Die Butterpreise klettern seit Monaten auf immer neue Höhen – eine Entwicklung, die viele Haushalte belastet. Doch welche Faktoren treiben diesen Anstieg an? Peter Fichtner, Milchbauer aus Bad Heilbrunn und Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands, ist mit den Herausforderungen der Branche bestens vertraut.
SZ: Herr Fichtner, wie dick war die Butter heute Morgen auf Ihrem Brot?
Wie immer. So, dass man kein Brot mehr sieht. Also normal halt.
Woher kommt der Anstieg des Butterpreises?
In der Regel hat das zwei Hauptgründe: Der eine ist die Preissteigerung entlang der kompletten Logistik- und Lieferkette. Das Milchprodukt wird per Lkw bei mir abgeholt, dann wird es von der Molkerei als fertiges Produkt zu den Großhandelslagern gebracht, und dann wird es von dort aus wieder mittels Lkw zu den Niederlassungen gefahren. Diese Preissteigerungen in der Logistikkette habe ich also dreimal – auch wenn sie im Einzelfall keine große Preissteigerung ausmachen. Und wir haben rückläufige Milchkuhzahlen in Deutschland und Europa. Die Betriebe, die noch wachsen, können das nicht mehr auffangen, was die aussteigenden Betriebe an Produktionsrückgang verursachen.
Der Fachkräftemangel ist auch in der Landwirtschaft ein großes Thema – und wird immer wieder als ein Grund für den Rückgang an Betrieben diskutiert. Hat es die Landwirtschaft versäumt, attraktiv für junge Menschen zu bleiben?
Ich glaube nicht, dass die Landwirtschaft das versäumt hat, aber wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen – sprich, wenn ich von meinem Betrieb nicht mehr leben kann und immer mehr Kühe brauche, um zu überleben, dann ist es schwer. Sie haben gerade den Fachkräftemangel angesprochen. Wenn junge Leute heute in gewerblichen Berufen zufriedenstellend bis gut verdienen, kann man es niemandem verdenken, wenn er sich aus der Landwirtschaft, aus der Tierhaltung – das ist ein 365-Tage-Job – verabschiedet. Gerade im Handwerk sind Personen aus der Landwirtschaft sehr gefragt, weil die in der Regel das Arbeiten gewohnt sein, weil die von klein auf in die Betriebe mitgenommen werden.
Die Verbraucher zahlen mehr für Milchprodukte, aber kommt dieses Geld tatsächlich bei den Landwirten an?
Wenn ja, dann erst zeitverzögert, weil natürlich die Molkerei zuerst den Mehrerlös erwirtschaften muss, bevor sie uns auszahlen kann. Wenn im Handel der Milchpreis oder die Milchprodukte um zehn Prozent steigen, dann kommen bei uns vielleicht zwei oder drei Prozent an.
Wenn der Butterpreis steigt, müssen sich Verbraucher dann auch Sorgen um Milch-, Käse- und Joghurtpreise machen?
Sorgen machen ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck. Fakt ist: Die Milchkühe werden weniger, und zwar europaweit. Das Mengenüberangebot, mit dem wir jahrelang zu kämpfen hatten, ist jetzt nur noch in der Hochsaison da. Also zum Beispiel im Frühsommer, wenn Gras gefüttert wird und die Kühe automatisch mehr Milch geben. Aber über das Jahr gesehen werden die Mengen weiter stark zurückgehen. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Und wenn sich der Markt dreht, wird es plötzlich statt eines Angebotsmarkts ein Nachfragemarkt. Wir haben das zu Beginn der Pandemie gesehen. Es hat nur ein paar Wochen gedauert, bis einige Regale im Lebensmittelbereich leer waren.
Die Bauernverbände prognostizieren, dass der Butterpreis besonders zu Weihnachten neue Rekorde erreichen wird. Sollten Backbegeisterte ihre Stollenrezepte schon mal auf Margarine umstellen?
Sämtliche Statistiken zeigen, dass im Vorweihnachtsbereich der Butterbedarf höher ist – und gleichzeitig die saisonale Anlieferung in den Wintermonaten ihren Tiefpunkt erreicht. Das hängt mit der Tageslänge und der Futterqualität zusammen. Daher ist das Angebot deutlich kleiner, der Mengendruck ist weg, und der Handel weiß genau, dass zu Weihnachten Butter gekauft wird. Sie sichern sich jetzt schon Mengen, damit die Regale voll sind. Und: Wenn die Nachfrage steigt, steigt in der Regel auch der Preis.