Kommunalwahl in Icking:Drei Frauen, zwei Parteien

Schlüsselübergabe Margit Menrad Verena Reithmann Rathaus Icking Bürgermeisterin

Übergabe mit Musik und Abstand: Die neue Ickinger Bürgermeisterin Verena Reithmann (rechts) erhielt die Schlüssel von Margit Menrad (links).

(Foto: Manfred Neubauer)

In Icking sind alle Bürgermeister-Ämter mit Frauen besetzt. Erste Stellvertreterin wird Claudia Roederstein - nicht Laura von Beckerath-Leismüller

Von Susanne Hauck

Nach wie vor gibt es kaum Bürgermeisterinnen, so traurig schaut die kommunalpolitische Realität trotz aller Gleichberechtigungssprüche aus. Auch im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen regieren Männer in 20 von 21 Kommunen. Eine einzige Gemeinde schert aus - und setzt noch eins drauf: In Icking ist das Amt des Ersten Bürgermeisters mit einer Frau besetzt, genauso wie das Amt des Zweiten Bürgermeisters, und wie auch des Dritten Bürgermeisters.

Icking ist also fest in Frauenhand. Und fast ebenso fest in der Hand der UBI. Denn in der konstituierenden Sitzung am Montag wählten die Gemeinderäte Claudia Roederstein zur Zweiten Bürgermeisterin, die UBI-Parteikollegin der neuen Rathauschefin Verena Reithmann. Sie war von CSU-Mann Christoph Preuss vorgeschlagen worden. Davor hatte Laura von Beckerath-Leismüller von den Grünen, die mit den Worten "Ich bin noch voll dabei, auch wenn ich die Bürgermeisterwahl verloren habe" als erste ihren Hut in den Ring geworfen und sich aufgrund der zweitstärksten Sitzverteilung ihrer Partei Hoffnungen gemacht hatte, das Nachsehen. Auch wenn das Wahlergebnis mit neun zu acht Stimmen denkbar knapp ausfiel. Für Beckerath-Leismüller ist dies nun die zweite Schlappe. Für das Amt der Dritten Bürgermeisterin reichte es aber.

Neue Vize-Rathauschefin  Claudia Roederstein Icking

Neue Vize-Rathauschefin ist Claudia Roederstein.

(Foto: Manfred Neubauer)

Beckerath-Leismüller einfach so ohne Gegenkandidaten ins Amt zu schieben, da wollte Vigdis Nipperdey (Ickinger Initiative) nicht mitspielen. Sie hatte noch schnell ihren Fraktionskollegen Otto Güllich und den langjährigen PWG-Gemeinderat Matthias Ertl nominiert. Das hätte die Spannung beim Wahlausgang wohl erhöht, für Beckerath-Leismüller jedoch ins Auge gehen können. Güllich und Ertl wollten sich auf ein Ausmanövrieren der Grünen allerdings nicht einlassen. "Ich halte es für einen ungeheuren Vorgang, wenn die Erste und Zweite Bürgermeisterin von einer Gruppierung stammt und die nächststärkere Gruppierung keinen Bürgermeister stellt", lehnte Güllich seine Kandidatur entschieden ab.

In einer konstituierenden Sitzung geht es um viel. Neulinge werden vereidigt, Ämter besetzt, Ausschüsse gegründet und besetzt. In einem Marathon von fast dreieinhalb Stunden bekamen die Anfänger im Gremium schon mal einen realitätsnahen Eindruck von dem, was in den nächsten Jahren auf sie zukommt. Doch zunächst rieb sich manch altgedienter Gemeinderat verwundert die Augen, als er den Sitzungssaal betrat - die neue Bürgermeisterin, die sich bei ihrem Einstand nicht groß aus der Ruhe bringen ließ, hatte die vertraute Sitzordnung komplett auf den Kopf gestellt. Sie holte die kleinen Wählergruppierungen zu sich nach vorn, während ihre eigenen vier Leute nun ans Ende der Runde rutschten.

Die neue Fraktion der Grünen setzte gleich die ersten Duftmarken, indem sie zwei ihrer Anträge durchbrachte. Zum einen wird es in Icking künftig zwei Bürgerversammlungen pro Jahr geben - dafür stimmte auch Bürgermeisterin Reithmann. Und erstmals soll sich ein eigener Umweltausschuss darum kümmern, dass die Bürger mehr Solaranlagen installieren und Icking bald eine E-Tankstelle hat. Ob dabei viel rauskommt, bezweifelten einige Gemeinderäte wie Matthias Ertl, der abwertend vom "Zammhocken" sprach und den Ausschuss lieber mit technischen Aufgabenstellungen wie der Sanierung poröser Wasserleitung zu tun gegeben hätte. Einen eigenen Technikausschuss, mit dem Josef Mock (UBI) dem großen Nachholbedarf in der Infrastruktur der Gemeinde entgegenzusteuern wollte, wird es aber nicht geben. Stattdessen soll sich der Bauausschuss damit befassen.

Im Verteilungsgefecht um die Besetzung der Ausschüsse geht die SPD leer aus. Einzelkämpfer Julian Chucholowski wird wohl nirgendwo dabei sein, auch wenn die Mitgliederzahl von sechs auf sieben erhöht wurde. Einen noch größeren Ausschuss lehnte der Gemeinderat mit Verweis auf das verzerrte Spiegelbild mehrheitlich ab. UBI und Grüne dürfen zwei Vertreter entsenden, PWG, Ickinger Initiative und CSU je einen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: