Bürgermeister Janker berichtet:Kritik an geplantem Biomasse-Heizwerk

Architekturserie Wandelhalle

Die denkmalgeschützte Wandelhalle verfällt zusehens, der Park außen herum verwildert. Das ist den Tölzern ein Dorn im Auge.

(Foto: Manfred Neubauer)

In der Bürgerversammlung äußern etliche Tölzer ihren Unmut über das Nahwärmeprojekt an der Benediktbeurer Straße.

Von Klaus Schieder

Viel hat der Ortswechsel nicht gebracht. Nur knapp 50 Zuhörer kamen zur Tölzer Bürgerversammlung am Mittwochabend in das Pfarrheim Franzmühle, weniger als in den vergangenen Jahren im Kurhaus, das vor allem ältere Teilnehmer als zu abgelegen kritisiert hatten. An der Diskussionsfreude änderte sich allerdings nichts. Nach dem Jahresbericht von Bürgermeister Josef Janker (CSU) drehten sich die Fragen gut zwei Stunden lang vornehmlich um Probleme im Kurviertel.

Kommunale Sozialplanung und renovierte Turnhallen, Jugendarbeit und Haushalt, die anstehende Sanierung der zwei Grundschulen, aber auch die geplatzte Neue Tölzer Hotelkultur und der Wegfall der Geburtshilfe: In einer 38-minütigen Rede führte Janker durch die Stadtpolitik. Ganz obenan stehen für ihn bezahlbare Wohnungen. Neben den Neubauten an der Osterleite und der Kohlstattstraße, der Asylunterkunft auf der Flinthöhe, die später einmal für Tölzer zur Verfügung stehen soll, und der geplanten Familien-Notunterkunft am Waldfriedhof gibt es Janker zufolge noch weitere Areale, um günstige Quartiere zu bauen. Ins Auge gefasst seien Flächen am Kindergarten Ellbach, an der Königsdorfer Straße und der Arzbacher Straße. Dazu kündigte er eine eigene Bürgerversammlung am Donnerstag, 3. Mai, in Sitzungssaal des Rathauses an.

Eine Kontroverse entzündete sich am Biomasse-Heizwerk, das die Tölzer Stadtwerke an der Benediktbeurer Straße planen. Dieses Nahwärmeprojekt diene dem Klimaschutz und habe zum Ziel, die Feinstaubbelastung aus privaten Kaminen und Öfen "erheblich zu reduzieren", erläuterte Janker. Die Anlage sei kaum mehr als ein Heizkessel in einem Gebäude. Dem widersprach Tobias Fuhrmann. Mit einer Grundfläche von 50 mal 80 Metern, 15 Meter Höhe und einem 23 Meter hohen Kamin dürfte es "extrem schwierig sein, das zu einem optischen Highlight zu machen", meinte er. Auch Andreas Graf von Schweinitz sprach von einem "Riesenklotz". Beide äußerten sich skeptisch, ob sich genügend Anwohner an das Heizwerk anschließen werden, damit es Gewinn abwirft.

Die Prüfung alternativer Standorte für das Heizwerk forderte Eva Irle. Der Platz zwischen Rosenhof und Kogel ist Janker zufolge noch nicht gesetzt. Darüber soll der Stadtrat in seiner Klausur beraten. Thomas Bigl mochte dies nicht glauben. Bäume seien gefällt worden, ein Marterl verschwunden. "Da passiert mir zu viel Zufälliges auf dem Grundstück", sagte Bigl. Beides habe nichts mit dem Heizwerk zu tun, antwortete Bauamtschef Christian Fürstberger.

Einige Wortmeldungen drehten sich um die Zukunft des Alpamare-Geländes und der Wandelhalle. Die verrotte regelrecht, ebenso der Garten ringsum, monierte Manfred Schmid. Er forderte, die Stadt solle "klare Kante" gegenüber Anton Hoefter, dem Geschäftsführer der Jodquellen AG, zeigen. Den Zustand der Wandelhalle bezeichnete Janker als "schade". Aber die Stadt könne nichts tun, da ein Verkauf für die Jod AG an die Kommune nicht infrage komme. Was das Areal des Alpamare und des Jodquellenhofs betrifft, regte Fabian Wilhelm einen Tausch mit den Grundstücken an der Arzbacher Straße an, wo die Jod AG Wohnhäuser errichten könne. Eine gute Idee, befand Janker.

Eine Umweltverträglichkeitsprüfung forderte Willibald Raab vor jedem Bauvorhaben im Kurviertel. Der Vorsitzende des Freundeskreises Badeteil verwies auf die Probleme mit dem Schichtenwasser durch den Bau neuer Häuser und Tiefgaragen. Die Grundeigentümer müsse man vor Schäden schützen, sagt er. Das sei allerdings nicht von der Stadt zu regeln, sondern eher durch den Freistaat, so der Bauamtsleiter. Die Hausbesitzer müssten ihre Ansprüche notfalls auf dem Zivilrechtsweg gegen ihre Nachbarn geltend machen.

Die Hundetoilette beim Spielplatz am Isarufer nahe der Bürgermeister-Stollreither-Promenade sähe Moritz Reischl-Zand gerne versetzt. Der Spielplatz sollte eingezäunt werden, damit Kinder nicht von Radlern erfasst würden. Die Hundetoilette könne nur wenige Meter verlegt werden, "sonst befürchten wir, dass sie nicht mehr genutzt wird", so Fürstberger.

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