprüche drauf" - was der Rollenbeschreibung eines vorlauten Jungen entgegenkomme. Die Bewerber erst einmal aus der Reserve zu locken, habe das Casting spannend gemacht - und Jacob laut Kleinhans begeistert. Sie sei es schließlich gewesen, die die Entscheidung für Simon maßgeblich prägte. Denn nach dem ersten Vorsprechen holte sie den 13-Jährigen noch einmal zurück. "Der kann das", habe sie gesagt - und in der Tat habe er beim zweiten Anlauf alle Register gezogen. Bevor für Simon allerdings die Spotlights vor der Kamera angehen, heißt es erst mal: büffeln. "Das Auswendiglernen von Texten muss ich üben - und mir vor allem 69 Folgen des Bullen anschauen."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3160577
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 14.09.2016
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.