Bürgerinitiative:"Gegen Wind" in Dietramszell

Markus Pflitsch kündigt die Gründung einer Bürgerinitiative an. Er sieht durch Rotoren die einzigartige Naturlandschaft beeinträchtigt. Bürgermeisterin Gröbmaier wünscht sich eine Zusammenarbeit statt Totalablehnung.

Von Petra Schneider

- In Dietramszell kommt Gegenwind gegen Windkraftanlagen auf. Der Planungsverband Oberland hatte der Gemeinde mit vier Standorten die meisten möglichen Flächen im Landkreis bescheinigt. Die Gemeinde möchte mithilfe eines Flächennutzungsplans nur eine zusammenhängende Fläche im Zeller Wald ausweisen und hat den Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum mit der Ausarbeitung beauftragt. Markus Pflitsch hält beide Planungen für verfehlt. Er möchte eine Bürgerinitiative gründen, um zu verhindern, dass überhaupt Windkraftanlagen in Dietramszell gebaut werden.

"200 Meter hohe Windräder würden den Blick zwischen der Kirche in Lochen und den Alpen verbauen", sagt der 41-jährige Diplomphysiker und ehemalige Topmanager der Landesbank Baden-Württemberg. Seit vier Jahren lebt Pflitsch im Dietramszeller Ortsteil Linden. Er kann nicht verstehen, dass man in eine einzigartige Naturlandschaft künstliche Windräder stellen will. "Das verletzt mein ästhetisches Empfinden", sagt Pflitsch. Um das zu verhindern, will er juristisch gegen die Pläne des Planungsverbands Oberland und den von der Gemeinde beauftragten Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München vorgehen.

Pflitsch hat sich von einem Anwalt beraten lassen und will Verfahrensfehler und eine Missachtung öffentlicher Belange ins Feld führen. Beide Verbände sprächen immer von "umfangreichen Prüfungsverfahren". Warum seien dann aber unterschiedliche Potenzialflächen herausgekommen? "Die Selektionsschritte leuchten mir nicht ein." Die Bürger hätten ein Recht auf mehr Transparenz.

Dass Bürgermeisterin Leni Gröbmaier nicht einfach die Vorgaben des Planungsverbands Oberland hinnehmen will, lobt Pflitsch. Unverständlich sei ihm aber, wie wenig sich die Gemeinderäte mit der Thematik befasst hätten. Pflitsch, der als Zuhörer die Sitzungen verfolgt hatte, nennt es "fahrlässig", dass der Gemeinderat ohne Ortstermin oder Simulation derart weitreichende Entscheidungen fälle. Er ist überzeugt, dass seine Bürgerinitiative "Gegen Wind" Unterstützer findet, und will im Januar mit einer Gründungsversammlung starten.

Bürgermeisterin Leni Gröbmaier sagt, sie würde sich wünschen, dass die angekündigte Bürgerinitiative mit der Gemeinde und gegen den Planungsverband Oberland zusammenarbeitet. "Wir können nicht sagen, wir wollen bei uns nirgends Windräder." Sonst bestehe die Gefahr, dass die Gemeinde Flächen einfach zugewiesen bekommt. "Wenn der Planungsverband Oberland das ganze Verfahren entschleunigen würde, könnten auch die Bürger stärker miteinbezogen werden", sagt Gröbmaier. Das würde die Gemeinde entlasten, die derzeit mit Hochdruck an der Umsetzung des Teilflächennutzungsplans für den Zeller Wald arbeitet.

Nur wenn die Gemeinde Dietramszell das Verfahren schneller als der Planungsverband Oberland durchläuft, kann der Flächennutzungsplan in Kraft treten und andere Flächen als die im Zeller Wald können ausgeschlossen werden. 531 Hektar, also gut fünf Prozent der Gemeindefläche, hat der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum dort als Potenzialfläche ermittelt. Die Begründungen sind formuliert und sollen nun nach einstimmigem Gemeinderatsbeschluss den Trägern öffentlicher Belange vorgelegt werden.

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