Süddeutsche Zeitung

Reden wir über:Gemeinsam für mehr Artenschutz

Die Wolfratshauser BN-Vorsitzende Sigrid Bender sucht in Geretsried nach neuen Mitgliedern.

Interview von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

"Zwei Städte - eine Gruppe": Unter diesem Motto will die Wolfratshauser Ortsgruppe des Bund Naturschutz auch in Geretsried neue Mitglieder gewinnen. Deren Vorsitzende Sigrid Bender erklärt, wie das gelingen soll und was dann alles möglich wäre.

SZ: Über Naturschutz und Artenvielfalt wird mehr gesprochen als je zuvor. Trotzdem engagieren sich nur wenige aktiv beim Bund Naturschutz in Wolfratshausen. Geretsried, die einwohnerstärkste Stadt im Landkreis, hat gar keine eigene Ortsgruppe. Woran liegt das?

Sigi Bender: Gute Frage. Es liegt wohl daran, dass die Leute immer weniger Zeit haben, und dass die Probleme immer vielfältiger werden. Einen Mitgliederschwund haben ja Vereine aller Art zu verzeichnen. Die Organisationsformen müssen vielleicht überdacht und neue Wege gefunden werden, die Leute dazu zu bringen, sich im Verein zu engagieren. Nicht nur beim BN.

Für welche Projekte brauchen Sie Leute?

Unser Bedarf ist sehr vielfältig. Wir müssen auch Pressearbeit leisten, eine Homepage pflegen. Wir brauchen Leute, die Ideen haben, aber vielleicht nicht körperlich in der Lage sind, sie umzusetzen - und umgekehrt: Menschen, die gerne etwas mit den Händen machen wollen, ohne sich groß etwas überlegen zu müssen. Wir können alle möglichen Leute gebrauchen. Ein großes Wissen über Naturschutz und Artenvielfalt muss niemand mitbringen. Nur Begeisterung für das Thema an sich.

Wie wollen Sie die Leute dazu bringen, aktiv mitzumachen?

Mit Aktionen wie jetzt. Zum einen muss man natürlich Projekte anbieten können. Es rufen schon immer wieder Leute an, die sagen: Ich hätte jetzt Zeit, ich würde gerne was machen. Für uns ist das aber eine Art Teufelskreis. Wir haben in Wolfratshausen nur fünf bis sieben wirklich aktive Mitglieder, in Geretsried keines. Mit so einer geringen Anzahl können wir keine Projekte vorhalten, in denen sich Interessenten spontan engagieren können. Ich möchte den Leuten auch nicht vorstellen, was wir schon tun, sondern was wir tun könnten, wenn wir noch mehr wären.

Was wäre das?

Wir haben zum Beispiel beim Projekt "Jeder Quadratmeter zählt" in Wolfratshausen am Radweg eine kleine Fläche als Naturgarten angelegt. Ich würde gerne mit Workshops und Beratungen die Menschen in beiden Städten dazu anregen, in ihren Gärten einen kleinen Fleck naturnah zu gestalten. Dafür brauche ich aber Leute, die anderen etwas zeigen oder auch mal was anschauen. Dann würde ich auch gerne modernere Methoden integrieren. Es gibt ja inzwischen wunderbare Bestimmungs-Apps wie "Flora Incognita". Damit könnte man eine regionale Datenbank aufbauen, mit Pflanzen, die bei uns wachsen. Wir würden auch gerne wieder Führungen und Exkursionen anbieten. Und neue Projekte entwickeln, etwa die Nachverfolgung von Bauvorhaben. Wir geben da immer eine Stellungnahme ab und sagen, dieser und jener Baum ist geschützt und darf nicht weg. Aber es hat hinterher niemand mehr Zeit, um nachzuschauen, ob der auch korrekt geschützt wird und stehen bleibt.

Wolfratshausen und Geretsried betonen ja gerne die interkommunale Zusammenarbeit. Welche gemeinsamen Aufgaben gibt es beim Natur- und Artenschutz?

Beide Städte sitzen direkt am Naturschutzgebiet Isarauen. Da könnte ich mir gemeinsame Projekte vorstellen, auch in Zusammenarbeit mit den Isarrangern. Führungen, Infostände... eigentlich kann man alles zusammen machen. Wir haben ja das gleiche Gebiet an Natur. Man kann sich da sehr gut vernetzten. Meine Idealvorstellung wäre, dass sich genug Leute melden, damit nicht jeder überall dabei sein muss. Dass die Leute sagen können: Ich engagiere mich ganz speziell für das Projekt, das mich interessiert. Und dass wir Möglichkeiten finden, möglichst viele dazu zu holen. Etwa durch Hybridveranstaltungen mit Videokonferenz, an denen auch Mütter und Berufstätige teilnehmen können. Wir wollen zeigen, dass wir für jeden etwas zu bieten haben. Aber dafür braucht man einen größeren Stamm. Mit nur fünf Aktiven muss eben jeder alles machen.

Informationsabend der BN-Ortsgruppe Wolfratshausen, Mittwoch, 29. März, 19.30 Uhr, bei Nagel & Faden, Bunsenweg 11, Geretsried

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