Süddeutsche Zeitung

Urteil am Amtsgericht:Kein Anspruch auf den Kiosk

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Am Campingplatz Ambach sieht sich Gery Borchardt als Pächter, doch seine Klage scheitert.

Von Benjamin Engel, Münsing

Es ist inzwischen schon drei Jahre her, dass Sandra und Henning Dürr den früheren Campingplatz Hirth in Ambach übernommen haben. Seitdem hat das Paar vieles erneuert, was einige begrüßen, manche aber auch ärgert. Geräuschlos ist der Besitzerwechsel jedenfalls nicht geblieben, wie sich erst an diesem Montagmorgen im Wolfratshauser Amstgericht gezeigt hat: Zum Kiosk am Campingplatz gab es dort eine Urteilsverkündung.

Geklagt hatte Gery Borchardt, Lebenspartner der früheren Campingplatzbetreiberin Gabriele Hirth. Er sieht sich als rechtmäßigen Betreiber des Kiosks und berief sich auf einen bis 2033 laufenden Pachtvertrag - jedenfalls nach seiner Darstellung. Doch der Richter wies die Klage ab. Weil Gabriele Hirth die Schlüssel für das Restaurantgebäude am Campingplatz übergeben habe, existiere kein Besitz- und damit auch kein Herausgabeanspruch für den Kiosk, so die Argumentation. Akzeptieren wollte das Borchardt aber keinesfalls. "Es wurde nichts aufgegeben", protestierte der Mitsechziger lautstark. "Ich lasse mir meine Rechte nicht kaputt machen." Er drohte sogar, das Gesetz selbst in die Hand zu nehmen - und stürmte aus dem Sitzungssaal. Später reagierte Borchardt auf Nachfrage emotional gefasster. Mit seinem Rechtsanwalt wolle er die genaue Urteilsbegründung abwarten und dann über eine Berufung entscheiden, sagte er.

Bei alledem ist die Vertragslage ziemlich komplex. Laut Borchardt hat seine Lebenspartnerin Hirth den Kiosk an ihn persönlich und die Rosl's Panorama Restaurant GmbH mit Sitz im österreichischen Innsbruck bis 2033 verpachtet. In dieser Gesellschaft sei er Geschäftsführer und seine Lebenspartnerin zu 15 Prozent Gesellschafterin. Sie beide seien aber Geschäftsführer in der deutschen Muttergesellschaft, der Rosl's Hotel- und Gaststättenbetriebs GmbH. Und an die habe die Tiroler GmbH den Kiosk wiederum weiterverpachtet. Das soll auch mit günstigeren Einkaufsmodalitäten für das einstige Seerestaurant Hirth zusammenhängen, in dem Borchardt früher tätig war.

Auf das nun erfolgte Urteil des Amtsgerichts reagieren die heutigen Betreiber erleichtert. "Wir sind froh", sagt Henning Dürr auf Nachfrage. Nachvollziehen könne er die juristischen Vorwürfe von Borchardt ohnehin nicht. Bei der Übernahme des Campingplatzes hätten er und seine Frau nur mit Gabriele Hirth verhandelt. Als der Kaufvertrag für den Platz geschlossen worden sei, habe niemand erwähnt, dass noch irgendwelche weiteren Miet- oder Pachtverträge existierten. Borchardt sei auch nie als Betreiber aufgetreten, sondern habe sich stets im Hintergrund gehalten, so Dürr.

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