Bürgerversammlung:Schäftlarn ruht in sich

Kritische Fragen der Einwohner bleiben aus. Dabei wurden im vergangenen Jahr nur 17 neue Wohnungen gebaut - und die Finanzlage spannt sich an.

Von Wolfgang Schäl

Gemeindepolitik und Champions League sind nur bedingt miteinander vereinbar. Bei der Schäftlarner Bürgerversammlung in der geräumigen Grundschulaula waren die Reihen am Mittwochabend jedenfalls eher licht besetzt. An die 60 Gäste verfolgten die rund einstündigen Ausführungen von Bürgermeister Matthias Ruhdorfer (CSU), der das Bild einer in sich ruhenden Gemeinde zeichnete und damit einen Eindruck vermittelte, der sich auch in den Wortbeiträgen bestätigte - es waren nur eher marginale Fragen und Anregungen, mit denen sich die Versammelten an die Gemeinde wandten. Kritische Äußerungen wurden nicht laut, vorrangig ging es um Verkehrsangelegenheiten.

Zu den Bereichen, in denen sich eine spürbare Entspannung eingestellt hat, zählt nach Ruhdorfers Rückblick die Unterbringung von Flüchtlingen und Asylbewerbern. Demnach reduzierte der Landkreis seine Bedarfsschätzung für Schäftlarn zweimal von 130 auf jetzt noch 75. Selbst diese Zahl stelle "eine enorme Herausforderung" dar, sagte Ruhdorfer, der auf die angespannte Wohnungssituation in der gesamten Region verwies.

Der Zuwanderungsdruck im Münchner Umland sei gewaltig, die Baulandpreise haben sich Ruhdorfer zufolge in den vergangenen sechs bis acht Jahren verdoppelt. Auch die Mieten bei Neubauten seien deutlich gestiegen. Schwierig sei es insbesondere für junge Familien, bezahlbaren Wohnraum zu finden, selbst mit Fällen von Obdachlosigkeit habe man es mittlerweile zu tun. Demgegenüber hat sich Ruhdorfer zufolge die Zahl der neuen Wohnungen um lediglich 17 erhöht, eine Bautätigkeit, die er als "sehr moderat" bewertete. Das Wachstum sei nahezu ausschließlich durch Schließung von Baulücken und Nachverdichtung erreicht worden.

Schwierig ist auch die finanzielle Lage der Gemeinde. So betrug die Gewerbesteuereinnahme im vergangenen Jahr 2,4 Millionen Euro, heuer sind es aber voraussichtlich nur 1,9 Millionen, vermutlich sogar noch weniger. Bei einer Einkommensteuer-Beteiligung von gut vier Millionen, der aber die abzuführende Kreisumlage von 2,35 Millionen Euro gegenübersteht, gestaltet sich der finanzielle Spielraum für die Gemeinde eng. "Die stetig steigenden Ausgaben und niedrigen Werte bei der Gewerbesteuer machen es schwierig, die anstehenden Aufgaben zu finanzieren", sagte Ruhdorfer. Ausführlich widmete er sich unter anderem dem "Postwaggon", dem Treffpunkt für Kinder und Jugendliche, der heuer seit 20 Jahren bestehe und sich großer Beliebtheit erfreue.

Bei einem Exkurs über den Landkreis München ging dessen stellvertretender Landrat Jörg Scholler auf das Motorradfahrer-Problem auf der Klosterstraße ein. Beim Lärmschutz gebe es leider hohe gesetzliche Hürden, sodass das Problem auf dem Rechtsweg nicht zu lösen sei. Einzige Alternative wäre es Scholler zufolge, die Straße aus Naturschutzgründen komplett zu sperren. Dies aber lehne die Gemeinde ab. Einen Einblick in die Kriminal- und Unfallstatistik gewährte der für Schäftlarn mit zuständige Chef der Grünwalder Polizeiinspektion, Andreas Aigner. Demnach habe man es bei Trickdieben mit einer neuen Masche zu tun - die Betrüger gäben sich, was er besonders bedauere, telefonisch als Polizeibeamten aus und forderten ihre Opfer auf, ihr angeblich bedrohtes Vermögen schnellstmöglich einer Person anzuvertrauen, die sich dann jedoch als Schwindler erweise.

In der Fragerunde beschwerte sich Andreas Gallasch über "Stauumfahrer", die, um den stockenden Verkehr auf der Starnberger Straße zu vermeiden, die Auenstraße und den Kirchberg benutzten. Der Fragestelle empfahl eine Tempobegrenzung auf 30 Stundenkilometer. Ruhdorfer versprach, die Anregung aufzunehmen und messen zu lassen, ob dort an unübersichtlichen Stellen tatsächlich zu schnell gefahren werde. Bisher sei dies noch kein Problem gewesen.

Kein Gehör fand die Anregung von Bernd Küpper, an der Fischerschlösslstraße im Bereich der Bergkuppe ein Parkverbot zu erlassen - wegen der Enge der Fahrbahn sei es dort gefährlich. Ihm widersprach Aigner: Aus polizeilicher Sicht sei die Stelle "unauffällig". Man habe lang gebraucht, um den Schilderwald zu reduzieren. Es sei nicht ratsam, wieder neue Verkehrszeichen aufzustellen.

Abzulehnen ist aus polizeilicher Sicht auch die Aufhebung eines Abbiegeverbots an der Zechstraße in Ebenhausen - dies würde Fußgänger und Radfahrer gefährden. Wohlwollend wurden zwei andere Anregungen aufgenommen - Reinhard Kraul schlug vor, eine Sammelstelle für Druckerpatronen einzurichten, Wolfgang Herzog sprach sich dafür aus, eine regelmäßig von der Polizei gestaltete Seite im Grünwalder Wochenblatt auch für die hiesige Gemeinde zugänglich zu machen. Denn da seien viele Berichte drin, für die man sich auch in Schäftlarn interessieren würde.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: